Kultur Malewitsch-Gemälde aus Wilhelm-Hack-Museum ist Fälschung [mit Video]

Nach Jahrzehnten als Fälschung enttarnt: „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“.
Nach Jahrzehnten als Fälschung enttarnt: »Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat«.

Das Bild wurde auf 60 Millionen Euro geschätzt und hing mehr als 30 Jahre lang erst im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum, dann in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Jetzt wurde nachgewiesen, dass es sich bei dem Gemälde „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“ von Kasimir Malewitsch um eine Fälschung handelt. Die Zweifel an der Echtheit des Bildes sind allerdings schon viel älter.

Wäre das Bild nicht von Ludwigshafen nach Düsseldorf gewechselt, würde es vermutlich noch immer unbehelligt im Wilhelm-Hack-Museum hängen und von Schulklassen als Ikone der abstrakten Malerei bestaunt werden. Es ist eine der Varianten des berühmten „Schwarzen Quadrats“, mit dessen Präsentation 1915 in St. Petersburg Malewitsch eine neue politische und ästhetische Ära eröffnen wollte. Als Logo zieren Rechteck und Quadrat bis heute die Pressemitteilungen des Ludwigshafener Museums. Dass es sich bei dem angeblich 1915 entstandenen Bild um eine Fälschung handelt, habe er erst in der vergangenen Woche erfahren, sagt Museumsleiter René Zechlin, räumt aber ein, dass es schon in den 1970er-Jahren Zweifel an der Echtheit gegeben habe. Verfolgt wurden diese allerdings nicht. Wenn man mit Zechlin über den Fall spricht, wählt er seine Worte mit großem Bedacht. Das Bild habe ja nicht dem Museum gehört, gibt er zu bedenken, der Wunsch nach einer Echtheitsüberprüfung wäre somit ein Affront gegen den Leihgeber gewesen. Fälschungen sind sicher eines der unangenehmsten Themen für einen Museumsleiter. Im vorliegenden Fall ist Zechlin dafür auch nicht der richtige Ansprechpartner, er kam schließlich erst 2014 nach Ludwigshafen, ein Jahr später musste er den vermeintlich millionenteuren Malewitsch auch schon nach Düsseldorf abgeben.

Für 33 Millionen Pfund versteigert

Das Bild gehörte nicht zur rund 120 Kunstwerke umfassenden Sammlung Wilhelm Hack, die die Ludwigshafener Museumsgründung ja überhaupt erst möglich gemacht hatte, sondern wurde von Hack später erworben und hing zusammen mit weiteren Werken als Leihgabe im Museum. Nach Hacks Tod 1985 ging es in den Besitz seines Sohnes Harald über, der wiederum in seinem Testament verfügte, dass das Gemälde nach Düsseldorf gehen sollte. Nach Harald Hacks Tod setzte seine Witwe diesen Wunsch um. Neben 42 Zeichnungen von Malewitsch wurde auch Kandinskys „Bild mit weißen Linien“ damals zurückgefordert, erst nach Düsseldorf ausgeliehen und inzwischen bei Sotheby’s für 33 Millionen Pfund versteigert. Dass die Zweifel an der Echtheit des Malewitsch-Bildes in der Kunstszene durchaus präsent waren, beweist die Tatsache, dass die damalige Leiterin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann, in den Schenkungsvertrag einen Passus einfügen ließ, wonach eine wissenschaftliche Erforschung der Echtheit stattfinden solle. Das Bild wurde dann aber erst mal stolz in einer Ausstellung präsentiert, schließlich hatte der erste Malewitsch in der Sammlung „eine empfindliche Lücke in unserem Bestand von Meisterwerken der klassischen Moderne geschlossen“, so Ackermann in ihrer ersten Freude über die Schenkung. Jetzt musste ihre Nachfolgerin Susanne Gaensheimer betrübt mitteilen, dass das Bild eine Fälschung sei und die empfindliche Sammlungslücke damit weiterbestehen werde. Wie das „Handelsblatt“ in der vergangenen Woche berichtete, hatte eine bei der TU in Köln in Auftrag gegebene Untersuchung ergeben, dass das Bild erst nach 1950 entstanden sein kann, vermutlich zwischen 1972 und 1975.

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