Rheinland-Pfalz Therapieangebot für Pädophile

Mainz (lrs/swz). Ein bundesweites Präventionsnetzwerk soll nun auch in Rheinland-Pfalz dazu beitragen, Sexualstraftaten an Kindern zu verhindern. Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) gab gestern den Startschuss für das Projekt „Dunkelfeld“, das an die Unimedizin Mainz angebunden ist. Es bietet Männern mit pädophiler Neigung kostenlose therapeutische Hilfe unter Zusicherung von Verschwiegenheit an.

Pädophile fühlen sich sexuell zu Kindern hingezogen. „Dunkelfeld“ gehört zum bundesweiten Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“. Die erste Einrichtung dieser Art war im Jahre 2005 an der Berliner Klinik Charité eingerichtet worden und hatte ein bundesweites Echo ausgelöst. Mainz ist inzwischen bereits der elfte Projektort. Weitere Anlaufstellen sind geplant. Die Arbeit der Therapeuten wird zunächst bis Ende 2016 vom Land finanziert, im laufenden Jahr wurden dafür nach Ministeriumsangaben 50.000 Euro bereitgestellt. Ministerin Bätzing-Lichtenthäler sagte gestern zur Mainzer Einrichtung: „Eine Behandlung potenzieller Täter ist der beste Opferschutz.“ Männer mit pädophilen Neigungen hätten oft Angst, sich zu offenbaren. Eine anonyme Hilfe sei aber im Gesundheitssystem bisher nicht vorgesehen. Das Projekt-Netzwerk biete die Chance, gefährdete Männer zu erreichen, bevor es zu Missbrauch von Kindern oder dem Konsum von Kinderpornografie komme. Die Mainzer Leitende Psychotherapeutin Claudia Subic-Wrana brachte das Ziel begleitender Presseanzeigen und Fernsehspots auf den Punkt: „Du bist nicht schuld an deinen sexuellen Gefühlen, aber du bist verantwortlich für dein sexuelles Verhalten.“ Die ein- bis zweijährigen Therapien sollen nach ihren Worten die Selbstverantwortung stärken, zum Teil auch mit unterstützenden Medikamenten. Studien zufolge haben bundesweit 250.000 Männer pädophile Neigungen. Die Ursachen seien unbekannt. Frauen sind laut dem Sprecher des Netzwerks, Jens Wagner, sehr selten betroffen: „In Berlin haben sich von über 2000 Fällen 17 Frauen gemeldet, von denen nur bei einer einzigen Pädophilie diagnostiziert wurde.“ Insgesamt hat das Netzwerk laut Wagner bislang bundesweit 5250 Kontaktaufnahmen registriert. Derzeit seien 150 Männer in Therapie.

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