Zweibrücken „An Europa geglaabd und jedzd misse ma dran glaawe“

„Weeschde noch, wie die Europakommissarin mid ihrm Bierochef vum Freudeberjerhof domols uffem Fluchpladz war?“, wurde man in den letzten Wochen öfter mal gefragt. Ja, man weiß es noch: Michaele Schreyer hat gestrahlt, dass es hier in Zweibrücken mit Hilfe der EU so mächtig voranging und alles nach Zukunft aussah. Dass zu jener Zeit des Besuchs der Kabinettschef der mächtigen Kommissarin Eckart Guth hieß und dieser vom Freudenbergerhof in Ernstweiler stammte, machte zusätzlich Mut. „Der saad ihr schunn, wass mir in Zweebrigge brauche.“ Er hatte es natürlich auch arrangiert, dass der Familienhof mit seinem bekannten Erdbeerparadies kurz besucht wurde. Michaele Schreyer war zufrieden: Natürlich hatte sie das große Schild an der Zufahrt zum Flugplatz – am früheren Wachgebäude der US-Air-Force – gesehen: Es sagte aus, dass die EU die Konversion erheblich finanziell fördert. Harald Ehrmann, damals für den Zweckverband im Einsatz, hatte noch schnell dafür gesorgt, dass dieses „Dankeschön-Schild“ der Zweibrücker nicht fehlte. Heute gehört es zu den Erinnerungsstücken: Die betroffenen Arbeitnehmer des Flughafens wollen heute bei den Protestversammlungen die Brüsseler an deren gute Absichten von damals erinnern. Was hat man damals doch auf Europa gesetzt! Aus der Straße „Am Schmalscheid“, damals auch die Adresse der Kranbauer von Terex in ihrem neuen Werk, wurde mit Blick in die Zukunft die „Europaallee“. Schließlich sollte diese Straße wenig später nach Frankreich führen. Werner Boßlet, damals schon für den Flughafen im Einsatz, fand an der „Siemens-Halske-Straße“ und an anderen Vorschlägen aus der Verwaltung keinen Gefallen. „Macht doch was mit Europa“, schlug er vor. Die Vorschläge wie „Londoner Bogen“, die auf das Engagement der britischen Investoren von Outlet Centres International (OCI) um Hans Dobke hinweisen sollten, fanden Zustimmung. Auch zu Greenwichstraße, zur Berliner Allee oder Göteborger Straße, die auf die gute Verbindung Zweibrückens zu dieser schwedischen Stadt hinweist. Berliner Allee war damals für die Flughafenverwaltung gerade eine hoffnungsvolle Anschrift. Die Althornbacher Ortschefin Ute Klein schlug die „Pariser Straße“ vor, um noch mehr auf die europäischen Nachbarn einzugehen. Als der Flugplatz wuchs, kamen die Stadtnamen von Budapest und Prag, von Wien und Luxemburg dazu, später noch der Straßburger Ring, wo es inzwischen weitere erfreuliche Betriebsansiedlungen gibt. Mit den Namen konnte der damalige Oberbürgermeister Hans Otto Streuber der Europäischen Kommission, die mehr dieser Straßennamen anregte, mitteilen – „hammer doch längschd alles schunn gemachd!“ Europa hatte hier Freunde. Kaum hatten die amerikanischen Militärs das Gelände geräumt, gab es im früheren „Knast“ des US-Flugplatzes im Eingangsbereich eine europäische Kunstausstellung. Der frühere Finanzamtschef und Vorsitzende des Pirmasenser Kunstvereins, Maximilian van de Sand, freute sich, dass dann auch im lothringischen Bitsch – „dess is e Vorord fun Zweebrigge“, sagte man in Bürgermeister Joseph Schaefers Amtszeit – dass auch dort gleichzeitig für die Kunst im ehemaligen Zweibrücker Wachgebäude geworben wurde. Gerade mal zwei Jahrzehnte und wenig mehr ist es her, dass man hier so stolz war auf den europäischen Gedanken und die damals amtierenden Kommissare. „Domols hammer dran geglaabd, heid misse ma dran glaawe!“, kann man nun sagen.

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