Rheinland-Pfalz Pro und Contra: Sollte man sich einen echten Christbaum kaufen?

Der Nabu Rheinland-Pfalz empfiehlt, beim Kauf auf regionale Bäume zu setzen.
Der Nabu Rheinland-Pfalz empfiehlt, beim Kauf auf regionale Bäume zu setzen.

Vor rund 200 Jahren etablierte sich die Tradition, Christbäume in die Wohnung zu stellen. Mittlerweile gehört ein Naturbaum für viele zur Weihnachtszeit dazu. Doch das Thema spaltet: Für die einen ist er gut riechendes Brauchtum, für die anderen umweltschädliche Deko von vorgestern. Zwei RHEINPFALZ-Autorinnen haben sich mit dem Thema im Streitfall auseinandergesetzt.

Pro: Auf Herkunft und Qualität achten (von Elisia Ruiz)

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch der Rituale. Viele Familien haben Traditionen, die sich teilweise schon über Generationen erhalten haben. Sie sorgen dafür, dass wir uns in der Weihnachtszeit wohl fühlen können. Auch ein echter Tannenbaum gehört für viele Familien zum Weihnachtserlebnis dazu. Gemeinsam kaufen, schmücken und die Geschenke darunter legen: Gerade in der unruhigen Zeit können bekannte Traditionen und Rituale auch helfen, sich auf positive Reize zu fokussieren und die alljährliche Routine gibt Sicherheit.

Doch es gibt noch andere Argumente für einen echten Baum zur Weihnachtszeit. Allein der Duft eines Naturbaums bringt Weihnachtsstimmung in die eigenen vier Wände. Er bringt Menschen auch die Erinnerung an vergangene Weihnachtsfeste und ihre eigene Kindheit zurück. Nicht umsonst gibt es Kerzen oder Räucherstäbchen, die den Tannenduft nachahmen sollen.

Aber auch die Optik spielt eine Rolle. Weihnachtsbäume aus Plastik oder andere Formen von Christbäumen kommen dem Anblick eines geschmückten und prächtig leuchtenden Naturbaums einfach nicht nahe. Zwar bemühen sich gerade die Hersteller von Kunstbäumen, ihre Produkte natürlich aussehen zu lassen, trotzdem bleiben die perfekt „gewachsenen“ Stücke künstliche (und teilweise teure) Nachahmungen. Das sieht und riecht man merklich. Außerdem werden die meisten von ihnen aus Erdöl hergestellt. Sie sind damit also auch noch schlecht für die Umwelt.

Das wird auch den natürlichen Weihnachtsbäumen nachgesagt. Zum einen weil sie in Monokulturen wachsen. Zum anderen weil sie oft auch in Gebieten stehen, die eigentlich dafür gedacht sind, gesunde Mischwälder zu fördern. Doch bei Weihnachtsbäumen gilt dasselbe, wie auch für den Einkauf von Lebensmitteln wie Fleisch, Gemüse und Co.: auf Qualität und Herkunft achten. In der Pfalz gibt es beispielsweise mehrere Forstämter, die zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume zum selbst schlagen anbieten. Diese wachsen auf ausgewiesenen Flächen und wurden nicht chemisch behandelt. Eine weitere Option wären Weihnachtsbäume, die bei der Durchforstung geschlagen wurden. Diese haben keine zusätzliche, natürliche Fläche belegt und sind umweltschonender. Und da gibt es ja auch noch die Möglichkeit, einen Baum im Topf zu kaufen. Dieser kann nach der Weihnachtszeit wieder im Freien eingepflanzt werden. Tradition und Umweltbewusstsein lassen sich heutzutage also durchaus vereinbaren.

Contra: Ein Wegwerfprodukt par excellence (von Simone Schmidt)

Mit dem Verzicht auf einen echten, duftenden Weihnachtsbaum retten wir nicht die Welt. Klar. Aber wir können ein Zeichen setzen. Natürlich ist der Baum für viele untrennbar mit Weihnachten und wohligen Kindheitserinnerungen verbunden. Die aber nimmt uns niemand, wenn wir auf ein Wegwerfprodukt verzichten.

Der Weihnachtsbaum ist ein Wegwerfprodukt par excellence. Haben wir nicht schon genug davon? Bäume, die Jahre zum Wachsen brauchen, werden abgeholzt, schmücken millionenfach allenfalls wenige Wochen, wenn überhaupt, unsere vier Wände – bevor ihre Nadeln den Boden übersäen, der Duft des Harzes längst verflogen, die ach so herrliche Pracht vorüber ist. Also weiter so mit dem Habenwollen und Wegwerfen? Oder ist der Verzicht auf diese Tradition ein Teil des Umdenkens?

Kann die Debatte in der Familie, unter Freunden, über eine Alternative zum Weihnachtsbaum nicht befruchtend sein und jungen Menschen eben andere, neue Kindheitserinnerungen schenken? Und ihnen zugleich zeigen, ja wir nehmen die Klimakrise, die Sorgen um die Umwelt ernst und nehmen die Veränderung an. Natürlich nicht nur damit. Leben ist Veränderung. Traditionen werden mit dem Verzicht auf einen Christbaum nicht mit Füßen getreten, sondern sind selbst Teil der Veränderung. Einer Veränderung, die nicht einmal weh tut und Raum für Alternativen schafft.

Eine Option, ohne mit dem Finger auf die zu zeigen, die sich anders entscheiden. Das Weihnachtsfest – ohnehin nicht für alle ein Fest – steht und fällt nicht mit einem dekorativen Baum. Einem, der in den wenigsten Fällen ökologisch wächst, sondern gezüchtet wird und für den Pestizide und Dünger im Boden und in der Luft landen sowie Plantagen belegt werden, die sinnvoller genutzt werden können. Dazu kommt der meist kilometerlange Transport: pure Ressourcenverschwendung. Auch ein Baum im Topf ist nur eine Mogelpackung: nicht lange haltbar, ebenfalls künstlich aufgeputscht für ein einziges Datum.

Im vergangenen Jahr stand in unserem Wohnzimmer erstmals eine hundert Jahre alte Holzleiter anstelle des grünen Nadelgehölzes. Das vieldiskutierte Novum war gewöhnungsbedürftig. Aber auch dort hatten Geschenke und Lichterkette Platz, es sorgte genauso für Stimmung. Diesmal wird ein Weihnachtsbaum gebaut aus unbehandeltem, heimischen Holz. Das Werk wird hoffentlich glücken, damit die Baumvariante alle Jahre wieder aus dem Keller kommen darf.

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