Rheinland-Pfalz Gut gebrüllt

Ob häufig oder rar, jeder Familienname besitzt einen individuellen Klang. Kennern erzählen Namen ganze Geschichten: wo ihre Träger herstammen, welchen Beruf und welche Vorlieben ihre Vorfahren hatten oder wie sie aussahen. RHEINPFALZ-Leser können sich von den Namenforschern der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Fragen zum Familiennamen beantworten lassen.

Heute tragen viele Haustiere menschliche Rufnamen: Katzen, Hunde und Kaninchen heißen Paul, Max oder Lilly. Dagegen scheinen manche Familiennamen tierischen Ursprungs zu sein – sie erinnern an wilde Raubtiere wie Löwe oder Wolf, bei anderen denken wir eher an friedliche Haus- und Nutztiere. Aber steckt tatsächlich immer ein Tier hinter dem Namen? Auf welche Eigenschaften beziehen sich die tierischen Namen? Waren unsere Vorfahren wild oder mutig? Dies klären in der heutigen Folge die Mainzer Namenforscher Fabian Fahlbusch und Rita Heuser. geborene Wolff aus möchte wissen, warum sich manche Wölfe mit einem „f“ und die anderen mit „ff“ schreiben. Da ihre Vorfahren besonderen Wert auf die Schreibweise mit zwei „f“ legten, fragt sie, ob dies etwas mit der Religions- oder Stammeszugehörigkeit zu tun haben könnte. Für die Erklärung des Familiennamens Wolff (bundesweit 16.800 Telefonanschlüsse entsprechen etwa 47.040 Namenträgern) gibt es mehrere Möglichkeiten: Zum einen kann es sich um eine Benennung nach dem Tier handeln; im übertragenen Sinn ist damit ein wilder, gefährlicher oder grimmiger Mensch gemeint. Zum anderen geht der Familienname – und das wohl in der Mehrzahl – auf einen Rufnamen mit dem Element Wolf zurück (beispielsweise Wolfgang, Wolfram). In einigen wenigen Fällen kann auch der Name eines Hauses den Familiennamen geprägt haben. Wie kommt es nun aber zu den beiden Varianten Wolf und Wolff? Die Schreibung mit Doppel-f ist am häufigsten im Norden und Westen Deutschlands sowie in der Region Hessen/Rheinhessen/Pfalz verbreitet. Allgemein lässt sich beobachten, dass die Mehrfachschreibung von Konsonanten von Süden nach Norden hin zunimmt (zum Beispiel Schmidt gegenüber Schmid). Im späten Mittelalters und in der frühen Neuzeit bildeten sich in den Regionen Deutschland typische Vorlieben heraus, wie man bestimmte Laute schreiben sollte. Eine Rolle spielte auch die Bestrebung, einen Namen durch besondere Schreibung vom normalen Wortschatz abzugrenzen: Becker (Name) gegenüber Bäcker (Beruf), Wolff (Name) gegenüber Wolf (Tier). Mit Religion oder Stammeszugehörigkeit hat dies also primär nichts zu tun. Da die meisten Doppel-Schreibungen im Norden vorherrschen, sind heute auch viele Namenträger evangelisch – dies ist aber nicht der Grund für die Schreibung, sondern hat sich nachträglich ergeben. aus schreibt: „Da unser Name (Mink) ja auch im amerikanischen Wortschatz vorkommt, interessiert es uns brennend, ob die Vorgänger den umgekehrten Weg eines Auswanderers gingen, nämlich von Amerika nach Europa?