Zweibrücken Westwall bei Zweibrücken war einer der Abschnitte mit den meisten Bunkern

Der Westwall bei Zweibrücken war einer der Abschnitte der von Aachen bis Basel reichenden Verteidigungsanlage, die am dichtesten mit Bunkern, Panzergräben, Höckerlinien und Minenfeldern bestückt wurden. Zwischen Pirmasens und Zweibrücken hatten die Baumeister der Nazis 1467 Bunker in die Landschaft betoniert, wie der Westwallexperte Günther Wagner zu berichten weiß. Einen großen militärischen Wert hatte der Westwall 1945 allerdings nicht mehr. „Die meisten Bunker waren leicht zu knacken“, so Wagner. Die Besonderheit des Westwalls bei Zweibrücken waren mehrere Hohlgangsysteme, die dazu gedacht waren, Bunker unterirdisch miteinander zu verbinden und damit den Nachschub zu sichern. Laut Wagner, der Vorsitzender des Niedersimter Westwallmuseumsvereins und nebenbei noch Landesbeauftragter für Denkmalschutz im Bereich Westwall ist, wurden diese unterirdischen Stollensysteme vor allem für die Versorgung sogenannter B-Werke in den Untergrund gegraben. Solche B-Werke gab es beispielsweise am Mühlthalerhof bei Wallerscheid, im Bereich Exerzierplatz Ost in der Nähe vom heutigen Outlet, unter dem sich einige Bunker befinden, an der Autobahnabfahrt Contwig, am Galgenberg, Wahlbacherhof und der Autobahnabfahrt Walshausen. Die beiden letzteren hatten einen unterirdischen Anschluss nach Dellfeld-Falkenbusch. Ein B-Werk war ein unterirdischer Betonbunker mit zwei Stockwerken, der waffentechnisch mit zwei Sechsschartentürmen ausgestattet war, die mit je einem Maschinengewehr bewaffnet waren. Dazu kamen ein Maschinengranatwerfer und ein Festungsflammenwerfer, der im Ernstfall die Angreifer verbrannt hätte. Die Flammenwerfer sollen nach dem Kenntnisstand von Wagner aber nie eingesetzt worden sein, da die deutschen Soldaten die Vergeltung fürchteten, wenn sie den Feind damit qualvoll gegrillt hätten. Im Innern boten die B-Werke einen relativen Luxus für die Soldaten. Eigene Stromaggregate sorgten für Elektrizität, egal ob draußen die Hölle tobte. Eine eigene Wasserversorgung war vorhanden, Duschen und Schlafräume sowie Aufenthaltsräume. Außerdem waren die B-Werke mit Telefon ausgestattet. 80 bis 90 Mann Besatzung sollten darin kämpfen. Rings um die B-Werke lagen die anderen kleineren Bunker, die ebenfalls meist nur mit einem Maschinengewehr bewaffnet waren. Einige sogar noch mit MGs der Baureihe 08/15 aus dem Ersten Weltkrieg. Andere verfügten über Panzerabwehrkanonen. Dazu kamen offene Feldstellungen mit Kanonen vom Kaliber 8.8. Eine dieser offenen Kanonenstände befand sich beispielsweise bei der Fasanerie. Den angreifenden US-Amerikanern machten die passiven Anlagen des Westwalls tatsächlich am meisten zu schaffen. Die Landschaft rings um Zweibrücken war voller Höckerlinien, die ein feindlicher Panzer nicht überwinden konnte. Dazu kamen extrem dichte Minenfelder. Riesige Minenfelder befanden sich laut Karten von Wagner zwischen Mittelbach und Böchingerhof sowie beim Kirschbacherhof. Und vom Kirschbacherhof bis Walshausen legte die für den Westwallbau zuständige Organisation Todt eine Verteidigungslinie, die heute noch in ihrer damaligen Ausführung komplett zu sehen ist. Steilhänge wurden künstlich aufgeschüttet, die kein Panzer überwinden konnte. Bis zu zehn Meter hoch waren die Steilhänge. In Seitentälern, die nicht mit einem Steilhang geschützt waren wurden Minenfelder, Panzergräben und Höckerlinien installiert. Und oben auf den Steilhängen war die Landschaft mit Bunkern gespickt. 1939 bei Kriegsausbruch wäre der Westwall nicht zu überwinden gewesen, glaubt Westwallexperte Wagner. Sechs Jahre später sah dies anders aus. Die Bunker waren den während des Krieges neu entwickelten Waffen nicht mehr gewachsen. Außerdem wurden die meisten Bunker während des Krieges nicht mehr gewartet und waren beim Anrücken der Amerikaner in keinem guten Zustand mehr. Die einzige Ausnahme waren die B-Werke, die auch während des Krieges mit einem Festungswart besetzt waren, der sich um die Ausrüstung kümmerte. Ein weiteres Problem war die fehlende Mannschaft. Die Bunker seien auf die Schnelle mit Soldaten besetzt worden, die sich vor den Amerikanern zurück gezogen hatten. „Da war alles nur Chaos. Kein einziger Bunker war festungsmäßig besetzt“, kann Wagner aus seinen Unterlagen berichten. Im Bereich Zweibrücken gab es außerdem noch ein Problem: Augenzeugen hätten berichtet, dass Soldaten, die Bunker in Beschlag nehmen wollten, dort drin auf Zivilisten stießen, die sich vor den Bombenangriffen in Sicherheit gebracht hatten. Allerdings auch wenn alle Bunker mit der 1939 geplanten Bewaffnung und Besatzung bestückt gewesen wären, hätte der Westwall nicht das gehalten, was die Nazipropaganda versprach, so Günther Wagners Einschätzung. „Auch mit Vollbesetzung wäre der Westwall nicht lange zu halten gewesen.“ (kka)

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