Rheinland-Pfalz Urs Barandun soll vor Gericht

(kad). Fast auf den Tag genau fünf Jahre ist es her, als der Schweizer Finanzvermittler Urs Barandun damaligen Vertretern der Nürburgring GmbH einen Scheck der „Miracle Asset Management GmbH“ über 67 Millionen US-Dollar unterschrieben und ausgehändigt hat. Gestern teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit, dass sie vor dem Landgericht Mainz Anklage wegen zweifacher Urkundenfälschung gegen den 53-Jährigen erhoben hat.

KOBLENZ/MAINZ Der Scheck, mit dem sich der damalige Nürburgring-Finanzchef Hans Lippelt und sein Controller Michael Nuss Ende Juni 2009 in Zürich ins Flugzeug setzten und den sie auf schnellstem Weg bei der Landesbank Rheinland-Pfalz in Mainz einreichten, stellte sich als „nicht werthaltig“ heraus. So formulierte es am 7. Juli 2009 Finanzminister Ingolf Deubel (SPD), der damit seinen Rücktritt begründete. Die versprochene private Finanzierung des Nürburgring-Ausbaus war geplatzt. Die Wells Fargo Bank hatte in Mainz alle Alarmglocken schrillen lassen: Ein zu dem Konto gehöriges Scheckbuch war als gestohlen gemeldet, außerdem war es nur mit 50 US-Dollar gedeckt. Ein zweiter Scheck über 33 Millionen US-Dollar wurde erst gar nicht mehr eingereicht. Deubel hatte auf Barandun gesetzt, der ihm einen amerikanischen Investor namens Dupont als Geldgeber für 1,2 Milliarden Dollar präsentiert hatte. Dieses Geld sollte einen anderen Finanzpartner des Nürburgrings, die Firma Pinebeck S.A., in die Lage versetzen, die Neubauten am Ring zu kaufen und in den Zweitmarkt für amerikanische Lebensversicherungen einzusteigen. Doch hinter Pierre Sloan Dupont verbarg sich nicht der Spross einer reichen Industriellen-Familie, wie es der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) noch am Vorabend der Eröffnung des neu gestalteten Nürburgrings am 9. Juli 2009 Journalisten zugeraunt hatte, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit ein international bekannter Betrüger namens James Rice. Die Staatsanwaltschaft begründet die Anklage damit, dass die Kontoinhaberin, gemeint ist die Firma Miracle Asset Management, dem Angeschuldigten, also Barandun, keine Bankvollmacht erteilt habe. Außerdem habe sie die Schecks nicht akzeptiert. Andere Vorwürfe gegen Barandun haben sich laut Staatsanwaltschaft nicht erhärten lassen, zum Beispiel die Urkundenfälschung durch Vorlage eines gefälschten Kontoauszugs. Es handelt sich dabei um einen Auszug der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria S.A. mit Sitz im spanischen Bilbao. Ein Schreiben, das 500 Millionen Euro als Guthaben auf einem Konto ausweist, wurde bereits 2010 auf Nachfrage von einer Sprecherin der spanischen Bank als Fälschung enttarnt. Weil es sich dabei durchgängig um Fotokopien gehandelt habe, die auch als solche ausgewiesen seien, sei der Tatbestand der Urkundenfälschung nicht erfüllt, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft, Hans Peter Gandner. Außerdem habe Barandun keinen Vorteil daraus gezogen. Deshalb wurde auch der Vorwurf des Provisionsbetrugs fallengelassen. In einem anderen Punkt kamen die Ermittler nicht weiter. Dabei geht es um die zunächst 80 dann 95 Millionen Euro, die die Nürburgring GmbH 2008 und 2009 auf Verlangen Baranduns für einige Wochen auf ein Schweizer Konto zum Nachweis der Bonität überwiesen hatte. Barandun war Mitinhaber des Kontos, konnte aber nicht über das Geld verfügen. Es gab Hinweise, dass er versucht haben soll, bei anderen Banken Geld aufzunehmen und die Auszüge dieses Kontos als Nachweis eigener Bonität verwendet hat. „Es ist uns nicht gelungen, dies nachzuweisen“, sagte Gandner gestern. Barandun, der stets seine Unschuld beteuert hat, war im März 2013 als Zeuge im Prozess gegen Ex-Finanzminister Deubel und anderen vor dem Landgericht Koblenz erschienen. Als Beruf gab er Ingenieur und Ökonom an, als Wohnort nannte er Zug. Ansonsten machte er von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Baranduns Anwalt Lutz Beyer sagte gestern, er könne sich nicht zur Anklage äußern, weil er noch nicht mit seinem Mandanten gesprochen habe.

x