Zweibrücken Liebestanz und Kampfgetümmel mit Farbsymbolen

Wenn es um die ewige, unsterbliche Liebe geht, fällt selbst eher unromantischen Menschen die Geschichte von Romeo und Julia ein. William Shakespeare hatte zur Zeit der Renaissance ein Drama geschrieben, dass schon damals mit den heute noch beliebten Zutaten „Sex and Crime“ Erfolge feierte. Dass man die Geschichte auch tänzerisch erzählen kann, zeigte das Moldawische Nationalballett am Mittwoch in der Zweibrücker Festhalle.

Rund 400 Besucher waren gekommen, um die aufwendige Inszenierung mit mehr als 60 Beteiligten zu erleben. Es sollte ein langer Abend für Akteure und Publikum werden. Alleine daher verwundert es kaum, dass man das Ballett vor seiner Uraufführung 1936 für unaufführbar hielt. Denn „lebendige Menschen können tanzen. Sterbende tanzen nicht im Liegen“, so die zeitgenössische Meinung. Und gestorben wird in „Romeo und Julia“ nicht nur einmal. Doch die Musik von Sergej Prokofjew begeisterte, und für die Sterbeszenen wurden auch gute Lösungen gefunden. Wie aber inszeniert man einen klassischen Ballettstoff heute so, dass er immer noch die Zuschauer fesselt? Feste Bühnen wagen immer wieder Experimente. Die allerdings glaubt ein Tourneetheater sich nicht leisten zu können. Daher war auch der Zweibrücker Ballettabend durchweg konventionell gehalten und dürfte der Aufführungspraxis vor 80 Jahren entsprochen haben. Interessant dabei war, dass man die Entwicklung des Tanztheaters seit seiner Blüte im 19. Jahrhundert mit Schwanensee und Co. gut erkennen konnte. Auch die Choreographie des Balletts von Erugen Girnet ging weit über klassische Tanzfiguren hinaus und forderte damit das moldawische Ensemble heraus. Die Geschichte von Romeo und Julia folgt auch im Ballett der Schauspielvorlage von Shakespeare. Daher gab es neben eindringlichen Pas-de-deux mit dem Liebespaar Natalia Balan als Julia und Tudor Tudose als Romeo einige lebhafte Szenen, in denen viele Tänzerinnen und Tänzer gleichzeitig agieren mussten. Der schwierigen Aufgabe zeigte sich Choreograph und Regisseur Veaceslav Ocunev jedoch bestens gewachsen. Die Zweibrücker Zuschauer durften daher beispielsweise eindrucksvollen Kampfszenen beiwohnen, wenn die Familien Capulet und Montague aufeinandertrafen. Eleganz und rohe Gewalt trafen aufeinander und mussten tänzerisch eine Lösung finden. Die fiel fantasievoll und sehr komplex aus. Die Zuschauer wurden in atmosphärisch dichte Szenarien geführt und konnten an den emotionalen Spannungen teilhaben, die sich auf der Bühne immer mehr aufbauten. Durch zart-träumerische Liebesthemen, expressiv-gewaltige Feindschaftsbekundungen und dramatische Gefechtsszenen wurde Shakespeares Tragödie um Liebe, Eifersucht, Hass, Vergebung und Tod auf der Bühne mit allen Sinnen erlebbar gemacht. Was nicht zuletzt an der prachtvollen Ausstattung aus der Hand von Irina Press lag. Ganz im Stil der Renaissance kleidete man Bauern wie Edelmänner ein. Und gab gleichzeitig durch die Form und die Farbe der Kostüme wichtige Hinweise auf den Charakter der Bühnenfiguren. Romeo erschien in unschuldigem Weiß. Ebenso wie anfangs Julia, die nach dem moralischen Sündenfall jedoch in emotional aufwühlendes Rot wechselte. Die Kostüme kamen im naturalistischen, dennoch zurückhaltenden Bühnenbild bestens zur Geltung. Es war ein gelungener Abend mit einem glanzvollen Ensemble, das vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.

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