Zweibrücken Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung, dass ...

Ab Herbst absolvieren zwölf Homburger Medizinstudenten ihr praktisches Jahr im Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken. Das ist schön für die Studenten, schön für die Homburger Uniklinik und ein großer Erfolg für das Zweibrücker Krankenhaus. Das ist aber kein Durchbruch in der binationalen Diplomatie, der es erfordern würde, dass die Ministerpräsidentin des Saarlandes eigens anrauscht, um den Vertrag höchstselbst zu besiegeln und der Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz auch noch.

Es ist ja schön und gut, dass trotz der vielen Konflikte zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz höchste Regierungsvertreter miteinander reden und Zusammenarbeit über die nicht mehr zeitgemäße Grenze hinweg möglich ist.

Aber man muss das alles doch im Verhältnis sehen. Die Ausbildung von Medizinstudenten an regionalen Kliniken ist so selten nun auch wieder nicht. Auch Krankenhäuser in Neunkirchen, Sulzbach, Püttlingen, Merzig, Trier, Kaiserslautern, Neustadt, Bad Kreuznach, Klingenmünster und Worms bieten Plätze fürs praktische Jahr an.

Insofern wundert man sich, dass Annegret Kramp-Karrenbauer für einen solchen Termin Zeit findet. Dass sie aber in ihrer gesamten Amtszeit als Ministerpräsidentin bisher noch keine Zeit fand, die wirklich brennenden Probleme zwischen Saar und Pfalz zu lösen: die Flughafen-Kooperation und den Lückenschluss im S-Bahn-Netz. Beide Themen dümpeln vor sich hin, als gäbe es tausend Dinge, die wichtiger wären.

Das ist aber nicht so. Die Zukunft der Flughäfen und des Bahnverkehrs sind entscheidend für die Zukunft der gesamten Region und müssen endlich gelöst werden.

Es ist höchste Eisenbahn, dass die Ministerpräsidentinnen beider Länder diese Themen zur Chefsache machen. Sie sollten sich treffen, verhandeln und dann eine Lösung vorlegen, die Bestand hat.

Julia Igel, die Sprecherin der Mörsbacher Bürgerinitiative, ist eine sympathische, umgängliche Kinderärztin, keine verbiesterte Ideologin. Bei dem Grünen-Stadtrat Achim Ruf handelt es sich um einen freundlichen, bärigen Menschen, keinesfalls um einen nervenden Kampf-Landwirt, der gegen alles und jedes ist. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht möglich wäre, mit diesen beiden einen Kompromiss auszuhandeln, was die Probleme um die Mörsbacher Mülldeponie angeht.

OB Kurt Pirmann indes scheint sich dafür entschieden zu haben, seine Linie gegen jeden Widerstand durchzusetzen. So jedenfalls agierte Pirmann in der Sitzung des Stadtrats am Donnerstagabend. Pirmann freute sich nicht über das große Interesse an der Ratssitzung. Nein, er schaltete schon in der ersten Sekunde der Sitzung auf Abwehr.

Zuerst belehrte er die vielen Besucher darüber, was sie alles nicht dürfen. Dann bügelte er die Fragen der Bürgerinitiative in einem überheblichen Stil ab, den er sich verbitten würde, erhielte er auf einen Brief zum Beispiel nach Mainz derart nichtssagende Auskünfte. Nachfragen ließ er - regelwidrig - nicht zu. Später machte er den Grünen-Stadtrat Achim Ruf nieder, indem er in die Trickkiste der politischen Rhetorik griff: verunsichern, beinhart angreifen, persönlich werden.

Mit seinem Vorgehen hat Pirmann seiner Sache allerdings einen Bärendienst erwiesen. Seine Absicht war es, die Mülldeponie aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Er hat das Gegenteil bewirkt: Die Mülldeponie wird im Wahlkampf eine große Rolle spielen.

Die Bürgerinitiative hat in dieser Woche gleich zwei Erfolge erzielt. Erstens hat die Terrag ihren Antrag zurückgezogen, gefährliche Stoffe verarbeiten zu dürfen. Zweitens hat die BI es - unbeabsichtigt - geschafft, dass OB Pirmann zum ersten Mal in seiner Amtszeit seine Souveränität verlor, wodurch die BI aus der Stadtratssitzung als moralischer Sieger hervorging.

Pirmann sollte daraus lernen und auf den Weg der Vernunft zurückkehren: Kompromisse suchen und möglichst viele Bürger in Entscheidungen einbeziehen.

Gestern hat sich Pirmann bei Achim Ruf per Brief entschuldigt. Ein richtiger Schritt.

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