Kirche Gebürtiger Pfälzer wird neuer Erzbischof von Paderborn

Udo Markus Bentz.
Udo Markus Bentz.

Die Personalie mag überraschen: Erstmals seit 1891 kommt der neue Paderborner Erzbischof nicht aus der Region. Ein gebürtiger Pfälzer, zuletzt Weihbischof in Mainz, wird neuer Oberhirte der Katholiken in Paderborn. Wie wird er sich beim Reformweg der Kirche positionieren?

Der bisherige Weihbischof und Generalvikar von Mainz wird neuer Erzbischof in Paderborn. Nicht nur für den 56-jährigen Udo Markus Bentz - geboren im pfälzischen Rülzheim - ist der Schritt von Mainz nach Nordrhein-Westfalen eine Zäsur. Für das Erzbistum Paderborn ist die Personalie ungewohnt, denn zuletzt wurde dort 1891 jemand Bischof, der nicht aus der Region kam.

Die Menschen im voll besetzten Dom zu Paderborn nahmen die Personalie am Samstag bei der Vorstellung von Bentz mit langanhaltendem Beifall auf. Am Mittag läuteten im gesamten Erzbistum die Glocken. Im Dom richtete Bentz erste Worte an die Katholiken. Er zeigte sich sichtlich nervös. Dabei hatte er 2018 an gleicher Stelle bereits einmal gepredigt - beim Domweihjubiläum vertrat er damals den Mainzer Bischof.

In seinem Grußwort ging Bentz direkt auf die aus seiner Sicht wichtigen Punkte ein. Beim Thema Missbrauch sprach er von der dunklen Seite der Kirche. In Paderborn wurde eine Studie zu dem Thema noch nicht veröffentlicht. „Ich weiß noch zu wenig über den Ansatz hier“, sagte Bentz bei einer Pressekonferenz. Er versprach, sich den Gesprächen mit den Betroffenen zu stellen. „Hier geht es um den Umgang mit Schutzbefohlenen. Gerade die Schwachen müssen in der Kirche sicher und gut leben können“, sagte er.

Der Münsteraner Kirchenrechtler und Professor Thomas Schüller kennt den neuen Erzbischof gut. „Mit Udo Markus Bentz bekommt Paderborn einen moderat konservativen Erzbischof. Er ist hochgebildet. Beim synodalen Weg ist er kein Revoluzzer, aber er ist auch kein Verhinderer“, ordnete Schüller am Nachmittag die Personalie ein.

Der synodale Weg ist ein Reformprozess, den die deutschen Katholiken 2019 als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal initiiert hatten. Synodalität meint dabei das gemeinsame Beraten und Entscheiden.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, lobte das bisherige Engagement von Bentz bei dem Reformweg. Er wolle die Gelegenheit nutzen, um Bentz „aufrichtig für allen Einsatz beim Synodalen Weg zu danken“, wurde Bätzing in einer Mitteilung der Bischofskonferenz zitiert.

Bentz äußerte sich diplomatisch. In den Worten des Papstes zum synodalen Weg sehe er viel Orientierung. „Es gibt verschiedene Perspektiven, wie Synodalität gelebt werden kann. Wir können da viel von den verschiedenen Ortskirchen in der Welt lernen“, sagte der neue Erzbischof. Hier sei es wichtig, dass die verschiedenen Gruppen sich zuhörten. „Die synodale Dynamik in Deutschland wird verstanden als Teil des gesamten Weges. Keiner kann sagen, ich habe den richtigen Weg.“ Beim synodalen Weg geht es etwa um die Einbindung von Frauen und Laien sowie um Interessen von Homosexuellen.

Bentz wird Nachfolger des langjährigen Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker. Dieser war im Oktober vergangenen Jahres aus Altersgründen ausgeschieden. Die Einführung von Bentz soll am 10. März 2024 im Paderborner Dom stattfinden.

Das Erzbistum Paderborn umfasst rund 1,4 Millionen Gläubige und ist eins von bundesweit nur sieben Erzbistümern. Der Erzbischof von Paderborn nimmt damit eine der zentralen Führungspositionen in der katholischen Kirche in Deutschland ein.

Geografisch erstreckt sich das Erzbistum in Nordrhein-Westfalen von Minden im Norden bis nach Siegen im Süden und von Herne im Westen bis nach Höxter im Osten. Zusätzlich zu den Gebieten in Westfalen zählen Teile des Kreises Waldeck-Frankenberg (Hessen) und die Stadt Bad Pyrmont (Niedersachsen) zum Erzbistum Paderborn.

Bentz bat nach seiner Vorstellung um Zeit - er komme aus einem anderen Bistum mit einer eigenen Prägung. Der Anruf aus Paderborn hatte ihn vor etwa acht Tagen erreicht. „Das ist ein großer Einschnitt in deinem Leben. Ich ahne nur, was das für ein Schritt ist, wenn man 35 Jahre in Mainz verwurzelt war“, sagte Michael Bredeck, der das Erzbistum nach dem Rücktritt Beckers über ein Jahr kommissarisch geleitet hatte.

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