Rheinland-Pfalz Warum wieder Pirmasens?

Dieser Straßenzug gehört zu den weniger schönen Ecken im Winzler Viertel in Pirmasens.
Dieser Straßenzug gehört zu den weniger schönen Ecken im Winzler Viertel in Pirmasens.

Noch kennt niemand in der Südwestpfalz die Sendung, aber alleine die Ankündigung des Senders RTL II hat für Aufregung in Pirmasens gesorgt. Warum ist die Sendung so brisant? Pirmasens steht immer wieder im Fokus überregionaler Medien. Für Diskussionen sorgte 2017 ein Beitrag von Spiegel TV. Die Filmemacher bedienten damals fast ausschließlich negative Klischees, die mit Pirmasens verbunden werden: viele Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger, hohe Schulden, arme Kinder und zahlreiche Leerstände. „Im Westen nichts Schönes“, leitete die Moderatorin den Beitrag damals ein. Der Film schilderte am Beispiel einer alleinerziehenden Mutter und ihrer vier Kinder die soziale Not in der Stadt, garniert mit Kameraschwenks über leerstehende Geschäfte und verfallende Häuser. „Wer kann, der geht, wer bleibt, der hat verloren“, spotteten die Journalisten damals. Um was geht es? Im Mittelpunkt des Formats steht das Winzler Viertel – ein Stadtbezirk, der direkt an die Innenstadt angrenzt. Es ist kein Armutsviertel, aber es gibt dort durchaus soziale Probleme, leerstehende und teils verwahrloste Immobilien sowie größere Mehrfamilienhäuser. Allerdings hat das Winzler Viertel in den vergangenen Jahren sich auch positiv entwickelt. Unter anderem entstanden dort ein neuer Kindergarten und ein Vorzeige-Wohnprojekt. Außerdem wurde in die Straßen und die Grundschule investiert. Neben Hartz-IV-Empfängern wohnen in dem Stadtbezirk Menschen, die dem bürgerlichen Milieu angehören. Laut RTL II geht es in „Hartz und herzlich“ unter anderem um eine 42-Jährige, der Sozialleistungen gestrichen wurden, weil ihr Mann als Lkw-Fahrer zu viel verdient, oder eine junge Mutter, der das Jugendamt ihre Töchter entzogen habe. Die Protagonisten bekommen laut Sender kein Geld für ihren Auftritt in der Serie. Wie kamen die Fernsehleute auf Pirmasens? Dazu sagt ein Sendersprecher: „Hartz und herzlich ist eine Reportage, die sich um ein authentisches Abbild der Realität in sozial schwachen Regionen bemüht. Pirmasens wies im Jahresdurchschnitt 2018 eine Arbeitslosenquote insgesamt von 11,6 Prozent aus. Mit 31,3 Verbraucherinsolvenzen je 10.000 Einwohner wies die Stadt für 2018 den relativen Höchstwert in Rheinland-Pfalz aus.“ Pirmasens stehe damit beispielhaft für viele Orte in Deutschland mit ähnlichen Problemen. Gibt es vergleichbare TV-Formate aus der Region? In dem Format „Hartz und herzlich“ wurde 2018 eine Reihe aus den Mannheimer Benz-Baracken ausgestrahlt. Anfang diesen Jahres folgte dann die „Rückkehr in die Benz-Baracken“. Ähnlich verhielt es sich auch mit Beiträgen des TV-Senders Vox. Der berichtete 2015 erstmals über den Asternweg in Kaiserslautern. Der weithin als Kalkofen bekannte Problembezirk stand später nochmals im Mittelpunkt einer Sendung, in der die Fernsehleute der Frage nachgingen, was sich seit der ersten Ausstrahlung geändert habe. Was befürchtet der Pirmasenser Oberbürgermeister? Markus Zwick (CDU) ist als Oberbürgermeister erst seit 1. Mai im Amt. Auf seiner politischen Agenda steht das Vorhaben, das Image der Stadt zu verbessern. Er sagte, er sei „alles andere als erfreut“ über diesen Film. Er befürchtet, dass Pirmasens erneut bundesweit in einem negativen Zusammenhang dargestellt wird. Wann wird die Serie ausgestrahlt? Am Dienstag, 14. Mai, sowie an den beiden folgenden Dienstagen strahlt RTL II die Sendung „Hartz und herzlich“ aus. Beginn: 20.15 Uhr. Danach ist die Serie im Internet abrufbar.

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