Kultur 50 Zeilen Pop: Sam Fender wirbt für Mut zur Emotion

Schreibt Nachdenkliches: Sam Fender.
Schreibt Nachdenkliches: Sam Fender.

BBC1 ist schon mal restlos begeistert. Als „Hottest record of the world“, also heißeste Scheibe der Welt, bejubelt der Sender die neue Single des 22-jährigen Singer/Songwriters Sam Fender. „That Sound“ heißt sie und zeigt die rockige Seite des Engländers. Ein dringlicher Hit, der das Erbe der Manic Street Preachers und Arctic Monkeys antritt. Und die für junge Leute stets relevante Frage nach dem passenden Weg im Leben stellt. Mit den Vorgängerstücken hat Fender schon bewiesen, dass er nicht der typische Gitarrenbarde ist, der gemütliche Wohlfühlsongs schreibt. „Play God“ hieß sein erster Erfolg, ein nachdenkliches Stück, das es auf den Fifa-19-Soundtrack schaffte, inspiriert von Orwells „1984“. Danach erschien der berührende Song „Dead Boys“, der Fans der (leider aufgelösten) Wild Beasts aufhorchen lassen dürfte. Vor allem aber rütteln Text und Video durch: Sam Fender beschäftigt sich mit der Frage, warum in seiner Heimat so viele junge Männer Suizid begehen. Abgestumpftheit und fehlenden emotionalen Kontakt beschreibt das Video. Fender selbst kommt aus einer Kleinstadt, die durchaus für trübe Zukunftsaussichten steht: North Shields bei Newcastle upon Tyne – wo er nun lebt –, 1991 bekannt geworden durch Unruhen in einer Sozialsiedlung. Er habe selbst Freunde durch Suizid verloren, erklärt der Springsteen-Fan, der natürlich Fender-Gitarren spielt. Freunde, die wie er noch mit der Maxime aufwuchsen, dass ein Mann nicht weinen dürfe. „Wenn es dir dann schlecht geht, schämst du dich“, beschrieb er im Magazin NME die Folgen. „Männer müssen einfach offener werden und sich trauen, über Probleme zu reden“, glaubt er. Betroffenen rät er, Hilfe zu suchen (in Deutschland: 0800/1110111, www.telefonseelsorge.de). Und er hat auch optimistische Stücke geschrieben wie „Start Again“. Ein Album fehlt noch, aber 2019 könnte Sam Fenders Jahr werden.

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