Zweibrücken „Und natürlich Mozart“

Seit Anfang dieses Jahres leitet die 32-jährige Sängerin und Chorleiterin Dorothea Jakob aus Bonn den Kammerchor Zweibrücken. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Konstanze Führlbeck hat sie an einem Sonntagnachmittag bei einer Probe zum Frühlingskonzert im März in der Herzog-Christian-Musikschule besucht.

Frau Jakob, Sie haben für die Arbeit mit dem Kammerchor eine weite Anreise aus Bonn. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen?

Das geht auf den vorherigen Chorleiter zurück, Koen van der Meer. Mit ihm habe ich zusammen in Den Haag studiert und dann immer mal wieder Einstudierungen übernommen, im letzten Frühjahr auch das erste Gesamtprojekt „Frühlingserwachen“. Außerdem war ich auch schon solistisch als Sängerin mit dem Chor tätig. Und da ich ja immer für ein ganzes Probenwochenende herkomme, ist das auch nicht umständlich. Das Programm des Frühjahrskonzertes ist eine sehr ungewöhnliche Zusammenstellung aus alten Meistern und wenig bekannten Komponisten. Warum haben Sie sich so entschieden? Es sollte ja ein bisschen durch die ganze Musikgeschichte gehen, von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert. Konkret heißt das, dass wir Monteverdi und Schütz haben für die Renaissance und den Frühbarock. Dann haben wir einen Schwerpunkt auf der Romantik mit Max Reger und Wilhelm Stenhammar. Und außerdem singen wir mit „Shall I Compare Thee to a Summer’s Day“ von Nils Lindberg und Howard Skemptons „Rise up My Love“ auch zwei neuere Stücke. Wie sind Sie auf die Komponisten Stenhammar und Skempton aufmerksam geworden? Das Stenhammar-Lied war ein Vorschlag eines Tenors aus dem Chor, und den Skempton hab’ ich selber gesungen, daher kenne ich den Komponisten. Was fasziniert Sie an Stenhammar und Skempton? Dass es gute Musik ist, das ist immer ausschlaggebend. Und dass es auch zum Chor passt, das ist immer wichtig. Es gibt eine allgemeine Sympathie im Chor für alte Musik, das ist durch Koen van der Meer geprägt, und sie haben früher schon viel Brahms gesungen. Da schließt sich Reger ganz gut an, und Stenhammar kann man mit Reger gleichsetzen. Etwas Neues und etwas im bekannten Stil, das passt schon. Und wie kommt der Chor mit Skempton zurecht? Gut. Skempton ist ja nicht furchtbar modern. Man hat bei seinen Stücken sogar von der „Emanzipation der Konsonanz“ gesprochen. Die Musik ist sehr eingängig und melodiös, nicht sehr komplex. Skempton ist kein verstörender Neutöner – das würde ich dem Chor auch nicht zumuten. Planen Sie auch etwas Klassisches im Konzert zu musizieren? Reine Wiener Klassik haben wir nicht auf dem Programm, das ist auch mit der a-cappella-Musik nicht so einfach. Diese Programmgestaltung ist stilistisch sehr unterschiedlich und stellt auch entsprechende Anforderungen an die Sänger? Ja, das kann man so sagen, aber das meistern die hervorragend. Wie bereiten Sie die Sänger darauf vor? Jede Stilistik hat bestimmte Eigenarten, die muss man bei der Vorbereitung wieder in Erinnerung rufen. Bei der Alten Musik gibt es zum Beispiel mehr Textbetonungen als bei der romantischen Musik, dort gibt es wieder eine andere Intonation, vor allem mitteltönige Terzen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Chores? Wir sind noch am Anfang unserer Zusammenarbeit, und insofern sind da viele Dinge, die ich gerne verändern möchte, wie zum Beispiel die Arbeit an der Stimmhomogenität. Expressivität und Temposicherheit sind auch ein Thema. Insgesamt nimmt der Chor eine gute Entwicklung, die Intonation hat sich schon sehr verbessert. Wo wollen Sie den Chor stilistisch hinführen? Das Repertoire des Kammerchors Zweibrücken war immer schon breit gefächert – und das soll auch so bleiben. Allerdings könnten wir Schwerpunkte herausarbeiten. Ich hätte nichts gegen einen Schwerpunkt auf Alte Musik und Klassik, und das entspricht auch den Wünschen des Chores. Der Chor singt also lieber Sachen, die vor 1800 komponiert wurden? Ja, das kann man so sagen. Lieblingskomponisten sind Bach, Schütz, Monteverdi, Händel und natürlich Mozart. (knf/Foto: Steinmetz)

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