Zweibrücken Sporttagungen in der Festhalle

Josef Scheer ist seit Freitagabend neuer FDP-Vorsitzender des Stadtverbands Zweibrücken (wir berichteten am Samstag kurz). Man müsse mit den Zweibrücker Pfunden Fachhochschule und Sport stärker wuchern, forderte er auf dem Parteitag in Niederauerbach. FDP-Stadträtin Ingrid Kaiser möchte das knappe Geld nicht für Flaniermeilen am Fluss oder den Busbahnhof verpulvern, sondern in die historischen Kleinodien der Stadt stecken.

Der neue Parteichef Josef Scheer möchte wissen, was bei der Wahl am 25. Mai für die FDP schiefgelaufen ist. Eine Wahlanalyse soll Aufschluss geben. Zwei Schuldige hat er bereits ausgemacht: „Man konnte nicht erwarten, dass Bund und Land etwas liefern“, sagte er enttäuscht. „Man hat uns im Stich gelassen.“ Die FDP hat im Stadtrat drei von fünf Sitzen verloren. Weitere Schuldige kennt der wiedergewählte Stellvertreter Bernd Helbing: „Wir haben genügend so genannte Freunde, die die FDP lächerlich machen und in allen Medien herunterziehen.“ Die lokale Parteiarbeit stellten beide nicht in Frage. Der Ehrenvorsitzende Walter Hitschler machte Mut. Nach der Wahlschlappe solle man den Kopf nicht hängen lassen. Mit Anträgen und Anfragen müsse man sich im Stadtrat in das Bewusstsein der Bürger bringen. Die Stadt-FDP wolle Kante zeigen, kündigte Scheer an. „Es ist ein Unding, dass die Stadt eine Fachhochschule geschenkt bekommen hat und nicht in der Lage ist, die Leistungen dort zu würdigen“, kritisierte das Gründungsmitglied des Hochschulstandorts Zweibrücken. „Es geht nicht, dass seit 20 Jahren die Fachhochschule neben der Stadt lebt.“ Er habe zum Beispiel an der Hochschule einst eine Fußballmannschaft gegründet. Die Teilnahme an der Stadtmeisterschaft sei ihr aber verwehrt worden. Von den bisher 1200 Absolventen der Betriebswirtschaft ist nach Scheers Worten keiner in Zweibrücken geblieben. „Wir bilden qualifizierten Nachwuchs für andere Kommunen aus“, bedauerte er. Und von den rund 300 Abiturienten jedes Jahr wolle kaum einer bleiben. „Die gehen Zweibrücken verloren.“ Scheer erklärte, man dürfe die Stadtentwicklung nicht dem Zufall überlassen. Man müsse den Sport stärker betonen. Im globalen Sportgeschehen sei Zweibrücken schließlich kein weißer Fleck. Josef Scheer: „Wir entwickeln Olympiasieger und Weltmeister.“ Das als Sportstadt bekannte Zweibrücken solle die Festhalle durch Sporttagungen besser auslasten. Bisher fänden diese Tagungen in Rheinland-Pfalz hauptsächlich an zwei Sportschulen statt. Ex-Fraktionssprecher Hitschler wies auf eine geplante Initiative der Partei hin, Urlaub und Sport zu verbinden. „Es gibt in Zweibrücken so viele Sportarten wie in keiner anderen Stadt gleicher Größenordnung.“ Man müsse mehr mit den Vereinen kooperieren. Ingrid Kaiser, die weiterhin für die FDP im Stadtrat sitzt, forderte, man müsse die historischen Alleinstellungsmerkmale der Stadt stärken. Dies seien nicht nur der Rosengarten und das Landgestüt. Dazu gehöre auch das Druckmuseum und die Fasanerie. Oberbürgermeister Kurt Pirmann habe zwar bislang in den zwei Jahren seiner Amtszeit nach jahrelangem Stillstand viel in Gang gebracht. Mit seiner Vorgehensweise könne die FDP sich aber nicht anfreunden. Es solle manchmal einfach etwas gebaut werden, weil es Zuschüsse gebe. Etwa die „neue Flaniermeile“ am Schwarzbachufer entlang der Schillerstraße. „Die Entscheidungsfindung in der Stadt läuft nicht so, wie es sein soll“, klagte Kaiser. Es sei im Stadtrat oft so, dass die Mitglieder vorher keine Unterlagen bekämen. Dies sei aber notwendig, um die Angelegenheiten in der Fraktion zu besprechen. Sie nannte konkret die Vorstellung der neuen Dachkonstruktion des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB). „Da sollten wir gleich über ein halbes Ding abstimmen, beim dem die Nachfolgekosten beträchtlich sein werden.“ Hitschler machte eine Reihe von Vorschlägen. „Die Idee der Landesgartenschau sollte zu gegebener Zeit wieder aufgegriffen werden.“ Die Leichenhalle auf dem Hauptfriedhof müsse erweitert werden. Die Investitionen für das Gestüt dürften nicht heruntergefahren werden. „Ich schlage vor, dass der zweite Bauabschnitt der Fasanerie von der Gewobau finanziert wird, um den Haushalt der Stadt nicht zu belasten.“ Die Gesellschaft solle auch das Außengelände kaufen und sanieren. Hitschler merkte an: „Für Pirmann wird es schwerer. Er hat mit Dreyer nicht mehr die Beziehung, wie er sie früher mit Beck hatte.“ Wie berichtet, besuchten acht von 50 FDP-Mitgliedern den Parteitag. Eine Verjüngung der Parteispitze gelang nicht. Mit Josef Scheer wurde ein 72-Jähriger einstimmig an die Spitze gewählt. Sein Vorgänger Thierry Eibel ist Jahrgang 1976. Im Jahr 2010 zog er mit seiner Familie nach Battweiler, Ende 2013 legte er sein Amt nieder. In der Spitze des FDP-Stadtverbandes ist künftig keine Frau mehr vertreten. Frauke Nehrling kandidierte nicht mehr für ein Amt. Ingrid Kaiser ist Beisitzerin und vertritt die Fraktion. (urr)

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