Zweibrücken Nach Handball-Chaostagen kein Drittliga-Derby gegen Saarlouis

Was für ein Chaos im deutschen Handball! Die wochenlange Hängepartie um die Lizenzerteilung für den finanziell schwer angeschlagenen Erstbundesligisten HSV Hamburg hatte Auswirkungen bis in die unteren Spielklassen. Dazu die Diskussionen um die Staffeleinteilung der Dritten Ligen, die nach dem Verbandstag in Dortmund zumindest für die kommende Saison abgeschlossen scheinen. Mehrere Vereine klagen allerdings noch vor dem Sportgericht des Deutschen Handball-Bundes. Sollten sie erfolgreich sein, werden Auswirkungen aber erst in der Saison 2015/16 erwartet. Damit spielt der SV 64 Zweibrücken, wie ursprünglich eingeteilt, in der Dritten Liga West. Ein Derby gegen die HG Saarlouis, das geraume Zeit möglich war, gibt es nicht. Nachdem dem HSV die Lizenz Anfang Juli wieder erteilt worden war, klagten Erstligist HBW Balingen-Weilstetten (sportlich abgestiegen, durch den HSV-Lizenzentzug aber weiter drin) und die HG Saarlouis, für die das analog in Liga Zwei gegolten hatte, auf den Klassenverbleib. Vor einem ordentlichen Gericht hatten sie mit ihren einstweiligen Verfügungen Erfolg. „Wir hätten uns natürlich sehr über ein Derby gegen Saarlouis gefreut“, sagt SV 64-Trainer Stefan Bullacher. Eine ausverkaufte Westpfalzhalle beim Heimspiel und wenigstens ein Auswärtsspiel in der Nähe machten das Derby so attraktiv. Zwiespältig, wie viele Sportfreunde, beurteilt Bullacher die Vorgänge der vergangenen Wochen. Sein Team, wird, nachdem der VfL Gladbeck den Platz der Saarlouiser in Liga Drei eingenommen hat, über 10 000 Auswärtskilometer zurücklegen. Die Lizenzerteilung an den HSV hätte aus seiner Sicht nicht erfolgen dürfen. Das sei ein Schlag für jeden Verein, der sich um eine ordentliche Finanzierung der Runde bemühe. Dass im Nachgang Zivilgerichte über die Klassenzugehörigkeit entscheiden, „ist aus meiner Sicht absolut nicht in Ordnung“, sagt Bullacher. Verstehen kann er Saarlouis und Balingen-Weilstetten durchaus. „Es geht nicht, dass man den Klubs wochenlang signalisiert: Ihr bleibt in der Liga. Und dann müssen sie doch absteigen, nach einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung wie der Lizenzerteilung“, resümiert Bullacher. Andererseits sei es klar, dass beide Vereine sportlich ohnehin abgestiegen wären. Wenn die finanzielle Unterdeckung beim HSV groß, aber nicht so groß gewesen wäre, dass der Lizenzentzug im Raum gestanden hätte, „hätte der HSV trotzdem eine Mannschaft gehabt, die in der Ersten Liga nicht gegen den Abstieg spielt. So gesehen hatte deren finanzielles Gebaren auf den sportlichen Abstieg der beiden Klubs keinen entscheidenden Einfluss“, analysiert Bullacher. Nach dem ganzen Chaos war es aber auch kein Wunder, dass bei der Liga-Tagung der Dritten Bundesligen vor Wochenfrist in Dortmund die Vereine ihrem Unmut Luft machten. Die hessischen Vertreter MSG Groß-Bieberau, HSG Rodgau Nieder-Roden, TV Kirchzell, TV Groß-Umstadt, der TV Hochdorf sowie vier Vereine aus dem Raum Hannover, nämlich TSV Hannover-Burgdorf, TSG Großburgwedel, HSV Hannover und HF Springe hatten einen Antrag gestellt: Sie hatten zur beschlossenen Klasseneinteilung eine Alternative vorgeschlagen, die für einen Großteil der Drittliga-Vereine deutlich weniger Fahrstrecke bedeutet hätte. 64 Vereine tagten dann in Dortmund über vier Stunden, allerdings ohne neues Ergebnis. Es blieb bei der alten Einteilung, der SV 64 spielt also in der Weststaffel – das macht rund 10 300 Kilometer zu den Auswärtsspielen, in der Südstaffel wären es 4500 Kilometer weniger gewesen. Für die Zweibrücker Löwen ist das ein deutlicher Mehraufwand. Nachdem das Derby gegen die HG Saarlouis wegfällt, stehen 15 Auswärtsfahrten bis „tief in den Westen“ an, das einzig nähere Spiel ist das beim Ex-Zweitligisten HSG Eintracht Wiesbaden. Ein weiterer Antrag auf staffelübergreifenden Fahrkostenausgleich, wodurch Vereinen aus den „Grenzregionen“ der Mehraufwand hinsichtlich der Fahrtaufwendungen zumindest anteilig erstattet werden sollte, fand erwartungsgemäß keine Mehrheit. Dazu liegen viele Klubs einfach wieder zu günstig, wie beispielsweise die badischen oder württembergischen Vereine oder die Mannschaften im Ruhrgebiet. (add/cm)

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