Meinung Kommentar: Der Hass, den Greta Thunberg erntet, geht zu weit

AnklagendGreta Thunberg nahm am Freitag bei Klimaschutzprotesten in Kanada teil.
AnklagendGreta Thunberg nahm am Freitag bei Klimaschutzprotesten in Kanada teil. Foto: rtr

Greta Thunbergs Worte beim UN-Klimagipfel gingen um die Welt. Man kann ihr widersprechen. Doch was ihr aus vielen Mündern als Antwort entgegenschallt, ist beschämend.

„Das hässliche Gestell soll mal ruhig sein. Täglich die hässliche Fratze zu sehen, ist Körperverletzung.“ – „Da ist Mongo Marta aber richtig schön geflippt.“ – „Wie kann die Göre es wagen mit ihren paar Lenzen und noch von nix eine Ahnung, uns und unseren Vätern irgendwelche Vorwürfe zu machen? Die kleine Klugscheisserin hat danke zu sagen und die Fresse zu halten.“ – „Was kostet eigentlich so ein Auftragsmord?“ Dies sind nur einige der hasserfüllten Kommentare bei Facebook und Twitter zu Greta Thunbergs Auftritt in New York. Erstaunlich, zu welchen Entgleisungen erwachsene Menschen fähig sind, weil eine 16-Jährige sich erlaubt, der älteren Generation Vorwürfe zu machen.

Gesicht einer Generation, die auf die Straße geht

Die Bösartigkeit dieser Gretakiller macht sprachlos. Man mag die anklagende Direktheit der 16-Jährigen als unangebracht und belehrend empfinden. Man mag die radikale Änderung, die sie verlangt, ablehnen. Doch Greta ist immerhin das Gesicht einer Generation, die auf die Straße geht, um für ihre Anliegen einzustehen. Hier sind junge Leute, die nicht nur konsumieren und Spaß haben wollen. Sie machen sich Sorgen um die Welt und engagieren sich. Das ist nicht verkehrt. Sie treffen auf Beleidigte, auf Besserwisser und auf Berserker. Die Besserwisser nehmen jedes von Gretas Worten auseinander. Heben mahnend den Finger, werfen ihr zum Beispiel Technikfeindlichkeit vor – wo neue Technologien doch das Klima retten könnten! Manche Besserwisser geben sich nett; unfair ist ihre Debattenstrategie trotzdem. Denn Details durchdenken, Prioritäten setzen, Folgen abschätzen, das ist Sache der Erwachsenen, der Politiker und ihrer Apparate. Nicht die einer 16-Jährigen.

Zerstörungsfantasien ins Netz kübeln

Schlimmer aber sind die Beleidigten, die Kinder offenbar nur in Dankbarkeitspose ertragen können. Und noch viel schlimmer sind die Berserker, die eines Kindes wegen Zerstörungsfantasien ins Netz kübeln. Gewaltfreies Ringen um den besseren Weg, leidenschaftlicher Streit der Argumente, das galt bislang als eine zivilisatorische Errungenschaft. Und als erwachsen. Aber leider gibt es welche, die auch noch das geistige Klima in diesem Land vergiften wollen.

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