Zweibrücken Wer darf den Kinderfasching veranstalten? VTZ und Festhallenpächter im Clinch

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Der Kinderfasching in der Festhalle wird 2024 nicht von der VTZ ausgerichtet. Und wahrscheinlich auch in den Jahren danach nicht mehr. Der VTZ-Vorstand fühlt sich von den Festhallen-Pächtern ausgebootet. Die weisen den Vorwurf zurück.

Die VTZ sieht sich vom Festhallenpächter, der Firma Festlicht, übergangen, wie der Vereinsvorstand schreibt. Grund des Unmuts: Erstmals seit Jahrzehnten wird nicht die VTZ den Kinderfasching am Faschingssonntag in der Festhalle veranstalten. Dem im September gestellten Antrag des Vereins wurde eine Absage erteilt: Die Festhalle sei am 11. Februar 2024 bereits belegt, teilte Festlicht mit: Die Band „Heavysaurus“ spielt – als Dinos verkleidet – Heavy Metal für Kinder, danach lädt Festlicht selbst zur Kinder-Faschingsdisco ein.

Damit stießen die Festhallen-Pächter, Sandra und Dirk Matheis, die VTZ vor den Kopf, wie der Verein schreibt. Seit den Nachkriegsjahren habe die VTZ immer den Kinderfasching in der Festhalle veranstaltet, heißt es in einem offenen Brief, den alle Vorstandsmitglieder unterschrieben haben. Jahr für Jahr sei die Veranstaltung gut besucht gewesen, habe mehreren Generationen Kindern und Eltern Freude gemacht und den Pächtern der Festhalle durch den Getränke- und Essensverkauf stets gute Einnahmen beschert. „Festlicht hat dieser Tradition nun ein jähes Ende gesetzt“, so der VTZ-Vorstand, der von einem „Schlag ins Gesicht“ spricht.

Direkt nach dem erfolgreichen VTZ-Kinderfasching im März habe man Festlicht signalisiert, dass man die Veranstaltung auch im Jahr darauf wieder stemmen will. Der formelle Antrag, der dann erst im September gestellt wurde, sei abgelehnt worden ohne vorherige Rücksprache mit dem Verein, beklagt der VTZ-Vorstand. „Wir sind zutiefst enttäuscht und verärgert über dieses Vorgehen einer Pächterin, die im Auftrag der Stadt und somit der Bürgerinnen und Bürger tätig sein soll.“

Dass nach dem Dino-Konzert Festlicht selbst auch noch eine Kinder-Faschingsdisco anbietet, setzt für die VTZ dem Ganzen die Krone auf. Der Vorstand: „Wir sind überrascht, dass es die Vertragsgestaltung mit Festlicht offenbar zulässt, dass die Pächterin traditionelle Veranstaltungen ortsansässiger Vereine durch eine Eigenveranstaltung ausbootet.“

Matheis: 2023 war eine Ausnahme

Festlicht-Chefin Sandra Matheis zeigte sich auf Anfrage ebenfalls überrascht, und zwar über die Vorwürfe der VTZ, die sie für nicht gerechtfertigt hält. Festlicht habe die Festhalle beim früheren Pächter, der Zadra-Gruppe, bereits Ende 2021 im Belegungsplan für die kompletten Faschingstage 2023, 2024 und 2025 geblockt. 2022 habe man die Pacht dann selbst übernommen. Und bereits für 2023 sei die VTZ zu spät dran gewesen mit ihrer Anfrage wegen des Kinderfaschings. Aus gutem Willen habe Festlicht die Veranstaltung an die VTZ abgegeben, so Matheis. Dem Vorstand sei aber deutlich kommuniziert worden, dass es sich um eine Ausnahme handelt, die nur 2023 gilt.

Im Belegungsplan 2024 habe die VTZ für den Faschingssonntag nicht drin gestanden, und entgegen dem, was der VTZ-Vorstand sagt, erklärt Matheis, dass die VTZ nicht signalisiert habe, auch 2024 wieder den Kinderfasching ausrichten zu wollen. „Heavysaurus“ sei bereits im Juni gebucht worden, also drei Monate, bevor die VTZ-Anfrage kam, so Matheis. „Wenn sich jemand ein Dreivierteljahr nicht meldet, kann ich ihm nicht hinterhertelefonieren“, meint die Pächterin zum Vorwurf der VTZ, dass es keine Rücksprache mehr gegeben habe. Dass der Verein sich auf eine Art Gewohnheitsrecht beruft, habe sie so nicht gesehen. Für Festlicht sei die VTZ ein externer Veranstalter wie andere auch und in diesem Fall einfach zu spät dran gewesen.

