Saarländerwitze Interview mit Verleger und Cartoonist Steffen Boiselle über Pfalzgefühl und Saarländer

Kennt sich gut aus mit Pfalzgefühl: Cartoonist und Verleger Steffen Boiselle.
Kennt sich gut aus mit Pfalzgefühl: Cartoonist und Verleger Steffen Boiselle.

Steffen Boiselle, als gebürtiger Ludwigshafener „100% Pälzer“ und dank der gleichnamigen Cartoon-Reihe für seinen Humor bekannt, sollte sich mit Saarländerwitzen bestens auskennen. Auch mit dem Saarland? Wir gehen dem mal auf den Grund.

Herr Boiselle, Sie haben eine kleine Sammlung an Saarlänner-Witzen in einem Büchlein im Neustadter Agiro-Verlag (5 Euro) auf Ihre typische 100%Pälzer-Weise herausgegeben. Wo haben Sie denn die Witze her?

Die hört man hier eben so. Ich finde am besten die Saarländer-Witze, die man nicht rumdrehen kann, zum Beispiel: Pfälzer in die Pfalz, Saarländer in die Saar. Ich habe mich bemüht, vor allem solche für mein Buch zu finden. Aber das ist natürlich nicht ganz einfach.

Mancher Witz enthält ja einen wahren Kern, wie ich selbst das als Pfälzerin mit saarländischem Migrationshintergrund jedenfalls von den Pfälzer Witzen her genau zu wissen glaube. Waren Sie schon im Saarland, um das zu prüfen?

Ich war schon ganz oft im Saarland und ich bin sehr gerne dort. Das darf man hier ja fast gar nicht laut sagen. Aber die Saarländer waren wirklich immer lieb und nett zu mir.

Ganz schön clever, diese Saarländer!
Ganz schön clever, diese Saarländer!

Ich finde, wenn man Saarländer-Witze veröffentlicht, dann sollte man sich doch auch Saarland-Experte erweisen. Ich habe da mal einen kleinen Test vorbereitet – und bitte nicht googeln!

Welches Bier ist aus dem Saarland? Mehrfachnennungen möglich:

a)

Parkbräu

b)

Bellheimer

c)

Welde

d)

Karlsberg

D

Stimmt! Welcher der folgenden Orte/Städte liegt im Saarland? Mehrfachnennungen möglich:

a)

Zweibrücken

b)

Bechhofen

c)

Hagenbach

d)

Saarbrücken

B, C, D

Fast richtig – und ich gebe zu, diese Frage war richtig gemein. Tatsächlich ist es nur Saarbrücken, denn Bechhofen liegt direkt an der Grenze zu Homburg und Hagenbach ist schon fast Frankreich ... Nächste Frage: Gehört der Saarpfalz-Kreis zum Saarland oder zur Pfalz?

a)

Zum Saarland

b)

Zur Pfalz

c)

Zu beiden Bundesländern

A

Stimmt. Bestens, ich sehe, Sie kennen sich aus, auch wenn es beim ein oder anderen Ort nicht so ganz gepasst hat! Chapeau! Es gibt nämlich den ein oder anderen Pfälzer, wie ich festgestellt habe, der bei der Westpfalz und beim Saarland ins Schwimmen kommt. Da besteht der Saarländische Adventskranz gerne mal aus einem Ring Lyoner und vier Flaschen Parkbräu …

Dazu hätte ich noch eine Frage: Wie unterscheiden Sie Westpfälzer und Saarländer eigentlich?

Ich glaube, an der Sprache. Ist es nicht so, dass die Saarländer immer „holle“ statt „nemme“?

Stimmt: Der Saarländer „hollt e paar Kilo ab“, der Pfälzer „nemmt“ ab. Aber ist es Ihrer Meinung nach wirklich nur der Dialekt, der uns trennt?

Ich finde schon.

Wo verorten Sie denn den Saarländischen Dialekt auf einer Skala der beliebtesten bundesdeutschen Dialekte?

Aus Tradition ganz weit unten. Inoffiziell muss ich aber sagen: Ich finde sächsisch und schwäbisch schlimmer. Und hessisch und saarländisch geben sich, wie ich finde, nicht viel.

Gibt es saarländische Eigenheiten oder Begriffe, die Sie besonders mögen oder schräg finden?

„Hauptsach gudd gess“ – das ist so ein geniales saarländisches Motto. Da bin ich fast neidisch drauf. Aber das kann man den Saarländern nicht wegnehmen. Und ich fand immer den Ort Schiffweiler bemerkenswert.

Immerhin ein Motto, das dem Pfälzer gefällt: „Hauptsach’ gudd gess“.
Immerhin ein Motto, das dem Pfälzer gefällt: »Hauptsach’ gudd gess«.

Haben Sie einen Lieblingssaarländer?