“ Tatsächlich gab es eine solche Auswanderung – allerdings wurde diese nicht von Menschen, sondern von Tieren unternommen. Heutzutage ist besonders der amerikanische Nerz (Neovison vison) unter der Bezeichnung Mink bekannt. Seitdem Exemplare dieser Tierart aus Pelztierzuchtfarmen in Europa ausgebrochen sind, lebt das kleine Raubtier aus der Familie der Marder auch bei uns und breitet sich seit den 1950er Jahren aus. Es wird daher oft als Bedrohung für das heimische Ökosystem angesehen. Die Vorfahren der Familie Mink haben allerdings keine solche Wanderung gemacht. Das entsprechende Tier war nicht namengebend. Für die Namendeutung bieten die Lexika andere Möglichkeiten an: Zum einen handelt es sich um eine dialektale Form zu Münk, einer süddeutschen Variante vom mittelhoch-deutschen Wort „münech“, „münch“ (Mönch). Damit ist jemand gemeint, der im Dienst eines Klosters stand oder wie ein Mönch gelebt hat. Zum anderen mag auch der Ortsname Münk im Landkreis Mayen-Koblenz namengebend gewesen sein. Letztlich könnte zudem ein Berufsname zu sorbisch „mlynik“ (Müller) vorliegen. Da sich aber in der Lausitz – wo sorbisch gesprochen wurde und wird – kaum und bei Mayen/Koblenz nur einige wenige Namenträger finden, ist die erste Deutungsmöglichkeiten am wahrscheinlichsten. Die etwa 2.670 Minks (953 Telefonschlüsse) leben vor allem im süddeutschen Raum. aus möchte wissen, woher sein Familienname kommt. Unser Hausrind stammt vom eurasischen Auerochsen ab. Domestiziert wurde es zunächst als Fleischlieferant, später auch als Milchvieh und Zugtier. Seither hat der Mensch viele unterschiedliche Rassen gezüchtet. Jungtiere bezeichnet man bis zum siebten Monat als Kalb, danach vom achten bis zum zwölften Monat als Jungrind. Das geschlechtsreife männliche Hausrind wird Stier genannt, in Deutschland auch Bulle. Ochse heißt ein kastriertes männliches Exemplar jeglichen Alters, und als Kuh bezeichnet man das geschlechtsreife weibliche Tier nach dem ersten Kalben. Unser heutiges Wort Rind, mittelhochdeutsch beziehungsweise mittelniederdeutsch „rint“, geht auf eine indoeuropäische Wurzel in der Bedeutung „das Oberste am Körper, Kopf, Horn“ zurück, von der sich auch die Bezeichnungen anderer horntragender Tiere wie Hirsch, Hornisse oder Ren(tier) ableiten. Die rund 580 Träger des Familiennamens Rinder in Deutschland (207 Telefonanschlüsse) leben hauptsächlich in einem Korridor zwischen Worms und Saarbrücken. Ihre Vorfahren waren Rinderbauern oder -händler und wurden so von ihren Mitmenschen mit diesem Berufsnamen belegt. aus möchte gerne mehr über ihren Mädchennamen erfahren. Löwenanteil, Löwenbändiger, Löwenmaul, gut gebrüllt, Löwe, sich in die Höhle des Löwen wagen – unsere Sprache ist voll von Vergleichen mit dem König der Tiere. Meist beruhen sie auf seiner Macht, Stärke und Unbeugsamkeit. Bereits in der Antike wurden Götter und Heroen oft als Löwenüberwinder dargestellt, im Christentum ist er einerseits Symbol der Stärke des Stammes Juda, andererseits Bild für den teuflischen Widersacher, welcher nur mit Gottes Hilfe bezwungen werden kann. Das Mittelalter kennt ihn vor allem als häufigstes Wappentier neben dem Adler oder auch als Namengeber für Häuser (Beispiel: „hûs zu dem roten Löwen“ in Zürich). Ein ganz besonders mutiger Zeitgenosse muss der erste Träger des Familiennamens Löwenmuth gewesen sein. Seine Mitmenschen verglichen seine Furchtlosigkeit und Tapferkeit nämlich mit der eines Löwen durch die mittelhochdeutschen Wörter „lëwe“, „löuwe“ (Löwe) und „muot“ (Sinn, Gesinnung, Stimmung, Entschlossenheit, Mut). 17 Telefonanschlüsse lauten heute noch auf diesen Familiennamen. Die rund 50 Namenträger wohnen vor allem im Raum Frankenthal und Jockgrim. Haben Sie Fragen zu Ihrem Familiennamen, dann schreiben Sie uns. Die Mainzer Sprachwissenschaftler wählen aus den Einsendungen pro Folge drei bis vier Familiennamen aus und erläutern deren Herkunft und Bedeutung. (Fotos: Iversen (3), Kunz)

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