Rheinland-Pfalz An der Loreley geht Windkraft-Streit weiter

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(kad). Im Unesco-Welterbe Mittelrheintal erhitzen die geplanten Windräder weiter die Gemüter. Der Verbandsgemeinderat Loreley hat in seiner Sitzung am Dienstagabend mehrheitlich einen Antrag abgelehnt, die Windkraftpläne aufzugeben. Doch im Schatten des weltberühmten Felsens wird in diesen Tagen noch über viel mehr diskutiert: über die Umgestaltung des Loreley-Plateaus und die Pläne von Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD), die Bundesgartenschau 2031 auszurichten.

St. Goarshausen Für letzteres hat der Zweckverband Oberes Mittelrheintal in einer Sondersitzung am Mittwochabend in Koblenz einstimmig seine Zustimmung erteilt. Dort fand 2011 die Bundesgartenschau statt. Die Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein ist Koblenz von der Veranstaltung geblieben, ebenso wie die schöne Rheinufergestaltung und die Fläche hinter der Festung. Für eine Gartenschau im engen Mittelrheintal rechts und links des Rheins soll eine Machbarkeitsstudie bis September 2016 erstellt werden. Konkreter als für die Bundesgartenschau sind die Pläne für die Umgestaltung des Loreley-Plateaus. Ein Landschaftspark soll den Fels für Besucher in Szene setzen, ein Hotel Gästen eine Bleibe bieten. Derzeit ist das touristische Angebot sehr bescheiden. Die Aussage von Kulturstaatssekretär Walter Schumacher (SPD), die Loreley sei „versifft“, löste im Frühsommer einen Aufschrei aus. Zu dieser Zeit war der Gestaltungswettbewerb für das Loreley-Plateau der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord bereits abgeschlossen. Nach dem Siegerentwurf soll ein Spalt in den Fels gefräst werden, durch den sich die Besucher der Spitze mit dem spektakulären Ausblick nähern. Für den Ankauf der Grundstücke sind nach den Worten von Werner Groß (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, 4,2 Millionen Euro nötig. Dass die Umsetzung des Landschaftsparks weitere zehn Millionen Euro kostet, wie SPD-Verbandsgemeinderatsmitglied Marco Jost der RHEINPFALZ sagte, wollte Groß nicht bestätigen. Die Summe stehe noch nicht fest. Aber Groß sagt auch, dass die bisher versprochenen Mittel, fünf Millionen Euro vom Bund und vier Millionen vom Land, zusammen mit einem zehnprozentigen Eigenanteil der Kommunen nicht ausreichten. Der Verbandsbürgermeister steht wegen anderer Pläne heftig in der Kritik, diese kommt sogar aus der Landesregierung. Es geht um geplante Windkraftanlagen, die von der Loreley aus zu sehen wären. Mehrere Ortsgemeinden planen die Errichtung von Anlagen, die Verbandsgemeinde hat einen Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht. Selbst Energieministerin Eveline Lemke (Grüne) hat Anfang August Windräder an den geplanten Stellen ausgeschlossen und auf eine Sichtachsenstudie verwiesen. Außerdem hat die deutsche Unesco-Kommission in einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mit einer Aberkennung des Welterbestatus gedroht. Vor Ort hat sich auf beiden Rheinseiten eine Initiative gegen die Pläne gegründet, einer ihrer führenden Köpfe ist Ratsmitglied Jost. Die Windkraftgegner formierten sich auch vor der Verbandsgemeinderatssitzung am Dienstag. Dennoch fand der von den Grünen eingebrachte Antrag, die Windkraftpläne zu stoppen, bei der Sitzung keine Mehrheit. Groß sagte, er würde gerne mit der Unesco-Kommission über die Windräder sprechen, die bereits auf der linken Rheinseite oberhalb des Tals stehen. Wenn diese den Status nicht gefährdeten, verstehe er nicht, warum die Windräder auf der rechten Rheinseite stören sollten. Er vermutet eine kurz vor der Landtagswahl politisch motivierte Verhinderungsplanung. „Das Thema hat inzwischen Züge eines Glaubenskrieges“, sagt er. Eine rechtliche Beratung und ein runder Tisch sollen nun zur Versachlichung der Debatte beitragen.

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