Zweibrücken Eintauchen in eine neue Welt

Zweibrücken. Der große Tag ist da: Heute starten die Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich – und gleich heute startet Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken in die Qualifikation. Die die 20-Jährige bei ihren ersten internationalen Meisterschaften im Aktivenbereich gerne überstehen würde.

„Ich habe keine Angst.“ Natürlich lässt sich solch ein Satz locker sagen, wenn es noch einige Tage hin bis zur EM sind, wenn man noch im Trainingslager in Kienbaum und somit – zumindest geografisch – noch weit weg von Zürich ist, wenn noch nicht die unmittelbare Wettkampfvorbereitung begonnen hat – in der man größtenteils auf sich alleine gestellt ist, alleine mit seinen Gedankengängen fertig werden muss. Aber man glaubt Christin Hussong trotzdem. Man glaubt ihr trotzdem, dass sie heute zwar ziemlich nervös, aber ohne große Angst in Zürich ins Stadion einmarschieren wird, wenn es gilt, in maximal drei Versuchen die Qualifikation zu überstehen. Wovor sollte die 20-Jährige auch Angst haben? Den Druck, für die Erfolge aus deutscher Sicht zu sorgen, den haben jedenfalls andere. Die Teilnahme an den kontinentalen Titelkämpfen alleine ist schon ein riesen Erfolg für die Herschbergerin. Und wenn sie jetzt nicht gerade mit zwei ungültigen Würfen und einem Versuch auf 27,11 Meter ausscheidet, dann dürfte schon die Teilnahme an sich ein großes Erlebnis gewesen sein. Doch Hussong will sich nicht mit der Teilnahme an sich zufrieden geben. Hussong will den Endkampf erreichen. Und Hussong weiß, dass das auch durchaus realistisch ist, wenn ihr ein guter Wurf in der Qualifikation gelingt. Schließlich steht sie auf Platz acht der europäischen Jahresbestenliste, zwölf Werferinnen erreichen den Endkampf. „Mein Ziel ist es natürlich, die Qualifikation zu überstehen und in das Finale einzuziehen“, sagt sie. Wie weit sie das 600 Gramm schwere Arbeitsgerät dafür werfen muss, das hängt natürlich auch von den äußeren Bedingungen und von der Konkurrenz ab – vermutlich muss ihr Speer aber schon in die Nähe der Mitte Juli in Luzern erzielten persönlichen Bestleistung von 63,34 Metern fliegen. Helfen könnte ihr beim Sprung ins Finale, wenn in ihrer Qualifikationsgruppe – es gibt zwei (Gruppe A wirft um 10.50, ihre, die Gruppe B, um 12.16 Uhr) – eine der beiden anderen deutschen Speerwerferinnen, Linda Stahl oder Katharina Molitor, ist. „Sie helfen mir schon viel, ich bin schließlich ihre ,Kleine’“, erzählt Hussong. Ein mögliches Finale für Hussong findet am Donnerstag, 20.40 Uhr, statt. Die LAZ-Athletin hat schon reichlich internationale Erfahrung gesammelt. 2010 belegte sie den zweiten Platz bei den Olympischen Jugendspielen, im Folgejahr gewann sie den Titel bei der U18-WM, im vergangenen Jahr wurde sie Zweite bei der U20-EM. Doch das waren Peanuts im Vergleich zu ihren ersten internationalen Meisterschaften im Aktivenbereich. Mehr Zuschauer, mehr Aufmerksamkeit, mehr Kameras, Zürich wird da eine ganz andere Welt sein. „In Rieti im Vorjahr bei der U20-EM war fast nichts los im Stadion“, erinnert sich Hussong. „Das wird in Zürich ganz anders sein.“ Sie könne sich das alles kaum vorstellen, erzählt sie, hofft aber, dass sich die Aufregung in Grenzen hält, wenn sie dann unten im Stadion mit dem Speer zum Anlauf bereitsteht. Aber Angst, die wird Christin Hussong dann nicht spüren. Da ist sie sich ganz sicher.

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