Zweibrücken Die Gewerkschaft ist sauer auf Tadano

Soll mit den Zweibrücker Demag-Werken eng verzahnt werden: das Tadano-Faun-Kranenwerk im fränkischen Lauf.
Soll mit den Zweibrücker Demag-Werken eng verzahnt werden: das Tadano-Faun-Kranenwerk im fränkischen Lauf.

Besorgnis, ja blanke Angst, will Peter Vollmar aus den Blicken der Mitarbeiter von Tadano-Demag gelesen haben. Am Montag beriet sich der zweite Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall mit dem Betriebsrat des Kranbauers. Ohne Vorinformation sei die Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet worden. Er sei richtig sauer, sagt Vollmar.

In einer Videobotschaft hatte Tadano-Demag-Standortchef Jens Ennen vergangene Woche seine 1580 Mitarbeiter über den Antrag der Insolvenz in Eigenverwaltung wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Zweibrücken informiert, kurz darauf eine E-Mail versenden lassen. Knappe Botschaften: Man sei voll handlungsfähig, bearbeite Alt- und Neuaufträge der Kunden und schließe nach einem nun angestoßenen „ergebnisoffenen Verfahren“ aus, Werke zu schließen. Es werde Personalanpassungen, sprich Entlassungen, geben. Ennen ließ aber vollkommen offen, in welchem Umfang.

„Es kann ja nur darum gehen, wenn überhaupt, dann so wenig wie möglich Personalabbau zuzulassen. Dieses Ziel hat erste Priorität für die Gewerkschaft“, sagt Peter Vollmar. Es sei gelinde gesagt „befremdlich“, dass die Geschäftsführung vor dem Gang zum Insolvenzrichter nie das Gespräch mit dem Betriebsrat, geschweige denn mit der Gewerkschaft, gesucht habe. 2017 hatte noch Voreigentümer Terex, übernommen durch Tadano, einen Tarifvertrag Zukunftssicherung mit Laufzeit bis 31. Dezember 2021 mit der IG Metall geschlossen. Darin enthalten seien viele Elemente, die eine Anpassung an die Marktsituation zuließen. „Und auch andere Lösungen wären infrage gekommen, wir sind und waren immer gesprächsbereit. Nur muss die Geschäftsführung das auch wollen. Das wollte sie offensichtlich nicht.“

Mandat für den Betriebsratsvorsitzenden im Gläubigerausschuss

Nach den Beratungen des Betriebsrats am Montag wurde beschlossen, den Betriebsratsvorsitzenden Eduard Glass dem Amtsgericht zur Aufnahme in den zu bestellenden Gläubigerausschuss vorzuschlagen. Eine betriebswirtschaftliche Beratung durch die Technologie-Beratungsstelle Rheinland-Pfalz und eine rechtliche durch eine Anwaltskanzlei wurde beauftragt.

Der Bevollmächtigte sagte, für ihn ergebe sich noch kein umfassendes Bild der Pläne von Tadano. Man hoffe, sich bald mit den konkreten Vorhaben der angekündigten Restrukturierung auseinandersetzen zu können, einen Ist-und-Soll-Abgleich machen zu können. „Wir werden eigene Vorstellungen einbringen“, so Vollmar. Mit vielen Mitarbeitern teile er die Ansicht, dass die Situation „dramatisch“ sei. „Es ist kein Planspiel, sondern ein Verfahren nach den Regeln der Insolvenzordnung.“ Demag-Mitarbeiter hätten gerade unter Terex vieles mitgemacht, eine Insolvenz aber noch nicht.

Der Bevollmächtigte erinnert daran, dass der oberste Tadano-Boss, Koichi Tadano, im August vor einem Jahr versprochen habe, den Standort zu stärken. Das Wort müsse gelten, sagt Peter Vollmar.

2019: 24 Millionen Euro Verlust in Lauf, 16 Millionen in Zweibrücken

Tadano kündigte an, im Zuge der Restrukturierung seine beiden deutschen Standorte, Zweibrücken und das Tadano-Faun-Werk im fränkischen Lauf mit seinen 710 Mitarbeitern, eng aufeinander abstimmen, integrieren zu wollen. Anders als die im Juli gegründete Tadano Europe Holdings-GmbH Zweibrücken oder die Tadano-Grundstücksgesellschaft wurde auch für die Tadano Faun GmbH Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Aus einer Pflichtmitteilung der japanischen Mutter, der Tadano Limited, geht hervor, dass die Sorgen um die deutschen Töchter begründet sind. Faun wies für das Geschäftsjahr 2019 einen Verlust von 24 Millionen Euro aus, Demag vom Übernahmezeitpunkt 1. August bis Jahresende von 16 Millionen.

Betriebsratsvorsitzender Glass: Auch Chance, von Terex gemachte Fehler zu korrigieren

Für Eduard Glass, den langjährigen Betriebsratsvorsitzende von Demag, geht es nun auch darum, auf Ansage gemachte Fehler des damaligen Terex-Managements zu korrigieren. Man habe Arbeiten ins Ausland verlagert, was Tadano nun teuer zu stehen komme. Sie zurückzuholen, bei besserer Qualität sogar Kosten zu sparen, müsse ein Ergebnis der Neuaufstellung sein. Das Kapital seien die hervorragenden Mitarbeiter. Dieses Betriebskapital, betont Glass, dürfe nicht aufgezehrt werden.

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