Kulturspiegel Zwischen den Schlossfestspielen

 Filippo Mineccia und die Akademie für Alte Musik Berlin im Ludwigsburger Schlosstheater.
Filippo Mineccia und die Akademie für Alte Musik Berlin im Ludwigsburger Schlosstheater.

Die Akademie für Alte Musik Berlin, die regelmäßig bei den Schwetzinger SWR Festspielen spielt, gab bei den Schlossfestspielen in Ludwigsburg ein eindrucksvolles Vivaldi-Konzert mit dem Countertenor Filippo Mineccia.

Am Wochenende war bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen (www.schlossfestspiele.de) das spätsommerlicher „Auswärtsgastspiel“ in Wolfegg. In der prachtvollen Pfarrkirche St. Katharinen konzertierten in einem Programm von Dufay bis zur Gegenwart das Leipziger Calmus-Ensemble und die Berliner Lautten Compagney. Erstes war auch schon in Speyer, Letztere ist Stammgast bei den Festivals im Schwetzinger Schloss, wo sie bei Winter in Schwetzingen auch heuer wieder auftritt.

Ein anderes traditionsreiches Berliner Originalklangensemble, die Akademie für Alte Musik Berlin (AKAMUS), war heuer einmal mehr bei den Schwetzinger SWR Festspielen dabei – und im Sommer auch bei den Schlossfestspielen in Ludwigsburg im dortigen Schlosstheater. Noch in bester Erinnerung ist der Auftritt von AKAMUS zum Reformationsjubiläum in Speyer mit der h-moll-Messe von Bach zusammen mit der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz unter Jochen Steuerwald.

Kurzfristige Übernahme

In Ludwigsburg sollte das Ensemble eigentlich den italienischen Countertenor Carlo Vistoli bei einem Vivaldi-Programm begleiten, doch der Sänger musste ganz kurzfristig wegen Corona-Folgen absagen. Sein Landsmann Filippo Mineccia, auch Countertenor, reiste kurzfristig aus Palermo auf Sizilien an und übernahm fast das ganze Programm mit den geistlichen Solo-Werken für Alt „Nisi Dominus“ (Psalm 126) g-Moll RV 608 und dem Stabat mater RV 621.

Es war schon faszinierend zu erleben, welche Verständigung Sänger und AKAMUS, angeführt von Konzertmeister Georg Kallweit, nach nur einer Probe bei ihrem hochverfeinerten und detailgenauen Vortrag erreichten. Filippo Mineccia überzeugte nämlich einmal mehr durch seinen überaus nuancierten Gesang mit subtiler, farbenreicher Tongebung und einer ausdrucksvollen und hochkultivierten Diktion. So war er Intensität dieser Werke von Vivaldi mit großem Nachdruck auf der Spur. Nicht auf äußere Virtuosität, sondern auf das Nachspüren der Vergegenwärtigung der Texte und deren Bedeutung in Musik war seine Wiedergabe ausgerichtet.

Betörendes Schlaflied

Einen ganz starken und sehr lange nachhallenden Eindruck machte denn auch seine Zugabe mit dem Schlaflied „Dormi, o fulmine di guerra“ aus Alessandro Scarlattis Oratorium „La Giuditta“. Diese betörende Arie ist ein Stück, dass Filippo Mineccia nicht nur sehr gerne, sondern auch unvergleichlich singt.

Das Gute: ab dem 16. Januar singt Filippo Mineccia in der Region. Er tritt in der Oper „Siroe“ bei den Händel-Festspielen im Badischen Staatstheater in Karlsruhe auf (www.staatstheater.karlsruhe.de).

Famos waren auch die spannenden instrumentalen Beiträge von AKAMUS mit dem Concerto g-Moll RV 157, der Sinfonia „Al Santo Sepolcro“ h-Moll RV 169, dem Concerto für zwei Violinen und Violoncello d-Moll RV 565 von Vivaldi sowie Giuseppe Torellis Concerto a Quattro g-Moll op. 8 Nr. 6.

Freuen wir uns auf die Wiederbegegnung mit dem Sänger und der Akademie für Alte Musik.

x