Zweibrücken Im swingenden Alphorngalopp

Böhmische Polkas, Tiroler Märsche und die Hofgassler aus Homburg-Kirrberg: So feierten trotz des kühlen Nieselregens über 200 Besucher am Samstagnachmittag im Rosengarten den saarländischen Tag.

Mit dem temperamentvollen „Egerländer Musikantenmarsch“ entführten die Hofgassler unter Leitung von Klaus Dejon ihr Publikum in die Welt der Musik aus Böhmen und Mähren, die in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg durch Flüchtlinge aus der späteren Tschechoslowakei, vor allem aber durch Ernst Mosch und seine Kapelle bekannt wurde. Kraftvoll stampfende Rhythmen im Blaskapellen-Sound ließen an Dirndl mit weit schwingenden Trachtenröcken denken, wenn die Hofgassler mit glasklarer Intonation und wundervoll einheitlichem Klangbild in zügigen Tempi Stimmung verbreiteten und Sänger Alfons Heck in der „Neuen Polka“ dem Traditionstanz einen leichten Schlagersound verlieh. Markant und doch von leichtfüßiger Eleganz war die „Südböhmische Polka“, die mit ihrem stilvollen Trompetensolo die Besucher zu spontanem Applaus hinriss. Auch hier fiel der einheitliche Klang der Kapelle auf, bei der sich kein Instrument dominant hervorhob, sondern die sich vielmehr wie ein einziger Klangkörper anhörte. Flotte Melodien und folkloristische Klangfarben verbanden sich auch in der Polka „Von Freund zu Freund“ zu einem stimmungsvollen Klangbild in warmen Farben und weicher, klangschöner Formgebung. Der „Gruß an Böhmen“ überzeugte ebenfalls vor allem durch seine warme, dunkle Melodie. Eine elegische Introduktion der Flügelhörner unterstrich den volkstümlichen Charakter der Polka „Daheim in Böhmen“. Malerische Klangfarben brachten fünf Alphörner ins Spiel: Zusammen mit Kuhglocken skizzierte Solist Peter Schuster im flotten „Alphorngalopp“ ein Panorama von Alpen-Sennwiesen. Dabei gewann er dem in f gestimmten Instrument, auf dem man mangels Ventilen nur Naturtöne blasen kann, eine vor allem in den tiefen Lagen frappierende Beweglichkeit und überraschende Leichtigkeit ab. Er überzeugte mit einer virtuosen, vor Lebensfreude übersprudelnden Melodie wie auch mit leisen Tönen. „Die 3,60 Meter langen Instrumente aus Rotfichte haben wir kurz nach unserer Gründung vor fünf Jahren im Allgäu gekauft“, erzählte Dirigent Klaus Dejon. Die fünf Alphörner mauserten sich im Lauf des Nachmittags zum heimlichen Star des Konzerts: Mit einer lautmalerischen Melodie und feierlichem Ernst begeisterte die bestechend klar intonierte ruhige Weise „Morgentau“, mit der sich die Almhirten morgens verständigten. Dass Alphörner auch in Schwung kommen können, zeigten die Solisten der Hofgassler im „Talkirchdorfer Alphornwalzer“, einem gemütvollen, unbeschwerten Tanz. Und wie sich swingende Alphörner anhören, erlebten die Zuschauer, die im Nieselregen ausharrten, im „Alphornzauber“: Durch rhythmische Verschiebungen und akzentuierende Drums änderte sich der Klangcharakter des Stückes maßgeblich und bürstete die volkstümlich-malerische Melodie ein wenig gegen den Strich. Virtuoses, spieltechnisches Können stellten die Alphornsolisten in der Alfons Heck gewidmeten „Alfons-Polka“ unter Beweis: Der flotte Sound der sehr beweglich agierenden Blaskapelle verband sich mit einer Interpretation, die die Atmosphäre sonntäglicher Alpendörfer heraufbeschwor. Ein Klassiker in bester Ernst- Mosch-Tradition war dagegen der Walzer „Rauschende Birken“; zum Schunkeln animierte der „Frühlingswalzer“. Dann wurde es patriotisch: Der Marsch „Dem Land Tirol die Treue“, die heimliche Nationalhymne Südtirols, erinnerte mit vollem Orchestereinsatz und glasklarem Klang an die Teilung Tirols nach dem Ersten Weltkrieg. Und mit der Hymne „Glück auf, der Steiger kommt“ betonten die Hofgassler die Bergwerkstraditionen in Böhmen, Tirol und dem Saarland und spannten so einen musikalischen Bogen von Osteuropa über die Alpen in den Südwesten Deutschlands. (knf)

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