Zweibrücken Ganz Pirmasens ist Dada

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Morgen jährt sich zum 100. Mal die Gründung des Dadaismus durch den Pirmasenser Hugo Ball (1886-1927). Bis in den November feiert Balls Heimatstadt den Schriftsteller, Dramaturgen, Mystiker und Menschen Hugo Ball. Höhepunkt wird das Hugo-Ball-Kabinett in der Alten Post, die neue Dauerausstellung zu Ball.

„Kunstfreunde können sich auf eine ganze Reihe von Veranstaltungen um Hugo Ball, den berühmten Sohn der Stadt, und das umfangreiche Schaffen der Dadaisten freuen“, kündigt die neue Kuratorin der Alten Post, Cecile Prinz, an. Neben Zürich, das seit Jahrzehnten den Dadaismus und Hugo Ball nutzt, um die Marke der avantgardistischen Kulturstadt Zürich damit zu pflegen, werden Pirmasens und das Arp-Museum Remagen die Zentren der Dada-Feiern sein. In Pirmasens spielt Hugo Ball nicht nur mit dem Namen für ein Gymnasium eine besondere Rolle. Auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Karl Rheinwalt legte der frühere Leiter der Stadtbücherei, Ernst Teubner, das Hugo-Ball-Archiv an, das derzeit von dem Literaturwissenschaftler Eckhard Faul betreut wird. Ein Hugo-Ball-Almanach erscheint regelmäßig, und ein Literaturpreis mit dem Namen des Pirmasensers wird alle drei Jahre vergeben. Kulturamtsleiter Rolf Schlicher hat ein buntes und vor allem informatives Programm rund um das große Jubiläum gestrickt, das nun die seit 1. Januar in der Alten Post arbeitende Prinz umsetzen kann. Schlicher hat dafür das Motto ausgerufen: „PS, eine Stadt ist Dada.“Auftakt wird der ganz offizielle Geburtstag am Freitag sein. Genau 100 Jahre davor, um 20 Uhr, hatte Ball zum ersten Abend in das von ihm gegründete Cabaret Voltaire eingeladen. Vom Start weg war das Cabaret ein Erfolg, und Kunstgrößen aus ganz Europa strömten zu Balls Cabaret-Abenden. Alte-Post-Kuratorin Prinz nutzt dafür die am Freitag endende Ausstellung des Typografen Joshua Reichert. „Reichert steht in der Tradition des Dada“, meint Prinz und verweist auf dessen Bruch mit klassischen Lesemustern. Die Finissage geht in ein „Fest des Irrsinns“ über, das zwei Stunden lang in der Alten Post toben soll, wobei es mit Sicherheit nicht gar so wild zugehen wird, wie es dereinst im Cabaret Voltaire üblich gewesen sein soll. Prinz verspricht aber einen kurzweiligen Abend voller Überraschungen, der dem semantischen Unsinn gewidmet ist. Start ist um 17 Uhr mit einer Führung durch die Ausstellung Reicherts. Gegen 18 Uhr beginnt dann die Dada-Geburtstagsfeier. Im ersten Teil wurden Texte Balls von Peter Schindler vertont, sie werden als Chorwerk von der Kinderkantorei Pirmasens sowie Chorklassen des Kant-Gymnasiums vorgetragen. Der Betreuer der Ball-Sammlung, Eckhard Faul, informiert wissenschaftlich korrekt über die Nonsens-Lyrik und Ironie im Dadaismus. Zum Abschluss gibt es eine Geburtstagsrevue, getanzt und gesungen von Schülern des Hugo-Ball-Gymnasiums als Uraufführung des Stücks „100 Jahre Cabaret Voltaire“, geschrieben von Peter Renner.

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