Zweibrücken Satztechnische Dichte

Beim Gottesdienst am Ostersonntag konnten die fast 400 Besucher der Heilig Kreuz Kirche ein neues geistliches Werk kennen lernen: Der Kirchenchor St. Cäcilien und Organistin Ingrid Leppert stellten unter der Leitung von Gerhard Jentschke die für den Diözesankirchenmusiktag im Oktober 2018 komponierte und dort im Speyrer Dom uraufgeführte Missa in f von Klaus Wallrath zum ersten Mal in Zweibrücken vor.

Der 1959 geborene Komponist Klaus Wallrath stammt aus Korschenbroich im Rheinland und ist nach Abschluss seiner Studien in Düsseldorf seit 1987 als Kantor und Chorleiter an der Basilika St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim tätig. Neben kirchenmusikalischen Werken hat er auch einige Kindermusicals geschrieben. „Die Messe erinnert mich an die anglikanische Kathedralmusik,“ erzählte Jentschke, der das Werk auch für die Uraufführung in Speyer zusammen mit anderen Chören einstudiert hatte. In Heilig Kreuz übernahmen etwa 25 Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores St. Cäcilia die Interpretation der Messe, die romantische Stiltraditionen aufgriff, aber durch ihre bei aller musikalischen Komplexität transparente und schnörkellose Struktur auffiel. Die einleitenden Sätzen Kyrie und Gloria, die der Chor in einem schlichten, dabei aber doch volltönenden Klangbild gestaltete, mündeten in jubilierende Halleluja-Rufe, die von der Empore herab die ganze Kirche füllten. In die hellen Sanctus-Rufe der hohen Soprane fiel schnell der ganze Chor ein, bis sich im Wechselspiel der verschiedenen Stimmgruppen ein kunstvolles Klanggeflecht entspann. Der zuversichtliche Charakter der liedhaften, fröhlichen Rufe entfaltete sich vor allem in einem bewusst einfach gehaltenen, einstimmigen Sprechgesang, der zum „Benedictus“ überleitete. Nach der Phrase „Qui tollis peccata mundi“ der hell schwebenden Soprane führte ein machtvoll gestaltetes Orgelthema im Stufengang die Stimmen abwärts zu den „Miserere“-Rufen. In noch tieferen Lagen trat das „Agnus Dei“ dazu, das den Opfertod Christi beschwor. Ein trotz seiner satztechnischen Dichte ungemein transparentes und gerade in seiner Einfachheit umso eindringlicheres Klangbild entstand so und mündete in den zart-verhaltenen und doch so intensiven Friedensruf „pacem“. Ein hymnenartiges Orgelzwischenspiel von Ingrid Leppert, dessen Harmonien stellenweise an die Tonsprache in Richard Wagners „Tannhäuser“ denken ließen, schlug um in eine ganz in barocker Manier fortgesponnene kurzgliedrige Begleitung, in zügigen Tempi fielen bei aller Klangfülle schlank geführte Chorstimmen in einem schönen, einheitlichen Klangbild ein. Einen ruhigen Gegenpol dazu bildete die Hymne „Das Königreich des Herrn“ mit ihrer bewusst einfach gehaltenen musikalischen Struktur. Nach dem Einsatz der tiefen Männerstimmen schwangen sich die Klänge immer mehr in die Höhe, sukzessive klinkten sich Tenor-, Alt- und Sopranstimmen in das zunehmend komplexer werdende Klangbild ein. In einem spannungsreichen Entwicklungsprozess steigerten sie sich zu drängenden, triumphierenden „Halleluja“-Rufen. Ganz authentisch war diese Zweibrücker Erstaufführung allerdings nicht: „Das Credo haben wir ausgelassen,“ sagte Chorleiter Jentschke schmunzelnd. „Das war zu lang.“

x