Speyer Zuzana Ferjencikova spielt an den Orgel im Dom

Zuzana Ferjencikova: Die Organistin auf dem Cover ihrer neuen Doppel-CD, aus deren Programm sie auch im Dom Stücke spielen wird.
Zuzana Ferjencikova: Die Organistin auf dem Cover ihrer neuen Doppel-CD, aus deren Programm sie auch im Dom Stücke spielen wird.

Am 14. Oktober spielt Zuzana Ferjencikova beim Internationalen Orgelzyklus im Dom. Die Schülerin von Jean Guillou wird auch ihre neue CD präsentieren, aus deren Programm einige Werke im Dom erklingen werden.

Am Donnerstag ist sie in Speyer angekommen, in der Nacht zum Freitag hat sie sich mit der Orgelanlage im Dom vertraut gemacht. Vom Dom und seinen Orgeln ist Zuzana Ferjencikova bei ihrem ersten Besuch hier sehr beeindruckt und fasziniert von den Möglichkeiten der Instrumente. Hier könne sie Wunderbares entdecken, sagt sie: gerade im Dialog von Chor- und Hauptorgel. Hier sei gleichsam ein Wechselspiel von zwei Orchestern möglich. Und Musik, die zunächst für Orchester gedacht ist, spielt sie am 14. Oktober auch mit den Orgeltranskriptionen zweier Symphonischer Dichtungen von Franz Liszt durch den französischen Organisten Jean Guillou, bei dem Zuzana Ferjencikova studiert und viel zusammengearbeitet hat.

In Speyer stellt sie denn auch ihre neue Doppel-CD vor, auf der sie Werke von Guillou und Liszt-Transkriptionen von diesem spielt. Entstanden sind die Aufnahmen in Paris in der Kirche Saint-Eustache, an der Jean Guillou tätig war. Die dortige Van-den-Heuvel-Orgel hat übrigens noch 18 Register und über 2500 Pfeifen mehr als die große Orgel im Speyerer Dom und liegt Zuzana Ferjencikova besonders am Herzen. Jede Orgel sei anders und ein eigenes Universum, sagt sie. Die Orgel in Saint-Eustache sei eine starke Persönlichkeit, wie ein lebendiges Wesen – und auch wegen der Erinnerung an Jean Guillou habe sie zu diesem Instrument eine besondere emotionale Beziehung.

Persönliche Interpretation

Die Musik von Franz Liszt und Jean Guillou sind ein Schwerpunkt im Repertoire von Zuzana Ferjencikova, das natürlich Orgelwerke aus allen Epochen umfasst. Sie spielt Liszt auf modernen und historischen Orgel. So hat sie die erste CD ihrer Gesamtaufnahme der Orgelwerke von Franz Liszt in der Kathedrale St. Nikolaus in Fribourg in der Schweiz auf der Orgel von Aloys Mooser gemacht, auf der schon der junge Liszt gespielt hat.

Doch es geht ihr nicht um „künstlichen“ Historismus, sondern immer um eine persönliche Interpretation und um die Vergegenwärtigung der Kunst für uns heute – und deshalb nutzt sie gerne die Möglichkeiten der neuen Orgeln.

Die in der Slowakei geborene Zuzana Ferjencikova begann als Pianistin (schon früh geprägt von Lehrern aus der russischen Klaviertradition) und spielt – wie sie selbst sagt – noch immer täglich Klavier. Sie gibt auch Klavier- und Orgelkonzerte im Verbund. Das Spielen auch der Orgelliteratur auf dem Klavier ist für sie ganz wichtig, um eine feine Anschlagskultur zu entwickeln, die dann auch beim Spielen auf der Orgel wesentlich werde. Dabei wird dann die Imaginationskraft der Spielerin beziehungsweise des Spielers wichtig. Es gehe darum, der Orgel, jeder Orgel beim Spielen eine Seele zu geben und durch die „Dynamik des Denkens“ das Spiel zu differenzieren. Dadurch sei auf der Orgel alles möglich.

Durchdachte Programmdramaturgie

Sie selbst kam erst nach der Wende zur Orgel – und erzählt, dass ausgerechnet in ihrem Geburtsort Lucenec dann ein (kleines) Konservatorium für Kirchenmusik eröffnet wurde. Später studierte sie in Bratislava und Wien, ehe sie dann zu Jean Guillon nach Paris ging.

Ihre Programme haben immer eine durchdachte Dramaturgie, das ist auch heute Abend so. Sie beginnt mit einer Komposition des Renaissance-Komponisten Gesualdo da Venosa, spielt zwei kurze Stücke von Max Reger und dann eben Liszt („Orpheus“ und „Prometheus“ in Guillous Orgelfassungen) und die „Éloge“ von Jean Guillon). Schon das Stück von Gesualdo ist voll von expressiver Chromatik (also vielen Halbtonschritten). Im Grunde hätten Gesualdo und Liszt – und später Jean Guillou) in analoger Weise in harmonischer Spannung nach gesteigertem musikalischen Ausdruck gesucht, sagt sie. Sie verfolgt in ihrem Programm Verbindungslinien über die Zeiten hinweg.

Komposition auf Zeit

Was die Liszt-Transkriptionen von Jean Guillou angehe, so seien diese keine bloßen Übertragungen der Orchesterpartitur auf die Orgel, sondern authentische neue Orgelwerke von großer Eigenständigkeit und Kreativität. So schreibe Guillou teilweise neue Stimmen hinzu, füge chromatische Wendungen und finde nicht zuletzt dadurch ungewohnte Lösungen, um orchestrale Wirkungen aus dem Original auf der Orgel nachvollziehbar zu machen und quasi den Geist der Vorlage auf dem Instrument nachzuempfinden.

2004 gewann Zuzana Ferjencikova den ersten Preis beim Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb in Haarlem (Niederlande). Heute Abend wird sie am Ende des Konzerts auch über ein vom Publikum spontan gestelltes Thema improvisieren. Für die auch als Komponistin tätige Musikerin ist eine solche Improvisation eine „Komposition auf Zeit“. Zu Beginn habe sie die Form im Kopf – und dann sei die Improvisation eine Gratwanderung zwischen freier Fantasie und klarer formaler Struktur. Sie will dabei keine Stilkopien bieten, sondern ihren persönlichen Stil zeigen.

Info

Das Orgelkonzert mit Zuzana Ferjencikova beginnt heute um 19.30 Uhr im Dom zu Speyer. Bereits um 18.45 Uhr ist das Praeludium, das Vorgespräch mit der Künstlerin auf dem Königschor. Die neue Doppel-CD ist heute Abend zum Sonderpreis von 25 Euro erhältlich.
https://ferjencikova.info/

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