Rheinland-Pfalz Himmelgrünes „Wunder“

Landau (eva). Er ist ein Hingucker, dieser hölzerne Kirchenpavillon auf dem Landesgartenschau-Gelände. Am Freitag werden dort, zeitgleich mit der Trauermesse im Kölner Dom, Menschen der Opfer des Flugzeugabsturzes über Südfrankreich gedenken. Das soll aber der einzige traurige Anlass zum Gebet bleiben.

Das Bistum Speyer und die evangelische Kirche der Pfalz haben sich zusammengetan, um unter dem Motto „himmelgrün“ ein kunterbuntes Programm über die 185 Tage zu entwickeln. Herausgekommen ist Kirchenengagement in seiner ganzen Vielfalt. Theater, Lesungen und Musik wechseln mit täglich zwei Andachten jeweils um 12 und um 17 Uhr. Im Klartext heißt das: 370 mal Einkehr in den kommenden sechs Monaten. 220 Programmpunkte zählen die Konzerte und Gesprächsangebote, beinhalten Aktionen und alleine 80 mal Unterricht im „Grünen Klassenzimmer“ Vier Kita-Tage versammeln über 1200 Kinder auf dem Rasen rund um den Kirchenpavillon, 500 Kinder üben bereits fleißig für ihre Musicalaufführung. Das Pfalztheater besucht mit drei Gastspielen die ökumenische Aktionsfläche, vier Schwerpunktwochen starten bereits im kommenden Mai mit dem Thema Inklusion. Frieden, Schöpfung und „eine Welt“ folgen. Zum Landesposaunentag erwartet „himmelgrün“ sage und schreibe 800 Bläser in Landau. Die Akteure freuen sich, dass an Pfingstsonntag, 24. Mai, der ARD-Live-Gottesdienst von der Landesgartenschau kommt. Das ist einer der vielen Tage, an denen Mechthild Werner und Christine Lambrich im Einsatz sind. Die beiden teilen sich die Projektleitung, die freilich von beiden allein während der 185 Tage nicht geschultert werden könnte. Deshalb stützen sie sich gerne alleine auf 40 Mitwirkende, die das ökumenische Andachtsteam bilden. Weitere 120 Helfer meistern den Präsenzdienst am Pavillon. Insgesamt sind während der Gartenschau-Wochen 2600 Aktive im Einsatz, wollen nichts unversucht lassen, um Kirche zu den Menschen zu bringen. Schließlich habe der Schöpfer mit dem Garten Eden quasi das Patent auf Schaugärten. Für Mechthild Werner ist deshalb Kirche ganz selbstverständlich Teil der Landesgartenschau. Dabei war es gar nicht einfach, einen geeigneten Standort zu finden. Werner erinnerte an den langen Weg, der sie heute ein erstes himmelgrünes Wunder erleben lasse. Es gab Bedenken, dass der Gesang auf dem Areal andere Menschen stören könnte. „Mir war nicht bewusst, welch eine Lautstärke das Lied ,Großer Gott, wir loben dich’ hervorbringen kann.“ Das Gerangel ist vergessen, das Grundstück jenseits des Gleisbogens wirkt geradezu geschaffen für das elliptische Bauwerk, das Dirk Bayer und Andrea Uhrig aus Kaiserslautern planten. Die einheimische Douglasie ist „Baumaterial“, das unbehandelt „wittern“ darf. Fünf Jahre wird Landau nach der Gartenschau den offenen und dabei doch so anheimelnden Bau in seine Obhut nehmen. Die himmelgrünen Prinzipalien hat die Landauer Künstlerin Madeleine Dietz aus Cortenstahl gestaltet. Kombiniert hat sie Altar und Ambo mit Stein, Erde, Lehm und Holz in der ihr eigenen, klaren Form gestaltet. Als 2009 Landau den Zuschlag für die Landesgartenschau erhielt, klar wurde, dass ein Teil der ehemaligen militärischen Gebäude abgerissen würde, ist sie auf das Gelände gegangen und hat dort alte Bodenfliesen, Dachziegeln, Back- und Natursteine gesammelt. Damals freilich wusste sie noch nicht, welch eine besondere Originalität diese Steine einmal für sie haben würden. Sie zieren nämlich nicht nur den Altar, in den eine Taufstele integriert ist, sondern auch das „Landauer Tor“, das den Weg zum Kirchenpavillon weist.

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