Rheinland-Pfalz Mainz: Wissenschaftler untersuchen 3500 Jahre alte Keilschrift

Keilschrift auf Tontafeln in Haft Tappeh.
Keilschrift auf Tontafeln in Haft Tappeh. Foto: Behzad Mofidi-Nasrabadi

Nach der Digitalisierung sollen die Texte über das Internet verbreitet werden

Sie stammen aus der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus und können nur von wenigen Experten weltweit entziffert werden: Keilschrifttexte auf Tontafeln, die von dem Archäologen Behzad Mofidi-Nasrabadi von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) in Haft Tappeh ausgegraben wurden. Der Ort liegt im Südwesten des Iran und war ehemals die Stadt Kabnak, die zum Reich Elam gehörte. Bis heute wurden dort insgesamt rund 1400 Keilschrifttexte und -fragmente in babylonischer Sprache freigelegt.

Mehr als 10.000 Zeichen

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt werden sie nun digital bearbeitet und über das Internet weltweit veröffentlicht. Das Projekt sei in diesem Monat gestartet, habe eine Laufzeit von drei Jahren und werde mit einer halben Million Euro von der DFG finanziert, sagte am Montag ein Sprecher der Universität.

„Bei der Keilschrift handelt es sich um ein hochkomplexes Schriftsystem, das in all seinen Varianten insgesamt mehr als zehntausend Zeichen aufweist“, sagt Professorin Doris Prechel, Professorin für Altorientalische Philologie am Institut für Altertumswissenschaften der JGU. „Eine Automatisierung des Lesens dieser Schrift steht noch aus.“

Ziel: Automatische Übersetzung

In dem Projekt gehe es zunächst darum, rund 500 Originaltexte zu transkribieren, mit wissenschaftlichen Anmerkungen zu versehen und so aufzubereiten, dass sie der Wissenschaftsgemeinde über das Internet zur Verfügung gestellt werden können. Dafür benutzen die Mainzer Forscherinnen und Forscher digitale Aufnahmen der Tontafeln, die in einem vorherigen Projekt mit Hilfe von 3D-Scannern erstellt worden waren. „Gegen Ende des Projekts wollen die Wissenschaftler Daten erzeugt haben, die eine Reihe sprach- und schriftwissenschaftlicher Fragestellungen beantworten können. Dabei geht es etwa auch darum, zu erkennen, wie viel für eine automatische Übersetzung von Keilschrifttexten noch zu tun ist.

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