Zweibrücken Mit dem Neujahrstag kommt Gewissheit für Tadano-Demag

Arbeiten an einer Zukunft für möglichst viele der 1580 Mitarbeiter in Zweibrücken: Sanierungsberater Martin Mucha (links) und Ta
Arbeiten an einer Zukunft für möglichst viele der 1580 Mitarbeiter in Zweibrücken: Sanierungsberater Martin Mucha (links) und Tadano-Demag-Geschäftsführer Jens Ennen.

Am Neujahrstag soll das Insolvenzverfahren über den Zweibrücker Mobilkranenbauer Tadano Demag eröffnet werden. Zumindest hat das der als Generalbevollmächtigte eingesetzte Martin Mucha so beantragt. Dann wird klar sein, von wie vielen der 1580 Mitarbeiter man sich trennen wird. Man sei nach Gesprächen mit Gläubigern und Partnern guter Dinge, dass es nicht zur Zahlungsunfähigkeit kommt und die Demag zukunftsfähig neu aufgestellt werden kann.

Am 8. Oktober hatte das Amtsgericht Zweibrücken dem Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung unterm „Schutzschirm“ des Kranbauers und auch des Schwesterunternehmens Tadano Faun im fränkischen Lauf stattgegeben. In diesen Tagen wurde den Mitarbeitern das durch eine Zusage der Agentur für Arbeit abgesicherte, von der Großbank HSBC vorfinanzierte Insolvenzgeld als Gehaltsersatz ausbezahlt. Noch zwei weitere Monatszahlungen seien gesichert.

Bis Silvester muss sein Sanierungsplan dem Gericht vorliegen. Daraus soll dann der Insolvenzplan werden. „Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens muss das Unternehmen die Gehälter wieder selbst tragen können. Bis die Sanierung im Verfahren abgeschlossen ist, wird es wohl März“, erläutert Mucha.

Großaufgebot an Beratern im Einsatz

Der Anwalt einer Stuttgarter Großkanzlei, auch Generalbevollmächtigter im „Schutzschirmverfahren“ beim Pirmasenser Schuhfabrikanten Peter Kaiser, ist mit bis zu 15 Kollegen für Tadano in Zweibrücken und Lauf im Einsatz. Hinzukommen schon vor Monaten von Tadano beauftragte Berater. Der mit der Übernahme der Demag von Terex durch Tadano bestellte Vorsitzende der Geschäftsführung, Jens Ennen, lenkt das operative Geschäft. Ennen sagte am Freitag: „Nach wenigen Tagen, an denen es holpriger ging, sich alle an die neue Situation gewöhnen mussten, läuft es wieder. Wir haben positive Rückmeldungen von Kunden erhalten und auch 99 Prozent der Lieferanten im Boot. Kunden kaufen bei uns.“ Man habe nach dem Gang zum Insolvenzgericht einen Verkaufstag in Zweibrücken abgehalten und viele Abschlüsse tätigen können.

Zweifel habe man verspürt, sie aber ausräumen können. „Unsere langjährigen Kunden haben ja in den Jahren zuvor mitbekommen, dass hier nicht alles goldig ist. Sie verstehen, dass Änderungen notwendig sind.“ Ennen formuliert es klar: „Stand jetzt, ist Tadano Demag in vielen Bereichen nicht wettbewerbsfähig.“

Das zu ändern und möglichst viele Mitarbeiter dabei mitzunehmen, zu behalten, sei das Ziel der Geschäftsführung und des Generalbevollmächtigten. Man wisse um die Bedeutung der Demag für Zweibrücken und die Region und werbe um Vertrauen.

Keine Antwort auf die Frage, wie viele gehen müssen

Ein Personalabbau sei aber Muss. Daran ließ Ennen im Gespräch mit der RHEINPFALZ keinen Zweifel. In welchem Umfang, das sei aktuell Gegenstand aufgenommener Verhandlungen mit dem Betriebsrat. In welchen Bereichen werden Stellen gestrichen? In welcher Dimension? Er könne beim bestem Willen jetzt nichts sagen, so Ennen. Die Geschäftsführung werde sich an die zugesicherte Verschwiegenheit halten. Es gebe Vorstellungen, und die seien naturgemäß nicht deckungsgleich mit denen des Betriebsrates. Man diskutiere jede Menge Einzelpunkte. Auch, ob etwa an Fremdfirmen vergebene Aufträge wieder zurück in die Werke geholt werden könnten.

Jens Ennen bestätigte, dass die Notwendigkeit einer Sanierung und Neuausrichtung der Zweibrücker Werke Tadano spätestens zum Zeitpunkt des Kaufs von Terex bekannt war. Seit der Übernahme am 1. August bis 31. Dezember 2019 ist ein Verlust von 16 Millionen Euro aufgelaufen. Der japanische Mutterkonzern habe dem vorab zugestimmt. „Wir haben uns auch gleich drangemacht, uns nur einen anderen Zeitplan vorgestellt. Wir sind von Corona überrollt worden und in eine extrem schwierige Situation gekommen.“ Letztlich habe der totale Ölpreis-Verfall im Frühjahr, der voll auf das Geschäft der Kranverleiher durchschlug, und der hohe Wettbewerbsdruck Demag in die existenziell gefährdende Lage versetzt. Zu viele Krane seien ungenutzt gewesen, auf den Markt geworfen worden. Neukäufe seien unterblieben. Alle Anstrengungen seien nun darauf gerichtet, sich aus der prekären Lage zu befreien.

Alle früheren Gedanken über einen Werksneubau in Zweibrücken oder auch die Neuordnung des Geschäfts mit der im Juli gegründeten, in Zweibrücken ansässigen Tadano Europe Holding über den eigentlichen Werken seien zurückgestellt. Ennen formuliert es so: „Das liegt jetzt alles ganz unten im Regal.“

Das Tagesgeschäft läuft weiter und sieht unter anderem so aus: Gerade eben hat Demag eine Zweibrücker Neuentwicklung vorgestellt
Das Tagesgeschäft läuft weiter und sieht unter anderem so aus: Gerade eben hat Demag eine Zweibrücker Neuentwicklung vorgestellt, einen ersten Teleskop-Raupenkran der 180-Tonnen-Klasse.
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