Panorama Comic-Laden zu verschenken

Kann jemandem einen Traum verwirklichen: Carmelo Chimera.
Kann jemandem einen Traum verwirklichen: Carmelo Chimera.

Das wird keine gewöhnliche Geschäftsübergabe. Carmelo Chimera verschenkt seinen Comic-Laden in La Grange, einem Vorort von Chicago, samt Inventar. Interessenten müssen nur eine Aufgabe erfüllen.

Herr Chimera, wie kommt man auf so eine Idee?

Ich arbeite in Vollzeit als Anwalt, habe kürzlich geheiratet, besitze zwei Geschäfte und habe gerade erst mit großem Erfolg eine eigene Graphic Novel veröffentlicht. Schreiben und Publizieren sind meine eigentliche Leidenschaft, aber ich verzettele mich. Der Laden leidet ohne mich – genauer gesagt: Er leidet ohne einen passionierten Besitzer, der ihm genügend Zeit und Aufmerksamkeit widmen kann. Aber warum gleich verschenken? Ich könnte ihn schließen, aber damit gingen alle Kunden verloren, seine Geschichte sowie Zeit und Geld, die investiert wurden. Ich könnte ihn verkaufen, doch das fühlt sich kalt und unpersönlich an. Und es gibt keine Garantie, dass der Beste den Laden auch erhielte. Aber ihn verschenken? Das ist ein inspirierender Gedanke. Die einmalige Gelegenheit, jemandem einen Traum zu verwirklichen. Was erwarten Sie von den Bewerbern? Interessenten müssen eine kleine Gebühr von 25 Dollar zahlen und in 500 Wörtern die Frage beantworten: Was macht einen guten Comic-Laden aus? Ich habe kein Bewertungsraster oder so was. Ich erwarte, dass ich es spüre, wenn jemand es ernst meint. Wie sind bislang die Reaktionen? Überwältigend positiv. Neun von zehn Leuten haben mir gesagt, dass das Angebot inspirierend ist, sogar lebensverändernd. Das freut mich sehr. Meine Hoffnung ist, mehr als das Leben nur einer Person zu ändern. Ich will etwas auslösen, das uns alle mehr Hoffnung gibt. Natürlich gibt es wie immer auch böse Zungen. Wenn du etwas Außergewöhnliches anstößt, sind jedes Mal Leute verschreckt, misstrauisch oder neidisch. Und wie läuft das Comic-Geschäft? Für den Einzelhandel generell sind es gerade harte Zeiten. Andererseits sind im vergangenen Jahr die Verkaufszahlen in unabhängigen Buchhandlungen und Comicläden gestiegen. Mehr denn je brauchen wir Geschäftsleute mit Leidenschaft und Visionen. Harte Arbeit wartet, ich kann den Erfolg nicht auf dem Silbertablett servieren. | Interview: Peter Müller

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