Sudelbuch Satire: Über Gender-Verbote, Weinetiketten und fitte Rentner

Gender-Sorgen:

Wehret den Anfängen!

Markus Söder sorgt sich um die bayrische Sprache, Gender-Sonderzeichen werden an Schulen und Behörden verboten. Damit holt der besorgte Landesvater nach, was andere Bundesländer schon beschlossen haben: dass sich Schulen an die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung halten, auf Wortbinnenzeichen als geschlechterübergreifende Kennzeichnung zu verzichten. Was sie in der Regel ohnehin schon tun. Allerdings war der Umgang damit in Bayern bisher ziemlich lax: Wenn Schüler (generisches Maskulinum!) in Texten Sonderzeichen verwenden, sollte dies zwar markiert, aber nicht als Rechtschreibfehler gewertet werden. Diesem Einfallstor für grün-versifftes Gedankengut schiebt der Söder jetzt den Riegel vor – und hinterher, dass Deutschland doch andere Sorgen hätt’ als grünes Gendern. Recht hat er. In Bayern lebt es sich halt sorgenfrei.

Schoppen-Sorgen:

Prost!

Ohne Smartphone geht beim Schoppen bald nichts mehr. Zumindest für Weintrinker, die wissen wollen, was sie sich alles mit dem Rebensaft so einschenken. Zutaten müssen Winzer nämlich laut EU künftig aufs Etikett schreiben. Oder per QR-Code lesbar machen. Damit der mündige Verbraucher aber auch weiß, was sich hinter diesem Code verbirgt, muss er darüber eigens aufgeklärt werden, und zwar mit der Überschrift „Zutaten“. Wir sind schon gespannt auf die (Menschen-)Trauben vor Weinregalen, die mit gezücktem Handy ihren Wissensdurst löschen.

Rentner-Sorgen:

Freie Fahrt für alle!

Den Führerschein dürfen laut EU künftig nur fitte Rentner behalten. Kein Problem für deutsche Senioren. Denn die bevölkern ja ohnehin in Massen die Fitnessstudios – 70 ist das neue 50. Ihren Lappen werden sie aber schon deshalb nicht verlieren, weil er in dieser Altersgruppe systemrelevant ist: Die Wohnmobilbranche ist für die deutsche Volkswirtschaft unverzichtbar.