Flutkatastrophe 415 Kilometer für das Ahrtal – Polizistin startet Spendenwanderung

Kriminalhauptkommissarin Sandra Köhler.
Kriminalhauptkommissarin Sandra Köhler.

Die verheerenden Bilder von der Flutkatastrophe vor einem Jahr in Deutschland sind noch allgegenwärtig. Menschen verloren ihr Leben, ihre Existenzen. Dörfer wurden verwüstet. Eine hessische Polizistin will jetzt ihren Beitrag für den Wiederaufbau leisten.

Als Ermittlerin bei der Spurensicherung hat Sandra Köhler schon einiges gesehen. „Wir sind ja schon relativ abgestumpft, aber wenn man dann so Sachen sieht wie diese Tragödie letztes Jahr“, sagt die Kriminalhauptkommissarin der hessischen Polizei mit Blick auf die Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres im Ahrtal in Rheinland-Pfalz. „Mich hat das letztes Jahr sehr berührt.“ Jetzt will die 48-Jährige ihren eigenen Beitrag zum Wiederaufbau und für die Hilfe für betroffene Menschen leisten. An diesem Samstag hat die Polizistin aus Heppenheim am Polizeipräsidium in Darmstadt eine 415 Kilometer lange Wanderung mit Spendendose durch Hessen gestartet. Dabei läuft sie nicht direkt von Süd nach Nord, sondern kreuz und quer.

Binnen drei Wochen will Sandra Köhler allen hessischen Polizeipräsidien einen Besuch abstatten. Deswegen führt ihr Weg von Darmstadt in 19 Etappen nach Offenbach, dann Frankfurt, Wiesbaden und Gießen, weiter nach Osten nach Fulda und dann nach Kassel. „Nur von Darmstadt nach Kassel wäre ein bisschen langweilig“, sagt die passionierte Wanderin. Ihren Weg hat sie über eine App vorgeplant und festgelegt.

Flut forderte mindestens 135 Menschenleben

Es sei schon ein komisches Gefühl, dass so etwas in Deutschland passieren konnte, sagt sie über die Flutkatastrophe. Es sei bestürzend, dass nicht richtig gewarnt wurde, dass es bis heute nicht so richtig aufgearbeitet wurde und dass es noch immer chaotisch aussehe. „Es ist für mich unvorstellbar, dass so etwas in Deutschland passiert und ich will mit meiner Aktion einfach noch mal daran erinnern, da sind noch welche, die Hilfe brauchen.“ Ein Kollege, der persönlich betroffen war, habe Bilder gezeigt und Geschichten erzählt, wie es da ist.

Bei der Flutkatastrophe vor einem Jahr waren mindestens 135 Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, darunter 134 im Ahrtal. 766 Menschen wurden verletzt. Auf einer Länge von 40 Kilometern an der Ahr wurden Straßen, Brücken, Schienen, Gas-, Strom- und Wasserleitungen und rund 9000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Allein im Ahrtal sind rund 42 000 Menschen betroffen, landesweit etwa 65 000.

Altenahr-Kreuzberg: Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe die Trümmer entlang der Ahr.
Altenahr-Kreuzberg: Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe die Trümmer entlang der Ahr.

„Ich bin schon ganz aufgeregt, zum einen wegen der Landschaft, zum anderen wegen der Leute“, sagt Köhler. Die Spenden will sie in den Polizeipräsidien sammeln, aber auch Leute unterwegs ansprechen. Unterstützung bekommt sie von anderen Polizisten. Das Ganze sei bei der Polizei ausgeschrieben worden. „Auf den Etappen kommen Kollegen aus den Präsidien dazu, die die ganze Sache unterstützen wollen und mitlaufen.“ Das sei auch für ihre eigene Motivation. „Dass ich halt nicht nach zwei Wochen sage: ,Oh mein Gott, wie blöd warst Du?’, sondern dass da jemand ist, der sagt, komm Sandra, lauf weiter.“

Gesammelt werde mit der Dose oder über ein Spendenkonto

Auf die Idee sei sie schon vor 30 Jahren gekommen. Sie sei damals, als sie bei der Polizei angefangen habe, mit einem Kollegen im Zug gefahren und habe sich gesagt, das kann man eigentlich auch zu Fuß machen. „Das habe ich dann aber nie gemacht“, sagt Köhler. Jetzt zum 30. Dienstjubiläum will die verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern diese Idee umsetzen.

„Wenn man dann so eine verrückte Idee hat, lag für mich so eine Spendenwanderung relativ nah.“ Gesammelt werde mit der Dose oder über ein Spendenkonto. Das Geld ist für die Aktion Deutschland hilft, die nach eigenen Angaben unter anderem den Wiederaufbau sozialer Einrichtungen und bedürftige Familien, deren Häuser oder Existenzen zerstört sind, unterstützt. Bilanz will sie nach dem 26. September ziehen, wenn sie nach ihrem Plan in Kassel ankommt. „Ich werde in jedem Fall nicht die ganze Zeit das Geld mit mir herumtragen.“

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