Zweibrücken „Die DJs sind heute die Popsuperstars“

DJ Pi (Peter Heinz) kommt aus Tholey.
DJ Pi (Peter Heinz) kommt aus Tholey.

Am 8. März, 21 Uhr, sind in der Zweibrücker Festhalle „Electro Beats“ angesagt, mit den DJs Pi (57) und Foggy (54). Das heißt Tanzen bis zum frühen Morgen. Andrea Dittgen hat die beiden Saarländer (getrennt) befragt, was sie nach über 20 Jahren in diesem Job hält. Das Verblüffende: Sie können sich vor Anfragen kaum retten, dabei haben sie ganz andere Brotberufe.

Sie machen das schon ewig ...
Pi: Ich komme aus der Ära Maruschka, Sven Fäth, mit denen hab’ ich auch schon gespielt.

Foggy: Ich bin seit 2000 am Start. Wie Pi gehöre ich zur älteren Generation, die immer noch den Spaß an der Musik hat.

Ist ess nicht langweilig, über 20 Jahre DJ zu sein?
Pi: Nein, ich habe dann eine Familie gegründet. In der Zeit, als die Kinder klein waren, habe ich das ein bisschen eingedämmt. In Tholey habe ich ein großes Architekturbüro mit 25 Mitarbeitern. Von Hause aus bin ich Architekt, früher war die Musik der Beruf und das Architekturstudium Hobby, dann war es umgekehrt – und gerade jetzt mache ich wieder viel Musik.

Foggy: Nein, solange es noch kribbelt und solange man vor jedem Gig noch ein bisschen Lampenfieber hat, mache ich es. Wenn es mal ganz weg wäre, dann würde ich aufhören. Ich liebe es einfach, die Leute zu unterhalten und ihnen drei, vier Stunden zu geben, wo sie alle Probleme vergessen und abschalten können. Das ist auch unser Job als DJ.

Was haben Sie denn gebaut, Pi?
Pi: Die alte Lokhalle in Mainz, den Umbau des Baudenkmals, da ist sogar ein Club drin, aber dort habe ich noch nie aufgelegt. Der Palazzo in Bingen, die alte Stadthalle habe ich umgebaut als Diskothek – und dort auch DJ gemacht.

Und was machen Sie beruflich, Foggy:
Foggy: Ich arbeite beim DRK-Krankenhaus Saarlouis und mache den Zentraleinkauf.

DJ Foggy (Thomas Omlor) ist in Saarlouis zu Hause.
DJ Foggy (Thomas Omlor) ist in Saarlouis zu Hause.

Auflegen macht Ihnen immer noch Spaß, das heißt, die Musik ändert sich permanent?
Pi: Man muss sich immer ein bisschen anpassen, an das Genre, und an den Musikgeschmack, der sich geändert hat, wobei die Veranstaltung in Zweibrücken Techno-Classics-lastig ist, deshalb sind auch zwei Old-School-DJs wie Foggy und ich engagiert worden. Die Zweibrücker Halle kenne ich noch nicht.

Foggy: Man muss mitgehen, neue Trends mitnehmen, ich bin nah an den Trends dran und lasse das in meine DJ-Sets einfließen. Tech House zum Beispiel ist ein Stil, der gerade weltweit sehr angesagt ist in den Clubs, den spiele ich natürlich auch. Techno Classics spiele ich aber auch.

Was muss ich mir unter Classics vorstellen?
Pi: Eine der Hochburgen der elektronischen Tanzmusik war Ende der 90er Jahre bis etwa 2005, diese Ära der Techno Music ist heute schon Classics. Meine Söhne sind 16 und 19, die hören auch Techno und da sage ich, diese Nummer spiele ich euch mal auf Vinyl vor, die habe ich vor 20 Jahren schon gespielt.

Foggy: Ich spiele auch bei privaten Partys, da kommen dann auch die Hits der 80er, 90er und die Classics.

Welche Ära mögen Sie am liebsten?
Pi: Für mich waren die 80er Jahre die schönste Zeit, weil es alles gab, von Rockpop, Techno, Italopop, New Wave, Punkrock, die letzten Jahre fand ein Revival der 90er Jahre statt, seit zwei Jahren finden verstärkt die Hip-Hop-Nummern aus den 80ern, verstärkt mit elektronischer Musik, eine Wiedergeburt. Ich kann abendfüllend 80er Jahren spielen mit modernem Beat. Ich spiele eine Depeche-Mode-Nummer in der modernen Fassung und mixe die Originalfassung rein – und alle im Saal denken, das kenne ich doch von irgendwo her.

