Zweibrücken Das geheime Schmuckstück

„Diese Messe ist total unbekannt – und mein geheimes Schmuckstück“, strahlte Dirigentin Christine Hassler. Sie leitet den Kirchenchor St. Cäcilia Martinshöhe seit zehn Jahren, der am Sonntag 125-jähriges Bestehen feierte – mit der „Missa à tre voci“ (Messe für drei Stimmen) von Ernest Frauenberger (1769-1840) aus dem Jahr 1791.

„Der ganze Aufbau ist einfach traumhaft. Ich bin drauf gestoßen, weil ich sie selbst einmal in einem Chor gesungen habe. Die Messe hat einfach alles“, schwärmte Hassler. Stilistisch ist Frauenbergers Messe vielschichtig: Einflüsse aus dem empfindsamen Stil von Carl Philipp Emanuel Bach finden sich hier, aber auch Merkmale, die die Romantik vorwegnehmen. Die Farbigkeit, die in den Orgel- und Streicherpassagen auffällt, gehört ebenso dazu wie die Einfachheit der Melodieführung in den Gesangsstimme. Sie nimmt stellenweise fast schon volksliedhafte Züge an. Diese Charakteristika hatte Christine Hassler mit den 37 Sängerinnen und Sängern in minuziöser Kleinarbeit herausgearbeitet. Auch die immer wiederkehrende Struktur, die die Melodie zwischen einem Vorsänger und dem Chor wechseln lässt. Unterstützt wurde der Chor dabei von Mitgliedern der Musikschule Emmerich Smola in Kaiserslautern, Organistin Laura Kaiser und Pianist Ruprecht Schmidt. Nach dem einleitenden Kyrie stimmte der Kirchenchor zu feierlich-getragenen Orgelklängen das Gloria an. In schönem, klarem Klang ertönte das Gotteslob im Sprechgesang im Wechsel zwischen Vorsänger und Chor. Voll und expressiv fiel der Chor in den Satz des Vorsängers ein. Die Schlichtheit des Gesangs betonte die dazu im Kontrast stehenden Orgelklänge. Das Credo intonierte Laura Kaiser an der Orgel, der Chor sang diesen Satz der Messe nicht. „Das hätte unseren zeitlichen Rahmen gesprengt“, begründete Dirigentin Hassler diese Entscheidung. „Ab Januar haben wir einmal wöchentlich geprobt, aber wir auch noch die Gestaltung der Festgottesdienste an Karfreitag, Ostern und Pfingsten übernommen.“ Klangvoll setzte der Chor wieder im „Sanctus“ ein. Die hellen Stimmen hoben sich mit leichten Unsauberkeiten stärker aus dem Klangbild hervor. Zu den Worten „Coeli et Terra“ (im Himmel und auf der Erde) wurden das Tempo immer schneller. Es veranschaulichten so, wie sich das Lob Gottes verbreitet. Dennoch hatte die Melodie nur wenige Ausschmückungen wie etwa Triller. Die bewusst einfache, liedähnliche Struktur wurde durch die Klarheit des Klangs betont. Transparent war das Benedictus, das einen luftig-leichten Klangcharakter hatte. Die zart gleitenden Rufe der hohen Soprane wurden vom ganzen Chor immer wieder im Kanon aufgenommen und zum einstimmigen Segensspruch zusammengeführt. Zwischen dem „Hosianna in excelsis“ in den hellen, hohen Stimmen und den Benedictus-Rufen in tieferen Lagen entspann sich ein lebhaftes musikalisches Zwiegespräch. Dunkle Akkorde und harmonische Dissonanzen leiteten das Agnus Dei ein, das gepresst klang. Doch zunehmend lockerten gebrochene Akkorde in der Orgel diese Stockung auf, Seufzermotive kennzeichneten die erregten Miserere-Rufe. Dann änderte sich der Charakter der Orgelmelodie: In ihre siegessicheren Klänge fiel der Chor einstimmig mit voller Kraft und warmen Farben ein. Dann klang die Messe mit einem eindringlichen Friedensruf aus.

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