Zweibrücken Mit Rasseln und Schellen

Sie kommen aus Schulorchestern und Testorchestern: Die jungen Musiker, die das Orchester der jungen Sinfoniker des Departements
Sie kommen aus Schulorchestern und Testorchestern: Die jungen Musiker, die das Orchester der jungen Sinfoniker des Departements Moselle bilden, spielten unter dem Dirigenten Olivier Jansen (Mitte) zeitgenössische Werke von Komponisten aus Kolumbien.

Schwung, Temperament und Begeisterung charakterisierten das Spiel des Orchestre des jeunes symphonistes Mosellans und ihrer Gäste aus Kolumbien bei ihrem Konzert beim Euroclassic-Festival am Samstagabend im Espace René Cassin in Bitsch.

Ihre Spielfreude war von der ersten bis zur letzten Minute ansteckend: Die Musikerinnen und Musiker des Orchestre des jeunes symphonistes mosellans, zwischen sieben und siebzehn Jahre alt, und ihre kolumbianischen Kollegen konnten die etwa 200 Besucher im Espace Cassin bereits von Anfang an fesseln: Die Präsentation der französischen und der kolumbianischen Nationalhymne war nicht nur ein formeller Akt der Höflichkeit, sondern ein ungezwungen gelebtes Bekenntnis, jeweils geleitet von dem französischen Dirigenten Olivier Jansen und seinem Kollegen Holver Mauricio C. Aristizabal aus Kolumbien. Ihr Temperament austoben konnten die Nachwuchstalente bereits bei „Haegan’s Ouverture“, einem Werk des erst 18-jährigen Musikstudenten Simon Clausse aus Metz, das mit seinen lebendig gestalteten lautmalerischen Akzenten und seiner mitreißend ausgeformten dramatischen Spannung an Filmmusik mit ihren heroischen Fantasiewelten erinnerte. Klingeln und Schellen unterstrichen das packende Thema, das Bläser und Streicher in schnellem Wechsel präsentierten. Auffallend war dabei, wie schlank und beweglich das Orchester trotz des vollen, ja stürmischen Klangbildes wirkte, ein flexibel agierender Klangkörper mit elastischen Stahlfedern. Immer stärkere Energie und Dramatik prägten das flirrende Spiel der Streicher in einem fesselnd ausgestalteten Entwicklungsprozess, in dem die dunklen Klänge der Celli zusammen mit markanten Trommelschlägen eine schicksalhafte Bedrohung beisteuerten. Aber auch elegische Gefühlswelten konnten die jungen Künstler in weichen, weit gespannten Melodiebögen und langsamem Fluss dahinfließen lassen, in einer Entrücktheit, die durch die ineinanderfließenden farbigen Harmonien des Werkes unterstrichen wurde. Ruhig und doch voll latenter Spannung gestalteten das Orchestre des jeunes symphonistes mosellans und die kolumbianischen Musiker unter Olivier Jansens Leitung auch „Goyas“ von Arturo Marquez. Steigerungsprozesse mit dramatischen Akzenten ebbten ab, verloren sich in einem langsamen, jedoch unheilschwangeren Mittelteil, dessen Themen die jungen Musiker in klaren Konturen und stetem Fluss hervortreten ließen. Mit seinem intensiven Ausdruck konnte das Orchester auch in der pittoresken Idylle von José Pablo Moncayas „Huapango“ überzeugen. Tanzzitate und Raumklangeffekte durch das Wechselspiel zwischen Streichern und Bläsern betonten den malerischen Charakter dieses Werkes. Gellende Trompetenmotive ließen die „Guerra de secciones“ von Felix R. Mendoza ungemein lebendig und unmittelbar wirken. Dirigent Holver Mauricio C. Aristizabal integrierte sie ebenso wie Rufe im Schema Vorsänger – Chor in ein atmosphärisch dichtes Klangbild mit gut gehaltener Spannung, wilden Rhythmen und akzentuierenden Rasseln und Schellen. Liedhaft einfach dagegen war „La Ruana“ von José Macias, das durch fließende, swingende Rhythmen und sinnliche Rasseln aufgelockert wurde. Eine wilde „Danza Negra“ von Lucho Bermudez spielte das Orchestre des jeunes symphonistes Mosellans unter Leitung von John William Aguilar Henan. Den „Triptico“ von Cristhian Camilo Galindres mit seinen Sätzen Pasillo, Bambuca und Cumbia teilten sich die Dirigenten. Und für den begeisterten Applaus der Besucher aus Lothringen, aber auch aus Zweibrücken und Pirmasens bedankten sich die jungen Orchestermusikerinnen und -musiker mit einer hinreißenden, farbenreichen Interpretation des Intermezzos aus Pietro Mascagnis veristischer Oper „Cavalleria rusticana“.

x