Foggy: Ich bin da komplett offen. Privat höre ich gerne Jazz, gechillte Musik. Im Club spiele ich gerne elektronische Musik, weil sie sehr animierend ist und die Gäste auf eine Zeitreise mitnehmen kann. Durch die digitalen Möglichkeiten kann man einen älteren Track noch mal mit neuen, modernen Beats unterlegen und diese Beats, das nennt sich Mashup, dann in das Set integrieren. Ich spiele dann einen 80er-Titel, der nicht original 80er ist, sondern ge-remixt von mir.

Haben Sie eine Setliste für den Abend?
Pi: Nein, das machen nur schlechte DJs. Was gespielt wird, wird komplett am Abend spontan entschieden. Zwischen einem Lied und dem nächsten habe ich drei Minuten Zeit, etwas auszuwählen. Das passiert per Klickkontakt. Man muss auf das Publikum reagieren.

Am 8. März verwandelt sich die Zweibrücker Festhalle in eine Disco.
Am 8. März verwandelt sich die Zweibrücker Festhalle in eine Disco.

Stehen Sie zusammen mit DJ Foggy auf der Bühne?
Pi: Mit Foggy spiele ich auch in der Alten Schmelz zusammen. In der Regel machen wir es so, dass wir uns stundenweise abwechseln. Wenn die Party gut ist, harmonieren die DJs. Wir gehören nicht zu den typischen Laptop-DJs. Es gibt heute die Möglichkeit, dass man Titel live ineinander mixt, vieles wird von der Technik übernommen. Ich könnte zu Hause eine Playlist vorbereiten und der Software sagen: Mixe das ab. Aber wir mixen live und ohne Autosync. Vinylplatten hatten nicht die Technik mit Beat Counter, mit Zahlen, die man eingeben konnte, man machte alles nach Gehör. Wir sind DJs, die das Handwerk von Grund auf gelernt haben.

Foggy: Ja, wir sind zusammen auf der Bühne. Das nennt man B2B, wahrscheinlich heißt es Back to Back, Rücken an Rücken. Es ist gut möglich, dass Pi einen Song spielt, dann ich einen Song, dann gebe ich wieder zurück zu Pi. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder jeder DJ spielt ein, zwei Stunden sein Set und übergibt dann an den Kollegen, oder eben B2B. Das entscheiden die DJs immer spontan am Abend. Pi und ich kennen uns schon lange, seit 2002, wir sind ein eingespieltes Team.

Sie rücken also nicht mit Platten an?
Pi: Nein. Ich habe eine kleine Festplatte dabei, da sind 20.000 Titel Maxisingle drauf. Eine Kiste mit Platten wiegt 35 Kilo, dann wäre ich sehr eingeengt, wenn ich Vinyl mitbringen würde. Früher hatte ich zwei Kisten mit zusammen 70 Platten, zu Hause habe ich auch noch meine Platten und Plattenspieler, die gebe ich nicht her. Das verlernt man nicht.

Sie haben einen Tisch, darauf liegen Computer und Festplatte?
Pi: Nein, die Diskothek und die Veranstalter wie die Zweibrücker Festhalle stellen ein Mischpult. Mit 3 CD-Playern in der Regel, früher die Plattenspieler, mixt man die Musik zusammen. Die Festplatte stecke ich in einen CD-Player und der verbindet die drei CD-Player mit dieser Datenbank. Da muss ich natürlich die Titel kennen – früher haben wir uns an Covern orientiert. Mit dieser Datenbank arbeitete ich. Wenn ich sehe, die Tanzfläche wird leer, dann nehme ich etwas anderes – das ist die ständige actio und reactio mit dem Publikum.

Foggy: Ich habe Sticks, wir haben ja professionelle CD-Player, da wird der Stick eingesteckt. Bei einem Stick mit 64 Gigabyte oder mehr bekommt man schon seine Music Library abgespeichert. Früher, mit Vinyl, war der Aufwand riesengroß. In den Anfängen hatte ich einen schwarzen Opel Corsa und der war vollgepackt mit Platten. Heute hat man Sticks, ich denke, so 10.000 Titel passen auf einen drauf.

Woher kommt der Name Pi, legen Sie unendlich lange auf?
Pi: Es ist ein Spitzname aus der Kindheit, eine Freundin sagte immer Pi statt Peter.

