Rheinland-Pfalz „Das gibt dem Ganzen die Würze“

1963 war das Jahr, in dem in den USA die erste Farbfernsehübertragung via Satellit klappte, in dem Papst Johannes XXIII. starb und in dem der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer zurücktrat. Und in Windhagen ganz im Norden von Rheinland-Pfalz wurde damals der Landwirt Josef Rüddel zum allerersten Mal zum Bürgermeister gewählt. Am Sonntag vor einer Woche wurde der 89-jährige Christdemokrat erneut im Amt bestätigt. Jürgen Müller sprach mit dem dienstältesten amtierenden Gemeindeoberhaupt Deutschlands.

Sie sind seit 1963 immer wieder als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister gewählt worden. Verraten Sie uns das Geheimnis Ihres Erfolges?

Es macht mir einfach Spaß, mit Lust und Liebe etwas für die Gemeinde zu tun. Und was liegt aktuell in Windhagen an? Ich bin gerade vor zehn Minuten vom Sportplatz nach Hause gekommen. Der Sportplatz wird im Moment saniert, da kommt ein neuer Rasen drauf. Bei der Wahl am Sonntag vor einer Woche haben Sie sich mit 62,1 Prozent gegen Ihren Herausforderer von der SPD durchgesetzt. War das Ihr bisher bestes Wahlergebnis? Ich lag schon mal bei 72 Prozent. Wobei ich eigentlich immer einen Gegenkandidaten hatte. Das reizt einen dann schon ein bisschen, das gibt dem Ganzen die Würze. Sie haben sich für die Kommunalpolitik entschieden, Ihr Sohn Erwin hat es 2009 sogar in den Bundestag geschafft. Und mein Enkel Alexander ist am Sonntag in den Ortsgemeinderat von Windhagen gewählt worden. Auf der Liste ist er von ziemlich weit hinten auf den 3. Platz hochgerückt. Im Ortsgemeinderat sitzt auch mein Sohn Erwin, der Abgeordnete. Das wären dann drei Rüddels in einem Ortsgemeinderat. Kommt man in der Familie Rüddel sozusagen als Politiker auf die Welt? Wahrscheinlich, das scheint so. Wobei ich wohl der erste Politiker in der Familie war. Mich hat früher gewurmt, dass die meisten Windhagener auswärts arbeiten mussten. Früher war Windhagen nämlich eine sehr arme Gemeinde. Für mich als Ortsbürgermeister ist es bis heute wichtig, in meiner Gemeinde für Arbeit zu sorgen. Papst Benedikt ist mit 85, Kanzler Adenauer mit 87 zurückgetreten. Sie denken mit 89 noch nicht ans Aufhören. Was hält Sie in Schwung? Man muss halt im Geschäft bleiben, sich neue Herausforderungen suchen. Wenn man nur daheim auf dem Stühlchen sitzt, fängt man an zu rosten. Mit zunehmendem Alter wird man übrigens gelassener. Ihre Frau ist 85. Was hält Ihre Gattin davon, dass Sie nicht ans Aufhören denken? Die unterstützt mich. Das geht ja sonst nicht anders. Sie bewirtet Besucher. Wenn ich unterwegs bin, geht sie ans Telefon, schreibt mir Zettel, wen ich anrufen soll. Sie ist einfach meine beste Sekretärin.

x