Rheinland-Pfalz Lehrermangel noch nicht behoben

MAINZ (nob). Fünf Gymnasien in der Pfalz sind in diesem Schuljahr so gut mit Lehrern versorgt, dass rechnerisch kein planmäßiger Unterricht ausfallen muss. Auf der anderen Seite fehlt in 16 Gymnasien in der Pfalz mehr als eine volle Lehrerstelle. Dort ist Unterrichtsausfall wegen Personalmangels programmiert. Die Lehrerversorgung in diesen Schulen liegt zum Teil deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

Dies geht aus den jüngsten Unterrichtsstatistiken hervor, die das Bildungsministerium in Mainz allen Landtagsabgeordneten zur Verfügung gestellt hat. Das Tabellenwerk ist auch auf den Internet-Seiten des Ministeriums veröffentlicht. Die umfangreichen Datensammlungen geben einen Überblick über die Unterrichtsversorgung in jeder einzelnen allgemeinbildenden Schule in Rheinland-Pfalz und in jeder der öffentlichen Berufsbildenden Schulen. Die Statistik legt damit den sogenannten strukturellen Unterrichtsausfall wegen fehlender Lehrer offen. Sie ist allerdings nur eine Momentaufnahme am Stichtag 25. September 2014. Bei den Berufsschulen wird die Lage nach den Herbstferien am 1. November dargestellt. Nicht eingerechnet sind Stundenausfälle wegen kurzfristiger Krankheit oder der Fortbildung von Lehrern (sogenannter temporärer Unterrichtsausfall). Dessen Wert wurde zuletzt im vergangenen Frühjahr mit knapp 2,4 Prozent im Durchschnitt aller Schulen im Land ermittelt. Allgemeine Daten über die Unterrichtsversorgung hatte Bildungsministerin Vera Reiß (SPD) bereits im Dezember veröffentlicht. Demnach können in diesem Schuljahr an den mehr als 1500 allgemeinbildenden Schulen im Land durchschnittlich 1,6 Prozent der vorgesehenen Stunden nicht gehalten werden, weil notwendige Lehrerstellen nicht besetzt sind. Das sind 0,5 Prozentpunkte weniger als im Schuljahr zuvor. In den vergangenen drei Jahren hatte vor allem der Lehrermangel an den Gymnasien immer wieder für Kritik gesorgt. Im Schuljahr 2011/12 war in dieser Schulform der strukturelle Unterrichtsausfall sogar auf 3,5 Prozent geklettert. Inzwischen ist die Situation entspannt. Mit 1,5 Prozent liegen die Gymnasien nicht mehr weit unter jenen 1,2 Prozent, die das Ministerium als Durchschnitt aller Schulen versprochen hat. Mit dem Maria-Ward-Gymnasium in Landau, sowie den Gymnasien Annweiler und Kusel hatten am Stichtag 25. September drei der insgesamt 50 Gymnasien in der Pfalz sogar mehr Lehrerwochenstunden zur Verfügung als für den planmäßigen Unterricht nötig wären (siehe Grafik). Weitere zehn Gymnasien sind so gut wie vollversorgt. Ihre Versorgungslücke liegt unter einem Prozent der erforderlichen Lehrerwochenstunden und mehr als 0,5 Prozentpunkte günstiger als die Lehrerversorgung im Landesdurchschnitt der Gymnasien. Auf der anderen Seite stehen jedoch jene 18 Pfälzer Gymnasien, die mehr als einen halben Prozentpunkt über dem durchschnittlichen Unterrichtsausfall liegen. Es fehlen in diesen Schulen jeweils auf Vollzeitstellen gerechnet bis zu zweieinhalb Lehrkräfte. Private Schulen, wie zum Beispiel das Edith-Stein-Gymnasium in Speyer, weisen darauf hin, dass bei ihnen die rechnerische Unterversorgung in der Regel nicht zu Unterrichtsausfall führe. Der Grund: Die privaten Schulen haben laut Bildungsministerium mehr Freiheiten bei der Bildung größerer Klassen, was den tatsächlichen Lehrerbedarf unter den in der Statistik angenommenen drückt. Längst nicht so entspannt wie in den Gymnasien ist die Situation in den Realschulen plus. Dort weisen die Tabellen des Ministeriums Versorgungslücken aus, die in der Pfalz bis 7,4 Prozent (Ramstein-Miesenbach) und sogar bis 7,8 Prozent (Wallhalben) reichen. Fälle von rechnerischer „Überversorgung“ mit Lehrern gibt es nur in Kaiserslautern (Realschule plus Lina Pfaff) und Zweibrücken (Realschule plus Herzog Wolfgang). Im Landesdurchschnitt liegt der strukturelle Unterrichtsausfall in den Realschulen plus bei 1,9 Prozent. Sorgenkind bleiben die Berufsbildenden Schulen. Dort wird das landesweite Defizit mit durchschnittlich 4,5 Prozent des planmäßigen Unterrichts angegeben. Schlusslicht in der Pfalz ist die Meisterschule in Kaiserslautern mit acht Prozent Unterrichtsausfall. Gut versorgt mit Lehrern sind nur die Berufsschule Wirtschaft I in Ludwigshafen und die Augustin-Violet-Schule in Frankenthal. (Foto: K. Schäfer)

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