Zweibrücken „Die Kino-Zeid war doch aarich scheen geween“

„Saanse mol, wisse sie noch, wie des Kino newer de Passaasch Schreiner geheeß hadd? Es war so e bisje zerrickgebaud!“ Ein Moment Stille, dann: „Uns falld nimmi der Name in“. Die Frage des Zweibrücker Ehepaares, konnte natürlich problemlos beantwortet werden – klar, es war das beliebte „Central“ von Jak Schließmeyer. „Unser Kino“, das der Vater stets abwertend „Revolverkino“ nannte. Der vielen Wildwestfilme und der Krimis wegen. Einen Hinweis auf das zuvor erwähnte, nicht weniger beliebte Spielwarengeschäft der „Passage“ gibt es aber heute noch: Zwei Schilder an der Front des Gebäudes mit der Aufschrift „Märklin“. Ein deutlicher Hinweis, dass dort die Eisenbahnen nicht nur verkauft, sondern in der Vorweihnachtszeit stets im Schaufenster zu sehen waren. Am nächsten Tag ging es in gemütlicher Runde abermals um die Kinos von früher. Das Besondere an dieser Erinnerung: „Domols war’s Kino noch in unserer Schul geween“, sagte eine der Damen. Als älterer Einheimischer weiß man sofort, dass es sich dabei um das Gebäude des früheren Mädchen-Lyzeums am Himmelsberg – „bei de Frau Dokder Gölz“, die sich als Schulleiterin einprägte, – handelte. 1950 wurde dort in der Turnhalle das Kino gestartet, einen gezimmerten Balkon gab es dort. Immer war der Saal proppenvoll. Nicht wenige erinnern sich noch daran, wie schwer es war, überhaupt bis dorthin zu gelangen. Im Zuschauerraum wurde immer wieder gerufen „Drigg doch uff die Klingel!“ Denn jeder konnte sehen, wenn das Einlasspersonal neben der Tür auf eine Klingel drückte: Das war das Zeichen für den netten Filmvorführer Peter Schnödewind, „de Rieme druff ze mache“ – und der Tom-Mix-Streifen wurde abgespult. Zwei Jahre später gab es dann das neue „Central“ in der oberen Hauptstraße. Am Nachbarhaus, an der unverputzten, schnell wieder aufgebauten Wand „bei Brünisholze“, waren die großen, noch gemalten, Filmtransparente angebracht. Auch wenn dem eingangs erwähnten Frager der Name des Kinos entfallen war, eines wusste er noch ganz genau: Sonntags, nach dem obligatorischen Kirchgang, wurde bei den Großeltern und den Tanten nach „Kinogeld“ gefragt. Bei zwei Zehnern (Pfennige damals!) kam bereits große Freude auf, wusste er zu berichten. Und noch etwas bleibt für ihn und den jungen Kinobesucher unvergessen: „Wann’s dunkel wor is, simmer all vun vorne no hinne gerennd! Uffem Rasiersidz hasche jo Genickschdarr gried!“ Aber nicht in diese „Kaubeufilme“ zu gehen – auf diese Idee wäre doch keiner gekommen. Bei „de Meede“ von damals, das wussten die Seniorinnen bei ihrem Treffen genau, hatte das „Central“ nicht so sehr im Mittelpunkt gestanden. Sie bevorzugten Heimatfilme im „Kammerlicht“ in der Lammstraße und natürlich viele „Herz-Schmerz-Streifen“, die im späteren „Schlosstheater“ in der Hauptstraße gezeigt wurden. Diese Filme hatten es ihnen mehr angetan. Und schon wurde im Gespräch das Lexikon der Filmgeschichte aufgeschlagen. Es folgten Namen über Namen der Stars früherer Jahre. Immer wieder nickten alle am Tisch, wenn es mal wieder hieß: „Die Kino-Zeid war doch aarich scheen geween!“ Natürlich wussten alle Anwesenden und auch diejenigen, die man in der Fußgängerzone gerade getroffen hatte, dass es heute ein modernes Kino mit mehreren Sälen in der Stadt gibt. Aber, „so scheene Filme wie domols, gebbd’s heid nimmi“, sagte sich doch leichter. Und jünger als heute war man damals ja auch …

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