Zweibrücken Mick Jaggers Neffe

John Byron Jagger
John Byron Jagger

Der junge Mann, der um halb zehn zur Band stößt, ist der Beweis dafür, dass Ausstrahlung weitervererbt werden kann: John Byron Jagger, der Neffe von Mick Jagger, schreit, rotzt und singt sich die Seele aus dem Leib. Er ist das Juwel der Vargas Blues Band, die am Mittwoch in der Zweibrücker Konzerthalle am Flugplatz für karibische Gefühle sorgte.

Es ist 21.40 Uhr, als John Byron Jagger die Bühne entert. Er tut das still und leise, sodass viele der 30 Zuschauer zuerst gar nicht wissen, wer da mit seiner Mundharmonika ins Mikro trällert. Aber er ist es: lockeres Sakko, kariertes Hemd, und der Inbegriff der Lockerheit und des Sich-Treibenlassens. Das zieht sich durch die Lieder. So lässt er bei „Do You Love Me“ von den Blues Brothers alles raus. Ohne Weiteres gelingt es ihm, die Zuschauer zum Tanzen und Mitgehen zu bringen. Jagger, der auch tanzt, hat ein erstaunliches stimmliches Volumen: Er schafft die höheren Töne, die er bei manchen Liedern leicht schreit, aber auch die tiefen Klänge. Mitreißend, energetisch und abwechslungsreich – so kann man den 60-minütigen Auftritt Jaggers am besten beschreiben. Davor jedoch funktionieren die vier Mitglieder der Vargas Blues Band ebenfalls hervorragend. „Das nächste Lied passt perfekt zum Vollmond heute“, leitet Javier Vargas (E-Gitarre und Gesang) auf Englisch zum Song „Luna“ über. Peter Kunst am Schlagzeug, der ebenfalls singt, sorgt für die wirbelnden, teilweise immer schneller werdenden Latin-Rhythmen. Sänger Bobby Alexander und Luis Mayol an Bass und Mikro komplettieren das Quartett, das das karibische, sorgenfreie Lebensgefühl ausdrückt. Ein tanzendes Paar im Mondschein, das Rauschen der Wellen, ein Lagerfeuer am Strand: Das sind die Bilder, die die Vargas Blues Band aus Madrid vor dem inneren Auge entstehen lässt. Die Songs leben nicht vom Singen, sondern vom Rhythmus. Die Musiker schieben Soli ein, die die Congas zum Beben bringen und die E-Gitarre feurig erzittern lässt. Wie eine heulende Sirene spielt Javier Vargas seine E-Gitarre. Dieser unverkennbare Klang macht den karibischen Klang rockig und vereint sich ebenso gut mit der Stimme Jaggers wie auch mit den der Sänger in seiner eigenen Band. Bei „King of Latin Blues“, einem Song aus dem neuen Album, strahlt im Refrain die Sonne aus den Zeilen. Fetzige Momente wechseln sich mit berührenden ab. Es ist das Spiel der Verträumtheit, das so gekonnt rüberkommt. Den Jubel hat sich auch John Byron Jagger verdient, der die Töne nur so herausschreit und die Lieder mit seiner unverwechselbaren, rauen Stimme zum Glühen bringt.

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