Zweibrücken Jugendliche Leichtigkeit

Klein war das Publikum in der Zweibrücker Karlskirche beim Liederabend mit der Saarbrücker Sopranistin Lisa Ströckens. Die ließ sich sich vom mangelnden Zuspruch nicht anfechten und gab ein beeindruckendes Konzert.

Liederabende, also Konzerte mit einer Singstimme und Klavier, haben es schwer beim Publikum. Jüngstes Beispiel war das Konzert mit dem weltberühmten Christoph Prégardien in Pirmasens, bei dem etwa 300 Plätze leerblieben. Es ist deshalb Bezirkskantor Helge Schulz hoch anzurechnen, dass er es an einem Maiwochenende mit vielen Parallel-Terminen wagte, einen Abend mit einer jungen Sängerin anzubieten. Er und die Musikfreunde haben die Sopranistin Lisa Ströckens beim Passionskonzert in der Alexanderskirche schätzen gelernt. Sicher war diese Begegnung auch die Ursache, dass Schulz mit ihr – anstelle eines ursprünglich geplanten Flötenabends mit einer anderen Solistin – ein sehr anspruchsvolles Liedprogramm erarbeitete. Lisa Ströckens lebt seit zwanzig Jahren in Saarbrücken, wo sie eine klassische Gesangsausbildung absolvierte, an der Musikhochschule studierte und sich durch ihr Mitwirken in Chören und am Staatstheater, etwa in der Hauptrolle einer Ermanno Wolf-Ferrari-Oper, einen Namen gemacht hat. Ihr Konzertrepertoire reicht von Vivaldi über Gluck und Händel bis zu Mozart und Puccini. Sie übernimmt auch gerne Aufgaben in den großen Oratorien von Händel, Haydn und Mendelssohn-Bartholdy. Das Programm in der Karlskirche, das einen weitaus besseren Besuch verdient gehabt hätte, enthielt neben Liedern der Romantik auch Beispiele des Vokalschaffens von Richard Strauß und Gustav Mahler, die sicherlich erstmals in der Stadt zu hören waren. Bemerkenswert ist, dass Ströckens die nur etwa zwanzig Besucher des einstündigen Konzerts mit 17 Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht dafür büßen ließ, dass so viele andere nicht gekommen waren. Alle Soprane kämpfen vor allem in hohen Lagen mit der Textverständlichkeit. Auch am Samstagabend war es nicht leicht, alles zu verstehen. Lisa Ströckens, die über eine helle, reizvoll timbrierte und in allen Registern sicher und sauber geführte Stimme verfügt, legte deshalb den größten Wert auf die Melodieführung. Sie gestaltete atmende Bögen, verlieh einigen Stücken fast jugendliche Leichtigkeit, um dann wieder mit großem Atem erregte Aussagen zu demonstrieren. Die Stimme ist sicher gestützt, Lisa Ströckens singt alle Töne direkt an, geht den oft üblichen Unarten mit dem Anschleifen von Noten aus dem Weg. Ihre Wiedergaben beeindruckten durch die Natürlichkeit des Vortrages, durch die immer spürbare Identifizierung mit den Texten und durch die gut durchdachte dramaturgische Anlage. Helge Schulz ergänzte die Lieder mit kurzen Musikstücken von Mendelssohn-Bartholdy, Max Reger und Isaac Albeniz. Er erwies sich als genau angepasster Mitarbeiter am Klavier und löste die ohne geistlich-kirchliche Aspekte auskommende Aufgabe souverän und klanglich ausgewogen. So entstanden stimmige und klanglich eindrucksvolle Wiedergaben. Besonders beeindruckende Teile des Abends waren Franz Schuberts „Gretchen am Spinnrad“, Robert Schumanns „Mondnacht“ aus seinem „Liederkreis“, „Das Rosenband“ von Richard Strauß und die vier Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert von Gustav Mahler. Den Höhepunkt markierte zum Schluss Eric Saties „La Diva“ . Nach rhythmusbetonten französischen Texten auch von Francis Poulenc und Henri Duparc folgte eine tänzerisch-beschwingte Zugabe, bei der Lisa Ströckens auch den Mittelgang des Saales mit schwungvollem Leben erfüllte.

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