Rheinland-Pfalz Riskanter Schlüsseldienst

Bingen (ros/swz). Ein Fall in Bingen brachte jetzt eine jahrelange Praxis ans Tageslicht, die problematisch sein kann: Bewohner von Häusern, bei denen die Briefkästen von außen nicht zugänglich sind, hatten der Post einen Hausschlüssel gegeben. Das sollte die ungehinderte Zustellung ermöglichen. Jetzt wurden bei einem Einbruch in eine Postdienststelle in Bingen etliche dieser Hausschlüssel gestohlen.

Betroffene Hausbewohner sagten dem SWR, nur per Zufall hätten sie von dem Diebstahl erfahren und sofort ihre Schlösser austauschen lassen. Die Rechnungen hätten sie an die Post weitergereicht. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, die Post sehe sich nicht in der Pflicht, diese Kosten zu übernehmen. Jeder Kunde, der dem Postzusteller seinen Schlüssel aushändige, trage dafür selbst das Risiko. „Unsere Vorgabe an die Mitarbeiter ist, dass sie keine Hausschlüssel annehmen sollen, wir wollen das nicht und übernehmen dafür auch nicht die Verantwortung“, sagte gestern Post-Regionalsprecher Heinz-Jürgen Thomeczek in Frankfurt. Nach seiner Darstellung kam es zu dem Diebstahl in einem Übergabepunkt: „Das ist ein Raum, zu dem die zustellfähige Post gebracht wird und dann von den Zustellern übernommen wird.“ In dem Raum sollten eigentlich nur Papier, Stifte und eine Kaffeemaschine sein, so der Postsprecher weiter. Im Bingener Fall hingen dort aber auch etliche Hausschlüssel. Die Diebe hatten schon in der vergangenen Woche ein gekipptes Fenster zu dem Verteilerzentrum aufgebrochen und zwei Schlüsselbunde und eine Kaffeemaschine mitgenommen, wie die Polizei gestern mitteilte. Ob Adressen an den Schlüsseln waren, blieb zunächst offen. Auf die Frage, ob auch bei anderen Dienststellen der Post in Rheinland-Pfalz fremde Hausschlüssel deponiert seien, sagte Thomeczek lediglich: „Wir wollen das nicht, das wird auch bei jeder Dienstunterweisung so gesagt.“ Der Regionalsprecher weiß aber auch, dass früher Hausbesitzer durchaus dem Briefträger einen Schlüssel anvertraut haben, damit der sich auch dann Zutritt verschaffen konnte, wenn niemand zuhause war. „Das ist aber viele Jahrzehnte her, heute machen wir das nicht mehr“, betonte Thomeczek. Doch offenbar gibt es immer noch solche Altfälle, in denen es – wie ein Postmitarbeiter sagt – „ein Gentlemen’s Agreement zwischen Briefträger und Hausbesitzer gibt“. Die Problematik sieht der Postsprecher vor allem bei Mehrfamilienhäusern, bei denen die Briefkästen im Hausflur angebracht sind und nicht von außen zugänglich sind. Mitunter sei es auch aus Denkmalschutzgründen nicht möglich, die Briefkästen an die Außenfassade zu montieren. Aber was passiert, wenn bei Mehrfamilienhäusern mit innenliegenden Briefkästen dem Postmitarbeiter niemand öffnet? „Dann unternehmen wir einen neuen Versuch, aber irgendwann geht die Post als nicht zustellbar an den Absender zurück“, sagte Thomeczek.

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