Woher kommt der Name Foggy, ist die Bühne immer vernebelt?
Genau. Bei meiner ersten Station hatte ich wirklich einmal so lange auf den Nebelknopf gedrückt, dass der Clubbesitze gesagt hat: Das ist der Foggy. Heute ist es nicht mehr so vernebelt, ich habe mich angepasst.

Foggy, Sie sind auch Produzent ...
Foggy: Ich habe meine eigenen Songs produziert. Ich gehe in mein Musikstudio, habe eine Idee, setze mich an mein Piano, spiele eine Melodie, nehme den Gesang auf von einem Künstler oder einer Künstlerin und dann wird der Song fertig produziert und über ein Plattenlabel weltweit vertrieben. In diesem Jahr kommt mein Remix von „Come into My Dream“ heraus, der hat mittlerweile schon 40 Millionen Views und Klicks auf Youtube und wurde gespielt auf großen Festivals wie Tomorrowland in Belgien. Er ist mittlerweile ein Klassiker. Viele Popstars suchen sich auch einen DJ als Produzenten aus, weil der DJ immer am Puls der Zeit ist und weiß, welche Musikrichtung er einfließen lassen kann, um die Songs so zu produzieren, dass sie vom Publikum angenommen werden. Die DJs sind heute eigentlich die Popsuperstars – weltweit. Leute wie David Guetta legen auch selber auf und landen einen Hit nach dem anderen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass sie DJ geworden sind?
Pi: Als ich anfing, gab es nur wenige Clubs. Ich bin immer mit der Freundin, die mir den Spitznamen gegeben hat, nach Völklingen ins Chic getrampt. Da gab es einen DJ Ronald, ein Holländer, er hatte Vinylplatten mitgebracht und sie ineinander gemixt. Das hatte vorher keiner im Saarland gemacht, weder im Sound in Dillingen, noch im Flash. Ich fand das toll und habe mir das selbst beigebracht. Heute gibt es DJ-Schulen.

Foggy: Anfang der 80er Jahre habe ich SR1 gehört - und ich hatte ein Doppel-Kassettendeck, da hatte ich schon meine erste Aufnahme aus dem Radio gemacht und versucht, diese beiden Tracks ineinander zu mixen, da war ich elf, zwölf Jahre alt. Seitdem bin ich davon begeistert.

Wie lange soll der Abend in Zweibrücken dauern?
Pi: Keine Ahnung, ich war noch nicht in Zweibrücken, aber ich bin jemand, der gerne lange Sets macht. Ich nehme an, dass jeder drei Stunden spielt.

Foggy: Ich schätze, es geht bis 3 Uhr. Vor langer Zeit habe ich schon mal in Zweibrücken gespielt, im Atlantis, das früher Marabu hieß.

Termine

  • Zweibrücken, Festhalle, 8. März, 21 Uhr: „Electro Beats“ mit DJ Pi uns DJ Foggy, Karten: ticket-regional.de
  • DJ Pi: 9. März, Saarbrücken, E-Werk; 16. März, Saarbrücken, Fuchs Bar St. Johanner Markt; 23. März, St. Ingbert, Alte Schmelz, Techno Classics; 31. März, Saarbrücken, Kufa, Mistery Fox; 20. April, Dillingen, Lokschuppen, Techno Classics; 8. Juni, St. Ingbert, Alte Schmelz, Techno Classics.
  • DJ Foggy: 23. März, St. Ingbert, Alte Schmelz, Techno Classics Ü30-Party; 30. März, St. Ingbert, Alte Schmelz, Ü30-Party, 17. Mai, Landsweiler-Reden, Alm, Back for Good Festival.

    Zur Person: DJ Pi

    1967 geboren als Peter Heinz in Tholey, Studium der Architektur in Trier, 2000 Eröffnung des eigenen Architekturbüros in Tholey. DJ seit 1990, Teil des Techno-Projekts C.O.P., das 1997 bis 2000 elektronische Musik produzierte, Gigs bei Nature One, MTV, Viva, RTL, Big Warp und Time Warp Mannheim, im Saarland.

    Zur Person; DJ Foggy

    1969 geboren als Thomas Omlor in Saarlouis, Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, tätig im Zentraleinkauf in der DRK-Klinik Saarlouis, DJ und Produzent seit 2000, eigenes Label, Gigs in Vietnam, Thailand, den USA, Italien, Spanien, Frankreich, Luxemburg. Seine Tracks werden gespielt bei großen Festivals wie Tomorrowland und Transmission. Youtube: „Come into My Dream“.

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