Zweibrücken Virtuos, aber feuerlos

Zu einem Fest für Freunde der Rockgitarre wurde das Konzert von Joe Satriani am Mittwoch in der Saarbrücker Garage. Hier stand ein wahrer Könner auf der Bühne, ein Musiker, der das Spiel auf den sechs Saiten beherrscht, wie wenige andere, ein Gitarrist, der anderen Stars an diesem Instrument wie Steve Vai oder Kirk Hammett von Metallica Unterricht gab.

Rund 700 Besucher waren gekommen – und es hätten mehr sein können, bedauerte der Veranstalter, der sich darüber ärgerte, dass Satriani innerhalb von 14 Tagen sechs Konzerte in einem Umkreis von nur rund 100 Kilometern gibt. Das nehme jedem Konzert ein paar Besucher. Doch die 700, die nach Saarbrücken gekommen waren, wurden nicht enttäuscht – vorausgesetzt ihre Erwartungen konzentrierten sich darauf, einen Musiker zu erleben, der mit großer technischer Finesse zu Werke geht. Dabei lässt der 57-jährige Satriani immer wieder seine Vorliebe für Jimi Hendrix durchblicken, sei es in den rasanten Läufen oder durch das Gitarrenspiel mit der Zunge. Doch wo Hendrix immer noch den Blues durchschimmern ließ, mit seiner Musik Gefühle zum Ausdruck brachte, gleichermaßen damit litt und jubilierte, ist es bei Satriani meist nur seelenlose Frickelei mit dem Ziel, schneller und höher zu sein. Ob Blues, Funk oder Metalkracher, bei Satriani kommt jeder Track – und es sind alles Instrumentalnummern – so gut wie mit dem gleichen Tempo aus. Seine Kompositionen klingen zu ausgewogen, zu berechnend, zu gleichförmig. Und so fehlt seinem Spiel letztlich trotz der gehobenen Lautstärke und trotz der dahin jagenden Läufe das Feuer der Leidenschaft. Darin teilt Joe Satriani das Schicksal der Gitarrenlegende Jeff Beck, der am Dienstag 70 Jahre alt geworden ist. Der Ruhm beider basiert auf fast grenzenlosen Fähigkeiten auf ihrem Instrument und nicht so sehr auf ihren kreativen individuellen Song-Schöpfungen. So klingen zu viele Nummern austauschbar. Das ist sicher auch ein Ausfluss dessen, was Satriani selbst als seine wichtigste Mission als Musiker sieht – „auf eigene Faust die Grenzen des auf der Gitarre Machbaren immer weiter auszuloten“. Dass er auch damit Erfolg haben kann, obwohl er nie einen Radio-Hit hatte, belegen die hohen Verkaufszahlen seiner Alben, von denen bisher fünf mit Gold und Platin ausgezeichnet worden sind – in der Rockmusik eine Seltenheit bei einem Instrumentalisten. Eine Goldene Schallplatte bekommt man in Deutschland für 100 000 verkaufte Alben, eine Platin-Platte für 200 000. Eine Überraschung war übrigens die Vorgruppe, die in unterkühltem blauen Licht auf der Bühne kaum zu sehen war, musikalisch aber umso mehr aufhorchen ließ. „Sit Down, Servant“, ein US-Duo mit Gordie Johnson an der Steel-Guitar und einem Moog-Bass, den er mit den Pedalen bediente, und Brannen Temple an den Drums. Ebenfalls rein instrumental lassen sie traditionelle Elemente von Gospel und Blues verschmelzen mit Hip-Hop, Jazz-Standard im Stil von Miles Davis und dem Sound von The Police. Und das Ganze klingt dann fast so, als würden sie Progressive – mit dem Psychedelic-Rock der 60er oder 70er Jahre kreuzen. Sehr spannend.

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