Zweibrücken Vesper mit viel Musik am Samstagabend in der Alexanderskirche

Helge Schulz (rechts) dirigiert, Barbara Buhr, Ina Kaufmann, Dagmar Metz und Robert Metz (von links) halten, wie die Besucher de
Helge Schulz (rechts) dirigiert, Barbara Buhr, Ina Kaufmann, Dagmar Metz und Robert Metz (von links) halten, wie die Besucher der Vesper, Abstand.

Wenn man an diesem Samstagabend in die Alexanderskirche geht, ist das fast sonderbar. Kein Gottesdienst findet statt – sondern eine Adventsvesper. Nicht lebensnotwendige Läden haben zu. Das musikalische und geistliche Programm ist willkommene Abwechslung.

Die drei Instrumentalisten und fünf Sänger lassen die rund 50 Zuhörer an einer musikalischen Reise über 400 Jahre teilhaben. Das hohe Niveau zeigt sich schon beim ersten Instrumentalstück: Der erste Satz „Con moto“ aus dem Concerto c-Moll (op. 149) von Josef Rheinberger kommt mit zarten, besänftigenden Geigenklängen daher. Svenja Klamroth hat nicht nur ihr Instrument im Griff, sondern verleiht ihm einen schillernden Klang. Dazu mischen sich getragene Orgelklänge von Bezirkskantor Helge Schulz.

Der hat seine eigene Variation von „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“ mitgebracht. Das Lied beginnt mit leisem Sopran, dann verästeln sich die Stimmen und schaffen ein vielschichtiges Lied. Das Vokalquintett besteht aus Barbara Buhr, Ina Kaufmann, Dagmar und Robert Metz und Helge Schulz.

Die Musiker scheinen mit ihrer vorwiegend ruhigen und besinnlichen Liedauswahl das Dunkel dieser Zeit zu verdrängen. Vereinzelten Passagen wohnt eine Euphorie bei. Das passt auch gut zu den Themen der Adventsvesper, die Dekan Peter Butz in seinen Texten aufgreift: Krise und Zuversicht.

An diesem Abend passen Mozart, das entsprungene Ros’ und Bach hervorragend zusammen und stützen sich gegenseitig. Die klassischen und barocken Stücke interpretieren die drei Instrumentalisten sehr harmonisch. Es ist schon erstaunlich: Helge Schulz, Svenja und Eva Klamroth (am Violoncello) klingen zahlreicher, als sie es sind. Die drei könnten ohne weiteres als sieben oder acht Musiker durchgehen. Das liegt auch am tollen Klang in der Alexanderskirche.

Der Gesang des Quintetts ist mal säuselnd, mal laut und jauchzend. Bei Bachs „Gloria in excelsis“ sind alle Künstler vereint. Präzise und klangfüllend reißen sie ihre Zuhörer mit. Mit der „Sonate C-Dur“ und Mozart wird’s verspielt und lieblich. „Es ist ein Ros’ entsprungen“ bildet mit seiner euphorischen Variation im Kanon einen gelungenen Kontrapunkt. Die Dynamik ist beinahe bei jedem Lied greifbar.

Bei manchen Stücken hat man direkt ein Bild vor Augen: Die Geige ist der zart dahinplätschernde Fluss, die Orgel die dumpf tosende Strömung. Zusammengehalten wird alles vom tiefen Violoncello. Die Momente, die einem beim Konzert im Gedächtnis bleiben, sind vor allem die wunderbar harmonischen Stücke, bei denen das ganze Vokalquintett singt. „Joseph, lieber Joseph mein“ ist ein solches Lied. Die Sänger schaffen einen strahlenden Klang.

Beim zweiten Satz des „Concertos c-Moll“ (op. 149) bäumt sich die Violine auf. Das Violoncello blitzt auf wie Goldfäden in einem Klangteppich, und die Orgel thront mit virtuosen Klängen über allem. Unheimlich vielschichtig ist auch Arcangelo Corellis „Sonate F-Dur“. Daraus spielen die Instrumentalisten drei Sätze: Das ruhige Preludio, dem das rasante und überraschende Allemanda folgt. Dynamisch schließt das Stück mit „Giga“. Gerade in den ruhigen, fließenden Teilen verbirgt sich die Aussage: Dass Harmonie, Zuversicht und musikalische Erfüllung selbst diese dunklen Zeiten erleuchten.

Nach etwa 70 Minuten geht die Adventsvesper mit langem Applaus zu Ende. Als einen die kühle Abendluft umfängt, wird einem klar, dass man vielköpfigen Orchestern nicht mehr allzu viel Bedeutung beimessen muss. Denn was die drei Musiker für eine Klangfülle in die Kirche gebracht haben, hallt nach.

x