Ja, ich habe auch Lieblingssaarländer: meinen Comic-Händler in Saarlouis zum Beispiel. Und Bernd Kissel. Der ist Comic-Zeichner und hat die Känguru-Chroniken für „Zeit online“ gezeichnet. Er ist aus dem saarländischen Dörfchen Berus.

Es ist für mich ein ewiges Mysterium: Wenn ich aus dem Wilden Westen Deutschlands, dem Saarland, in die Pfalz komme, ist die Westpfalz ja vorne, aber der Pfälzer Osten nennt sich Vorderpfalz. Können Sie mir erklären, warum das so ist?

Das weiß ich, offen gesagt, auch nicht. Vielleicht wollten sich die Westpfälzer nicht das Etikett als Hinterpfälzer aufkleben lassen? Hieß das nicht früher sogar Hinterpfalz analog zu Vorderpfalz? Vielleicht wollten die das nicht und haben sich in Westpfalz umbenannt. Ich habe mir dazu auch schon so meine Gedanken gemacht. Ich weiß es aber wirklich nicht. Da müsste man mal einen Experten fragen.

In der Pfälzer Rangordnung folgt auf den Vorderpfälzer der Westpfälzer und dann erst der Saarländer – natürlich weit abgeschlagen. Was kann der Pfalzanwärter mit saarländischem Migrationshintergrund tun, um sich zu integrieren – und am Ende vielleicht gar die Pfälzer Staatsbürgerschaft zu bekommen?

Nichts. Die hat man entweder von Geburt oder von Gottes Gnaden (lacht). Aber ich muss zugeben, dass es auch in der Pfalz unsichtbare Grenzen gibt. Ich bin in Neustadt seit 23 Jahren, fühle mich als Neustadter, aber ich bin in Oggersheim geboren – und werde vermutlich in Neustadt deshalb immer ein Zugezogener bleiben. Was soll man machen? Ich denke, die Hoffnung muss man auf die nächste Generation verlagern. Für Saarländer sozusagen auf die PIG – Pfälzer in Gründung. Wer sich besser integrieren möchte, kann sich vielleicht die Sprache aneignen. Wir haben im Agiro-Verlag ein Buch „Pfälzisch“ herausgebracht, das ich in dem Zusammenhang ans Herz legen kann. Der Autor gibt auch Einsteigerkurse, in denen er mit den Leuten zum Beispiel pfälzisch singt. Wer den Kurs absolviert, bekommt eine Urkunde. Aber die Pfälzer Staatsangehörigkeit ist das natürlich nicht, dafür aber wenigstens die Dauerduldung. Bei uns wird kein Saarländer abgeschoben.

... im Leewe nedd!!!! Meint zumindest der Stammtisch.
... im Leewe nedd!!!! Meint zumindest der Stammtisch.

Aber das Hoch-Pfälzische gibt es ja eigentlich gar nicht. Es gibt ja viele verschiedene Pfälzer Dialekte. Welcher gilt dann offiziell? Die Aufgabe ist also eigentlich unlösbar …

Das stimmt natürlich. Es gibt fünf Sprachregionen in der Pfalz. Wir diskutieren hier auch immer über die Aussprache, je nachdem wo die Bücher spielen, die wir rausbringen.

Vielleicht kann man die Einheit der Pfalz anhand eines typischen Pfalzgefühls festmachen? Können Sie definieren, was Pfalzgefühl für Sie heißt?

Das kann ich auch nur aus meiner Sicht als Vorderpfälzer sagen: Sonne, Wein, gute Laune und gutes Essen.

Offen gesagt: Das passt auch zum Saarland-Gefühl. Da kommen dann auch noch herzliche Menschen hinzu. Schön, dass wir uns unterm Strich doch so einig sind!

Ja. Ich glaube ja, dass Saarländer und Pfälzer sich kabbeln, weil sie sich im Grunde doch so ähnlich sind. Aber das habe ich jetzt natürlich nicht gesagt (grinst).

Immerhin ist die Frage geklärt, ob der saarländische Schwiegersohn die Tochter „unnerhalde“ kann ...
Immerhin ist die Frage geklärt, ob der saarländische Schwiegersohn die Tochter »unnerhalde« kann ...
1619_Pfalzgefühl_digital

Hast du die Pfalz im Blut?

Liebst du die Pfalz genauso wie wir? Gehst du gerne auf Weinfeste? Kennst du dieses Pfalzgefühl, das sich nicht beschreiben lässt, weil man es einfach erleben muss? Hier gibt es Artikel für alle Pfälzer, die die Pfalz im Herzen tragen. Für alle, die wissen, wo Hettrum, Hääschde und Harschem liegen. Und für alle, die warme Sommerabende am liebsten mit ihren Freunden und Dubbeglas in der Hand verbringen.

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