Zweibrücken Am Fasanerieberg trifft man ganz viele Bürgermeister

Friedrich Roesinger war der erste Oberbürgermeister von Zweibrücken. Nach ihm wurde eine große Straße am Fasanerieberg benannt –
Friedrich Roesinger war der erste Oberbürgermeister von Zweibrücken. Nach ihm wurde eine große Straße am Fasanerieberg benannt – hier ein Foto aus dem Jahr 2019.

In Zweibrücken geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Zumindest nicht mit den Straßennamen am Fasanerieberg.

Wer am Fasanerieberg die Fuchsstraße sucht, findet auch die Wolffstraße. Der Besucher staunt allerdings über das Doppel-F und das fehlende „s“. Also nichts mit Wolfsstraße. Der kundige Zweibrücker weiß vielleicht, dass es sich bei Wolff (Johann Baptist) um einen Zweibrücker Bürgermeister handelt.

Spätestens wenn er den Namen der benachbarten Roesingerstraße liest, weiß er, am Fasanerieberg wird der ehemaligen Bürgermeister gedacht. Von der Stadt kommend, findet man links der Fasaneriestraße die Christian-Schwarz-Straße, die Christoph-Knorr-Straße und die Esebeckstraße, die auch Freiherr-von-Esebeck-Straße heißen könnte.

Was macht Richard Wagner hier?

Aber was ist mit der Richard-Wagner-Straße? War ein solcher Namensträger Bürgermeister von Zweibrücken? Mitnichten. Hier wurde kurzerhand der Komponist Richard Wagner reingeschmuggelt und die ganze schöne Ordnung zerstört. Dabei gehörte die Wagnerstraße doch eigentlich nach Bubenhausen – zur Schubert-, Mendelssohn- und Beethovenstraße.

Ordentlich geht es im neueren Baugebiet am Fasanerieberg zu: Hier finden wir die Bürgermeister Christian Pfender (1800-1804) Friedrich Jericho (1805-1815), Jakob Locher (1815-1817) und Wilhelm Schultz (1867-1870) als Namensgeber vor. Aber fehlt da nicht noch einer? Nämlich Nikolaus Wolfangel. Das liegt vielleicht daran, dass er zweimal Bürgermeister war, nämlich von 1830 bis 1833 und von 1837 bis 1842. Ihm hat man eine Heimstatt unten am Marienstein gegeben, was auch kein schlechter Platz ist. Immerhin 25 Jahre war Gottfried Stengel, geboren 1800, Bürgermeister. Zum Dank wurde nur eine kleine Straße mit wenigen Häusern nach ihm benannt. Etwas größer ist die Froelichstraße, benannt nach dem Bankier Karl-Adolf Froelich, der nur von 1870 bis 1875 Bürgermeister war. Keine Straße ist nach Bürgermeister Peter Chandon benannt, der in der bayerischen Zeit Zweibrückens (ab 1816) nur kurze Zeit Bürgermeister war (1827-1829).

Der erste Oberbürgermeister von Zweibrücken

Vorletzter Bürgermeister in Zweibrücken vor dem Krieg war Friedrich Roesinger, nämlich von 1905 bis 1932 Er war der erste Berufsbürgermeister und der erste Oberbürgermeister in Zweibrücken und deshalb Namensgeber einer großen Straße. Wir stellen fest: Jeder Bürgermeister, der im Zeitraum von 1800 bis 1932 eine gewisse Zeit Stadtoberer war, hat einer Straße seinen Namen geben können.

Nur einer nicht: Karl Ernst Collofong, geboren 1900 in Lambrecht, hauptamtlicher Oberbürgermeister von 1932 bis 1945 – also in der Nazizeit. Nach dem Krieg durfte es einen Dienst nicht wieder antreten und wurde 1951 rückwirkend zum 1. April 1949 in den Ruhestand versetzt. Trotzdem machte er später Karriere als Verwaltungsgerichtsrat, Regierungsdirektor und schließlich als Regierungsvizepräsident bei der Bezirksregierung der Pfalz. Bei Wikipedia findet man übrigens keinen Eintrag über Collofong, aber in der RHEINPFALZ. So lesen wir am 12. November 2018 über eine besondere Stadtführung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Zweibrücken: Schon vor der Pogromnacht seien in unserer Stadt Häuser und Betriebe jüdischer Mitbürger „arisiert“ worden, das heißt zu einem Spottpreis verkauft worden. Museumsleiterin Charlotte Glück wies bei dieser Führung darauf hin, dass Karl Ernst Collofong, der damalige Oberbürgermeister, dieses Vorgehen auch noch 40 Jahre später als gerechtfertigt angesehen habe. Somit ist es wohl gerechtfertigt, dass er keiner Straße seinen Namen geben konnte.

Neun Oberbürgermeister nach dem Krieg

Keine der Straßen in Zweibrücken wurden nach einem Amtsinhaber nach dem Krieg benannt, immerhin gab es neun Oberbürgermeister in diesem Zeitraum: Ignaz Roth (1945-1959), Oskar Munzinger (1959-1969), Helmut Fichtner (1969-1979 ), Werner von Blon (1980-1993), Hans Otto Streuber (1993-1999), Jürgen Lambert (1999–2004), Helmut Reichling (2004–2012), Kurt Pirmann (2012–2018) und der amtierende OB Marold Wosnitza.

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