Zweibrücken Die Diva flirtet mit den Zuschauern

Zu Beginn entführte die Operetten-Gala die Besucher in der Zweibrücker Festhalle in die Zeit des Zigeunerbarons.
Zu Beginn entführte die Operetten-Gala die Besucher in der Zweibrücker Festhalle in die Zeit des Zigeunerbarons.

Moderator Peter Josch hat nicht zu viel versprochen. Zum Frühlingsanfang am Mittwoch präsentiert die Opera Romana Craiova in der Festhalle in Zweibrücken einen „bunten Strauß an Melodien aus verschiedenen Operetten“. Sänger, Tänzer und das Orchester unter der Leitung von Dumitru Carciumaru überzeugen mit ihrer Leistung. Die 350 Zuhörer applaudieren am Ende frenetisch.

Mit der Ouvertüre des „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß eröffnet das große Orchester den Abend. Wunderbar, mal dramatisch, mal fröhlich erklingt die Melodie. Gerade das Tempo stellt an die Musiker hohe Herausforderungen, die jene aber problemlos meistern. Mit einem furiosen Schlussakkord endet dieser Teil. Peter Josch, der Moderator, gibt zu den Komponisten und Werken kurze Hintergrundinformationen, erzählt Anekdoten. Mit seinem leichten Akzent vollendet der Wiener das Operetten-Bild: Schließlich wurden doch die meisten Operetten „in der Heimatstadt Nummer zwei, Wien, oder Nummer eins, Budapest, geschrieben“, legt er schmunzelnd dar. Mit der Arie des Grafen Homonay aus dem „Zigeunerbaron“, „Her die Hand, es muss ja sein“, stellen sich die Darsteller vor. Der Hintergrundchor, der in seiner schicken Kleidung die in den Kulissen angedeutete Ballsaal-Atmosphäre unterstreicht, begleitet – wie noch häufig – auf angenehme Weise das Solo. Zwei Tanzpaare als adrette Soldaten und fesche Madeln kostümiert, ergänzen den schmucken Auftritt. Aus derselben Operette sind das Couplet des Barinhay und das Duett von Saffi und Barinhay. Nicht nur als Solist, sondern auch mit seiner Partnerin Renata Vari gefällt Alessandro d’Acrissa. Herrlich interpretieren die zwei „Wer hat uns getraut“, das der Chor leise untermalt. Die Verliebtheit, das zärtliche Verlangen verstehen die beiden eindrücklich umzusetzen. In welch schwindelnde Höhen sie ihre Stimme zu schrauben vermag, wird die Sopranistin auch in späteren Beiträgen zeigen; nicht zuletzt in der Arie „O habet Acht“ aus demselben Werk. Das Duo brilliert im zweiten Teil außerdem mit „Lippen schweigen“ aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe“. D’Acrissa glänzt als Prinz Sou-Chong aus dem „Land des Lächelns“. „Dein ist mein ganzes Herz“ singt er schmachtend. Und spätestens bei seinem letzten „Ich hab’ dich lieb“ hat er jede Frau erobert. In seiner Ansage hat Josch allerdings nicht vergessen, einen Wermutstropfen in die wundervolle Märchenwelt zu gießen. In einem Stück Zeitgeschichte erwähnt er, dass einer der Librettisten, Fritz Löhner-Beda, bei der Aufführung dieser Operette zum 70. Geburtstag des Komponisten nicht dabei sein konnte. Er war verhaftet und ins KZ nach Auschwitz gebracht worden, wo er 1942 verstarb. Seine an Lehár gerichteten Briefe mit der Bitte um Hilfe blieben unerhört. Düstere Gedanken verfliegen jedoch schnell. In dem Duett „Mädel guck – das ist die Liebe“ aus der „Csardasfürstin“ von Emmerich Kalman beweisen Noemi Modra und Laurentiu Nicu ihr Können. Fröhlich hüpft die Sängerin auf die Bühne, um sich anmutig singend ihrem Partner zu nähern. Abwechselnd und dann auch gemeinsam ist das Paar zu hören, das sich in Musik und Tanz prima ergänzt. Zum Fest des Prinzen Orlofsky aus „Die Fledermaus“ nehmen Sanja Radisic, Noemi Modra und Alessandro d’Acrissa das Publikum mit. Die Champagnerlaune überträgt sich dank des perfekten Spiels und Gesangs des Trios. Einen tollen Zsupan gibt Daniel Cornescu ab. Herzerfrischend intoniert er das Couplet „Das Schreiben und das Lesen“ aus dem „Zigeunerbaron“. Als echter Spaßvogel geriert er sich in der Rolle des Ministers in einer Szene aus „Wiener Blut“ von Johann Strauß. Er und Renata Vari als Gräfin harmonieren superb. Neben weiteren Auszügen aus „Die Fledermaus“ und „Wiener Blut“ setzt Vari mit „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus „Giuditta“ von Franz Lehár ein echtes Sahnehäubchen auf ihre bislang schon beeindruckenden Interpretationen. Sie singt nicht nur meisterhaft die Arie, sondern setzt sie auch lasziv in Szene. Betont langsam steigt sie die Bühnentreppe herab, flirtet heftig mit dem einen oder anderen Zuhörer. Zwei von ihnen lassen sich direkt auf einen kurzen Tanz mit der Künstlerin ein. Heftiger Applaus und Bravo-Rufe hallen ihr nach. Mit strahlenden Gesichtern verlassen die Besucher begeistert die Festhalle.

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