Hochmoselbrücke Sekundensprung aus 158 Metern Höhe

Teurer Adrenalinstoß von der Hochmoseltalbrücke: Am Sonntag sprangen von hier vier Fallschirmspringer in die Tiefe.
Teurer Adrenalinstoß von der Hochmoseltalbrücke: Am Sonntag sprangen von hier vier Fallschirmspringer in die Tiefe.

Nur Sekundenbruchteile freier Fall, dann muss der Fallschirm aufgehen. Am Sonntag sprangen vier junge Männer von der Hochmoseltalbrücke aus 158 Metern in die Tiefe. Sie frönen offenbar einem – hochriskanten und zumeist illegalen – Sport, dem Basejumping. Dabei stürzt man sich von Hochhäusern, Brücken, Antennen oder Felsen. Die vier wurden schon unter der Brücke erwartet.

Die erst im November 2019 frei gegebene Brücke über das tief eingeschnittene Moseltal im Norden von Rheinland-Pfalz zwischen Ürzig und Zeltingen-Rachtig war noch gar nicht fertig, da lockte sie schon Freifall-Freaks an. Der Sprecher der Polizei in Bernkastel-Kues erinnert sich noch gut an einen Fall vor zwei Jahren, als gerade einmal die hohen Pfeiler für die B 50 mit ihren vier Fahrstreifen in maximal 158 Meter Höhe fertig waren. Eine Gruppe Belgier sei damals an den Betonsäulen hinaufgeklettert und habe sich mit Fallschirm-Ausrüstung hinabgestürzt, sagt Ulrich Schneider auf Anfrage.

Hochriskant und verboten

Normalerweise suchen die Springer erst nach vollendeter Tat das Auge der Öffentlichkeit und stellen ihre Video-Mitschnitte dann ins Netz oder teilen sie mit Gleichgesinnten. Zuschauer vor Ort wollen sie keine. Denn: Ihr Sport ist meist illegal. Am Monte Brento nördlich des Gardasees beispielsweise, einem der begehrtesten Plätze überhaupt, sind schon etliche Menschen von der vorstehenden Klippe in den Tod gestürzt. 150 Meter über dem Boden ziehen die Springer die Reißleine, die schmalen Fallschirme bremsen den Sturz.

Von der Hochmoseltalbrücke dauert so ein Sprung nur wenige Sekunden. Am Sonntagabend hatten sich die vier Männer im Alter von 23, 25, 29 und 39 Jahren in luftiger Höhe verabredet und in der Tiefe zuvor schon ihren Wagen geparkt. Doch gegen 18.30 Uhr wurden sie von einem Autofahrer entdeckt. Und dabei beobachtet, wie sie die Absperrung überwanden und mit einem Fallschirm vom Bauwerk sprangen, sagt die Polizei. Doch Pech für die Extremsportler. Ganz in der Nähe der Brücke ging der Alarm bei zwei Streifenwagen ein; nach einem weiteren Zeugenhinweis erreichten die Beamten wenig später als die „Flieger“ deren Auto. „Die waren ganz schön bedrückt, dass sie erwischt wurden.“

Zwischen 200 und 5000 Euro Strafe

Den Franzosen, den Schwaben und die beiden Rheinland-Pfälzer erwartet jetzt ein saftiges Bußgeld von 200 bis 300 Euro. Sie haben nicht nur ihr Leben riskiert, sondern auch gegen das Luftfahrtverkehrsgesetz verstoßen. Falls sie Mehrfachtäter sein sollten, droht ihnen laut Polizei sogar bis zu 5000 Euro Strafe. Etwas hatten sie schon gleich abgeben müssen: eine SD-Speicherkarte der Actionkamera mit dem Dreh des Nervenkitzels.

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