Graßhoff: Unausgesprochene Übereinkunft

Martin Graßhoff vom VTZ-Vorstand sprach auf Anfrage von einer jahrzehntelangen unausgesprochenen Übereinkunft. „Früher war der Termin in der Festhalle für uns gesetzt.“ Dieses Jahr habe es ja auch gut funktioniert mit dem Kinderfasching, „und für uns war klar, dass wir das 2024 wieder machen“, so Graßhoff, der einräumt, dass der Antrag erst Monate später gestellt wurde. In der Vergangenheit sei es aber auch nie nötig gewesen, quasi mit anderen Veranstaltern in Konkurrenz zu treten. „Festlicht hat Tatsachen geschaffen“, stört sich Graßhoff daran, dass das Ehepaar nicht bei der VTZ nachgefragt hat, bevor es die Halle anderweitig vergab.

Graßhoff macht klar, dass es nicht ums Geld gehe: „Wir waren teilweise froh, dass wir eine schwarze Null geschrieben haben.“ Der Kinderfasching sei nur mit Hilfe von Ehrenamtlichen, Sponsoren sowie Zuschüssen von Stadt und Verkehrsverein machbar gewesen. Dennoch hänge der Verein an der Veranstaltung. „Es ist für uns eine Tradition, etwas, das wir immer gerne gemacht haben, das uns und den Gästen Spaß gemacht hat.“

Für 2024 sei der Hase nun überm Berg, so Graßhoff, aber für die kommenden Jahre hoffe die VTZ, wieder zum Zuge zu kommen. „Wir bräuchten jetzt ein Signal von Festlicht, dass es 2025 wieder klappt.“ Ein solches Signal kann Sandra Matheis nach eigenen Worten aber so nicht geben: Festlicht habe vor, den Kinderfasching auch künftig in Eigenverantwortung anzubieten. Wenn ein Antrag der VTZ für 2025 komme, „steht dieser als Option hinter Festlicht“, sollte die Firma es aus irgendwelchen Gründen doch nicht selbst machen wollen. „Das ist aber unwahrscheinlich“, betont Matheis.

Sie sehe ihre Aufgabe darin, die Festhalle zu beleben, dafür zu sorgen, dass die Räume ausgelastet sind, so Matheis. Sie könne nicht auf Veranstalter von außen, und ein solcher sei die VTZ, warten, was die Programmgestaltung und Hallenbelegung betrifft. Matheis sieht auch keinen großen Schaden für die Stadt oder deren Bevölkerung: Es gebe an Faschingssonntag ja ein Angebot für Kinder in der Festhalle, neben dem Konzert die Kinderdisco, letztere zum moderaten Eintrittspreis. „Und den Kindern ist es doch egal, wer der Veranstalter ist“, argumentiert die Pächterin.

OB: Verständnis für beide Seiten

Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass es keine Vereinbarung oder vertragliche Festlegung gibt, die den Pächter der Festhalle dazu verpflichtet, Zweibrücker Vereine bevorzugt zu behandeln. Diese habe es auch mit dem vorherigen Pächter nicht gegeben. Es gebe lediglich die Vereinbarung mit dem Pächter, städtische Veranstaltungen bevorzugt zu buchen. Diese würden zu Beginn des Jahres vom Kultur- und Verkehrsamt gemeldet.

Die Misere um den Kinderfasching sei ein zweischneidiges Schwert, sagt Oberbürgermeister Marold Wosnitza in einer Stellungnahme. Zum einen habe er Verständnis dafür, dass die VTZ enttäuscht ist. „Der Kinderfasching ist eine traditionsreiche Veranstaltung, die stets gut besucht war und allseits beliebt ist.“ Er verstehe aber auch die Pächterin, die wirtschaftlich handeln müsse. „Hier scheint es ein massives Kommunikationsproblem zu geben“, bewertet Wosnitza die Situation. Einerseits könne die VTZ nicht davon ausgehen, dass eine Veranstaltung automatisch gebucht wird, nur weil das schon immer so war. „Andererseits könnte man seitens des Pächters auch auf langjährige Mieter zugehen und das Gespräch suchen.“ Er hoffe, dass man sich für kommende Veranstaltungen an einen Tisch setzen und Differenzen aus dem Weg schaffen kann. „Den Kinderfasching der VTZ gänzlich zu verlieren, wäre ein Verlust für die Stadt“, so Wosnitza.

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