Rheinland-Pfalz Summ, summ – der Trachtgarten lockt

Trier. Klein, schlau, beliebt und dazu noch fleißig: die Biene. Machte in den vergangenen Jahren vor allem das Problem des Bienensterbens Schlagzeilen, erobern sich die sechsbeinigen Flugkünstler zurzeit einen Platz in Wissenschaft, Kunst, Forschung und Unterricht. In dieser Serie stellen wir Projekte in Rheinland-Pfalz rund um die Insekten vor. Heute: Bienen im Unterricht – die Lehrerausbildung an der Universität Trier.

Um die Wiese ist eine weiße Kordel gespannt. Sie umringt ein Feld mit Blumen, so bunt und vielfältig, dass mancher Betrachter ins Staunen kommen dürfte. Mohnblumen, Kornblumen, Schafgarbe, Spitzwegerich, verschiedene Kleesorten, Sonnenblumen und Königskerzen – Blumenwiesen wie diese gibt es heute kaum noch. Es sei denn, sie werden extra angelegt – so wie auf dem Gelände der Universität Trier. Die vielen bunten Blüten sind Teil des Projektes „Bee.Ed“. Die Abkürzung steht für englisch „Be(e) educated“, und spielt mit dem Wortklang. Die Bedeutungen „Von Bienen lernen“ und „Unterrichtet werden“ stecken ebenso darin wie eine Anspielung auf den „Bachelor of Education“, abgekürzt BEd., den die angehenden Biologen in Trier erwerben. Seinen Ursprung nahm das Projekt vor zwei Jahren in einer Vorlesung, wie Studentin Ana Luckas erzählt. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Sam Butterick wollte sie sich am Campus in Sachen Umweltschutz engagieren. Rasch sei die Wahl dabei auf Bienen gefallen. Was aus dieser Vorlesungs-Idee mittlerweile geworden ist, überrascht die Biologiestudentin noch heute. Unter der Federführung von Professorin Andrea Möller haben die Studenten ein in Deutschland einmaliges Rundumprojekt für Schüler, Lehramtsstudenten, Wissenschaftler, Lehrer und Erzieher entworfen. Immer im Mittelpunkt: die Biene. Die Studenten betreuen sechs Bienenstöcke mit rund 360.000 Tieren, verkaufen eigenen Honig, haben einen Lehrbienenstand entwickelt, ein Imkerhäuschen gebaut und pflegen auf dem Unifreigelände einen sogenannten Trachtgarten. Tracht ist ein Begriff für die Blüten mit ihren Pollen und ihrem Nektar, von denen sich die Bienen ernähren können. In Trier soll der Trachtgarten den summenden Flugkünstlern von Frühjahr bis Herbst Nahrung liefern. „Den Umgang mit Bienen kann man nicht aus einem Buch lernen, da muss man selbst anpacken“, sagt Studentin Luckas. Das Bienenprojekt in Trier soll die Möglichkeiten dazu bieten. Schulklassen aus ganz Rheinland-Pfalz können den Lehrbienenstand besuchen und sich über die Honigsammler informieren. Beim Gang über das Gelände wird rasch deutlich, dass die Schüler dabei viel Abwechslung erwartet. Die Schüler können Bienen zählen, die Zeit stoppen, die die Tiere zum Honigsammeln brauchen und selbst versuchen, die vielen Blumen auf der Wiese zu erkennen. Mit einer speziellen Brille können sie nachempfinden, was die Bienen sehen, wenn sie über eine Blumenwiese fliegen – ein schwarz-weißes Raster. „Bienen nehmen erst ab fünf Zentimetern Details wahr“, erläutert Studentin Myriam Nachtwey, die die Station betreut. Was passiert, wenn ein Imker 10.000 Bienen die Königin klaut, wird an der nächsten Station deutlich. Zwei Holzkreuze sind aufgebaut, das linke ist über und über mit Bienen besetzt, das rechte relativ leer. Zumindest so lange, bis der Imker die Königin von links nach rechts setzt. Innerhalb von Minuten ziehen die Tiere ihrer Chefin hinterher. Anschaulicher dürfte sich Schwarmverhalten wohl kaum unterrichten lassen. Experimente wie diese sind allerdings nicht nur für Schüler spannend, auch die Studenten haben etwas davon: sie prüfen, wie sich Bienen didaktisch sinnvoll im Unterricht einsetzen lassen. Dass daraus eine ganze Abschlussarbeit werden kann, zeigt Jonas Koch. Er hat einen detailgetreuen Bienenstock für den Anschauungsunterricht entwickelt. Anstelle von summenden Insekten erwarten die Schüler im Innern des Kastens eine ganze Reihe Fotos, die unterschiedliche Waben und ihre Funktion detailgetreu abbilden. Ergänzt durch Arbeitsblätter, auf denen zusätzliche Informationen stehen, kann mit Kochs Modell überall Unterricht gemacht werden. Vom Kindergarten bis zur Oberstufe. „Lehrer können die Bienen in die Schule bringen“, beschreibt Andrea Möller die Idee von „Bee.Ed“. Als Sympathieträger eigne sich die Biene besonders gut, um das Thema Umweltbildung zu unterrichten und die Schüler für das Schicksal der Bienen zu sensibilisieren. Wie drastisch die Gefahr vor allem durch die Varroa-Milbe ist, die seit Jahren ganze Bienenvölker bedroht, wird daher ebenfalls im Rahmen des Lehrbienenstandes thematisiert – In der Hoffnung, dass es nicht bald heißt „bye, bye, Biene“.

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