Zweibrücken Wosnitza vom eigenen Erfolg überrascht, Gauf will sich noch mal „richtig reinknien“

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Die Entscheidung über den nächsten Oberbürgermeister fällt am 14. Oktober zwischen Marold Wosnitza (SPD) und Christian Gauf (CDU). Die beiden holen zusammen 80 Prozent der Stimmen und lassen den vier übrigen Kandidaten nicht viel übrig. Wosnitza liegt in allen Stadtteilen vorn. Die Verlierer haben bisher noch keine Wahlempfehlung ausgesprochen.

Marold Wosnitza braucht eine ganze Zeit lang, bis er es glaubt. Als das allererste Wahllokal sein Ergebnis ins Rathaus meldet, liegt der Kandidat der SPD fürs Oberbürgermeister-Amt knapp vor Christian Gauf, dem Bewerber von der CDU. Wosnitzas Vorsprung wächst langsam. Aber er kann es noch nicht so ganz glauben. Er frotzelt mit seinem Parteifreund Frank Schmid, guckt auf die Leinwand mit den Ergebnissen, schaut sich um. Er würgt die kleine Sprudelflasche, die er in seinen Händen hält. Ansonsten lässt er sich seine Nervosität nicht anmerken. Als sein Vorsprung wächst und sich nach Auszählung der Hälfte der Wahllokale sein Sieg abzeichnet, wird er ernster. Er überlegt, was er nachher sagen will. Aber es bleibt dabei: Marold Wosnitza ist überrascht. Er hat mit diesem Erfolg nicht gerechnet. Und das sagt er auch so. Christian Gauf, der das Einlaufen der Ergebnisse ebenfalls im kleinen Sitzungssaal des Rathauses verfolgt, ist genauso ehrlich: Er ist enttäuscht. Er hatte nicht damit gerechnet, auf dem zweiten Platz zu landen. Und das sagt er auch so. Ob positiv überrascht oder enttäuscht: Für beide heißt es jetzt, die Ärmel hochkrempeln. Denn erst in drei Wochen entscheidet sich endgültig, wer künftig im Rathaus von Zweibrücken regiert. Wosnitza geht zwar mit einem Vorsprung in die Stichwahl, doch es gibt viele offene Fragen: Wie viele der Wähler, die gestern zur Urne gingen, werden das auch in drei Wochen tun? Die Erfahrung bei anderen Stichwahlen hat gezeigt, dass die Wahlbeteiligung meistens sinkt, selten steigt. Eine weitere wichtige Frage lautet: Wie werden sich die Wähler entscheiden, die gestern für Atilla Eren, Klaus Peter Schmidt, Andreas Wente oder Thomas Kewel stimmten? Zumindest Erens Wählerschaft könnte das Zünglein an der Waage sein. Wenn sie erstens den Weg zur Urne findet und wenn sie zweitens Erens Wahlempfehlung folgt, die dieser heute aussprechen will. Und nicht zuletzt ist die Frage offen, ob es Wahlberechtigte gibt, die im ersten Wahlgang zwar zu Hause blieben, die aber nun im zweiten mitstimmen. Das dürfen sie. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich gewöhnlich nur wenige, die sich im ersten Wahlgang enthalten, beim zweiten Mal dann eine Meinung bilden und an die Urne treten. Christian Gauf hat das Problem, dass er seit nunmehr einem Jahr das Amt des Oberbürgermeisters vertretungsweise und zusätzlich das des Bürgermeisters zeitgleich ausüben muss. Er sagt, er habe deshalb zu wenig Zeit für den Wahlkampf. Da der Beigeordnete Henno Pirmann (SPD) nach mehrwöchiger Krankheit wieder im Rathaus ist, will Gauf in den nächsten drei Wochen Aufgaben und Termine an Pirmann delegieren. Pirmann zeigt gestern Abend allerdings nicht die allergrößte Neigung, sich in die Pflicht nehmen zu lassen. „Das müssen wir erst mal sehen“, antwortet er auf eine entsprechende Nachfrage. Marold Wosnitza (SPD) liegt in allen Stadtteilen Zweibrückens vorn. Das beste Ergebnis erzielt er mit 57 Prozent in Wattweiler, gefolgt von 48 Prozent sowohl in Mörsbach als auch in Niederauerbach. Christian Gauf (CDU) hat seine besten Resultate in Ernstweiler und in Rimschweiler, je 39 Prozent, erreicht. Atilla Eren schneidet in der Stadtmitte am besten ab, 15 Prozent holt er da. AfD-Kandidat Klaus Peter Schmidt landet mit sechs Prozent sein bestes Ergebnis in Mörsbach. Der parteilose Andreas Wente erzielt in Niederauerbach, wo er auch gestern in seiner Gastwirtschaft hinterm Tresen stand, mit sechs Prozent sein bestes Resultat.

Sehr nachdenklich: Christian Gauf (CDU) zusammen mit Ehefrau Anja Gauf de Gruisbourne.
Sehr nachdenklich: Christian Gauf (CDU) zusammen mit Ehefrau Anja Gauf de Gruisbourne.
Als das Endergebnis feststeht, freut sich SPD-Kandidat Marold Wosnitza mit Ehefrau Heike Heb.
Als das Endergebnis feststeht, freut sich SPD-Kandidat Marold Wosnitza mit Ehefrau Heike Heb.
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