Rheinland-Pfalz Iwwer zwä Sorte Ugeziffer

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Über den Sommer können sich die Pfälzer bislang nicht beschweren. Er hat uns schon viele sonnige Badetage und laue Nächte beschert. Zeitweise war es so heiß, dass die Mitteleuropäer mächtig schwitzten. Ein paar miserable Tage gab es auch. Doch im Großen und Ganzen ist der Sommer endlich wieder einmal so, dass er seinen Namen auch verdient. Im Nachhinein betrachtet, ist an einem Bilderbuchsommer nur eines lästig: ’s Ugeziffer. „Die Palz is denne Summer e gefeerlisches Plaschder.“ So hat es am Mittwoch ein Sprecher des Landesuntersuchungsamtes humorvoll auf den Punkt gebracht, nachdem er am Clausensee im Pfälzerwald einem Heer von Kriebelmücken begegnet war. Diese blutrünstigen kleinen Biester sind derzeit äußerst aktiv und unermüdlich auf der Suche nach Opfern. Kriebelmücken stechen nicht, sie beißen. Und zwar am liebsten Wild- und Weidetiere. Sind keine Viecher in der Nähe, stürzen sie sich bei schwülem Wetter halt auf Menschen. Das nur wenige Millimeter große Insekt verfügt bedauerlicherweise über scharfe Mundwerkzeuge, mit denen es tiefe Wunden verursacht, in denen sich das Blut sammelt. Dieses Blut saugt die Mücke lustvoll auf. Sie kann dabei Pferde scheu machen und Rinder in den Wahnsinn treiben. Betroffenen Pfälzern ergeht es kaum besser, denn die Bissstellen jucken wochenlang und schmerzen mörderisch. Der Speichel dieser Mückenart ist auch noch giftig und kann allergische Reaktionen hervorrufen. Oft sorgen die Bisse für üble Schwellungen, und es bilden sich eitrige Bläschen. Dann droht eine Blutvergiftung. LUA-Sprecher Achim Ginkel kann davon ein Lied singen. Sein Fußgelenk schwoll auf das 1,5-fache an, hinzu kamen Blasen an der Bisswunde. Auch die Verfasserin dieser Zeilen kühlt gerade ihren Knöchel und hantiert mit Cortisonsalbe. Sie wurde im Garten hinterhältig attackiert. Einziger Trost: Kriebelmücken sind nur im Freien unterwegs, im Haus belästigen sie uns glücklicherweise nicht. Wahre Plagegeister sind in diesem schönen Sommer aber auch die Grasmilben. Genau genommen handelt es sich um die rötlichen Larven der Herbstgrasmilbe, auch Erntemilbe oder Herbstlaus genannt. Sie gehört zu den Spinnentieren. Die echte Grasmilbe saugt nur an Pflanzen und ist harmlos. Trombicula dagegen ist eine Zumutung: Die winzige Larve sitzt auf Blattspitzen und lauert ihren Opfern auf. Sie bewegt sich sehr schnell, beißt Haustiere, Vögel und Mäuse. Im Schwimmbad, am See oder im Garten stürzt sie sich auch auf ahnungslose Menschen und ritzt deren Haut auf, um Zellsäfte und Lymphe mit dem Rüssel abzusaugen. Da der Homo sapiens kein geeigneter Wirt ist, verdirbt sich die Milbe den „Magen“ und kratzt ab. Was ihr recht geschieht, denn ihre Bisse quälen uns genauso lange wie die der Kriebelmücke. Auch hier kann es zu Quaddeln und Entzündungen kommen. Die kleinen Pusteln werden oft mit Flohbissen verwechselt, Hund oder Katz’ dann ganz zu Unrecht verdächtigt. Freuen wir uns also über die liebestollen Junikäfer, die auch jetzt noch allabendlich durch die warmen Lüfte taumeln. Wenigstens diese nachtaktiven Brummer leben vegetarisch: Auf ihrem Sommer-Speiseplan stehen Blätter und Blüten. Während der Dämmerung schwirren sie umher und lassen uns Pfälzer in Frieden den Aperitif genießen.

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