Zweibrücken „Ich verehre Elvis“

Siggi Oster aus Wemmetsweiler bei Neunkirchen ist bei der Bundespolizei, tritt aber seit vielen Jahren als Elvis-Imitator auf. Nach Zweibrücken kommt er am Samstagabend zum Straßentheater-Spektakel. Im Gespräch mit Konstanze Führlbeck verrät er unter anderem, wie man Malerklamotten zu Elvis-Anzügen umnäht.

Herr Oster, wie ist Ihr Interesse an Musik und speziell an Elvis entstanden?

Das kam durch das Singen in einer Alleinunterhalterband; damals war ich 30. Vorher war ich Lagerfeuersänger und hatte ein bisschen bei einem Männergesangverein mitgemacht. Wann haben Sie denn zum ersten Mal selbst musiziert? Das war im Musikunterricht am Ludwigsgymnasium. Ich habe damals schon im Chor mitgesungen, denn meine Stimme hat dem Musiklehrer sehr gut gefallen. Mit 15 war ich dann auch beim MGV Frohsinn. Und wie sind Sie dann ausgerechnet zu Elvis gekommen? Durch eine Zeitungsannonce! Die Dance Akademie suchte damals einen männlichen Sänger. Dann hab’ ich dort angerufen und angefangen. Livegesang auf der Bühne mit Begleitung war für mich Neuland. Bei den ersten Gehversuchen mit dieser Band hatte ich ein paar Elvis-Titel, und die Leute haben mir bestätigt, dass meine Stimme Elvis sehr ähnlich war. Dann hab’ ich mich in diese Richtung entwickelt und das ausgebaut. Haben Sie eine musikalische Ausbildung gemacht? Nein. Im MGV haben wir zwar auch Stimmübungen gemacht, aber ich habe kein Musikstudium absolviert. Meine Ausbildung war Learning by Doing, ich bin Autodidakt. Ich habe mir die Titel mehrere hundert Mal angehört und sie auswendig gelernt. Was fasziniert Sie an Elvis? Elvis ist der King of Rock und hatte sowohl im sanften als auch im harten Bereich eine außergewöhnliche Stimme. Seine Stimme war unverwechselbar. Egal ob laut oder leise oder Tenor – da war unglaublich viel Gefühl, Gefühl, Gefühl. Wie es John Lennon mal auf den Punkt brachte: „Before Elvis there was nothing.“ So richtig ist mir das bewusstgeworden, als ich mir nach der Trennung von der Band die „Patch it up – That’s the Way It Is“-DVD von Elvis’ Las Vegas-Auftritt genommen habe. Nach der Sichtung dieser DVD war ich Elvis-Fan – diese Ausstrahlung, diese Bühnenpräsenz, dieses Charisma, dazu die tolle Stimme. Er hat ja auch gut ausgesehen, bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Auch die Bewegungen von Elvis, vor allem im Knie- und Hüftbereich, habe ich von dieser DVD gelernt, das hat sich dann nach und nach entwickelt. Wie ist es zu Ihren ersten Auftritten als Elvis-Imitator gekommen? Ja, ich hatte dann erste Elvis-Anzüge aus Karnevalsgeschäften. Dann hat meine Frau Claudia seine Anzüge für mich nachgenäht: Sie hat einen Jumpsuit für Maler genommen und Conchos, die wie silberne Sheriffsterne aussehen, draufgenäht. Dazu hat sie noch einen Gürtel gehäkelt. Sehen Sie auch im normalen Leben wie Elvis aus? Naja, privat trage ich ebenfalls meine Koteletten. Aber ich laufe als Siggi Oster herum, ganz klar. Identifizieren Sie sich bei Ihren Shows mit Elvis? Nein. Und ich imitiere ihn auch nicht. Ich sehe mich als den Mann, der die Geschichte von Elvis erzählt. Zu den einzelnen Songs erzähle ich kurze Persiflagen, wahre Geschichten. Ich fühle mich dabei natürlich als Rock’n’Roller, aber nicht als Elvis. Das ist auch gar nicht mein Ziel. Elvis gab es nur einmal. Welches Verhältnis entwickelt man zu einem Künstler, wenn man sich so intensiv wie Sie mit ihm befasst? Ich verehre Elvis aufs Höchste. Ich bin ihm sehr dankbar, denn durch ihn hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Elvis ist musikalisch ein großes Vorbild für mich, privat dagegen tut er mir irgendwie auch leid. Er war nicht unbedingt glücklich – der Drogenkonsum, eine gescheiterte Ehe – da möchte ich teilweise überhaupt nicht mit ihm tauschen. Ich sehe es aber als meine Aufgabe an, das kulturelle Gut – meinen Lieblingskünstler – wieder in die Erinnerung und in die Herzen der Menschen zurückzubringen. Wie viel Siggi Oster ist in einer Elvis-Show drin? Ich würde sagen 80 Prozent. Die Show baut sich auf mir als Mensch auf, der die Geschichte von Elvis kennt. Bei welchen Anlässen treten Sie auf? Hauptsächlich bei Geburtstagen, Hochzeiten, ausgewählten Benefizveranstaltungen, Firmenfeiern, Dorf- und Stadtfesten, Gastronomen oder Golfclubs. Passen Sie Ihr Programm an die jeweiligen Anlässe an? Ich hab’ etwa 150 Songs im Kopf und ein festes Programm zum Beispiel für Geburtstage. Das sind dann 20 bis 25 Songs und meine Erzählungen dazu. Auch bei unterschiedlichen Anlässen bleibt es in der Regel bei diesem Programm; die Leute wollen einfach die großen Hits hören. Nur bei Auftritten vor Elvis-Fans gibt es Unterschiede im Programm: Dort biete ich auch die unbekannteren Songs an, die auch Fans sehr gerne hören. Singen Sie auch schon mal Playback? Meist nicht, weil ich live viel besser auf das Publikum reagieren kann. Aber manchmal bestehen Veranstalter auf Playback, um den perfekten Sound zu garantieren. Ich habe es bis jetzt nur gemacht, wenn ich krank war und nicht absagen wollte. (knf/Foto: privat)

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